„Du wirst mehr in den Wäldern finden als in den Büchern“, schrieb Bernhard von Clairvaux. Wir haben uns auf die Suche gemacht und stellen Ihnen Besonderheiten aus den Wäldern rund um Stuttgart vor. Heute: Weitere Waldgedichte.

Stadtleben/Stadtkultur: Jan Sellner (jse)

Stuttgart - Zu unserer Waldserie erreichen uns erfreulich viele Zuschriften – darunter etliche Gedichte, die wir hier in gerne wiedergeben, weil Leserinnen und Leser damit ihre Verbindung zum Wald zum Ausdruck bringen. Ein Ehepaar aus Fellbach verweist auf Verse von Margot Bickel aus dem Buch „Bäume berühren den Himmel“:

 

Im Schatten/eines Baumes/rasten/den

Augenblick/erspüren/den Stamm/im

Rücken/den Duft des Holzes/in der Nase/

das Rauschen/der Blätter/in den Ohren/

Rasten/den Augenblick/erspüren/Leben/

ereignet sich/Jetzt

Leserin Ingrid Krings weist darauf hin, dass das zuletzt am 19. August zitierte Hermann-Hesse-Gedicht von der gestutzten Eiche auf Tafel 6 des Karlsruher Gedichtspfades zu finden ist.

Frau Krings fühlt sich von dem Waldgedicht „Mittag“ von Hermann Ludwigs Allmers besonders angesprochen:

Rings alles still – wohin man horcht

und späht,

Im schatt’gen Walde, wie auf lichter Flur;

Nicht einmal eines einz’gen Vogels Laut,

Kein Blattgesäusel, keines Hauches Wehn,

Denn die Natur hält ihren Odem an.

Weißglühend senkt die Sonne

scheitelrecht

Ihr Strahlenmeer herab aufs stille All,

Und kein Gewölk am ganzen Horizont

Erspäht der Blick, nur eine weiße Flocke

Hängt leuchtend dort, ganz einsam,

wie verloren,

Ganz regungslos im glühenden Azur.

„Es schlummert Pan“, so redeten sie einst.

„Seid stille, stört den Geist des Waldes

nicht.“

Nun aber ist er tot, der alte Pan.

Und mit ihm sind gestorben der Dryaden

wie der Najaden gütige Gestalten,

Die schützend tief im Walde Wohnenden,

In grüner, quelldurchrauschter

Einsamkeit, –

Dahin die ganze alte schöne Welt.

Du aber, Mensch, befolge noch das Wort;

Sei still in wunderbarer Mittagszeit,

Dass du den Traum des Waldes

nimmer störst

Durch wüsten Lärm, und lass

die Arbeit ruhen

Und ruhe selbst und träume. Es ist süß,

Ganz aufzugehen in das große Schweigen

Und eins zu werden mit der Natur.

Hans Jürgen Gräser aus Ditzingen-Schöckingen steuert einen Dreizeiler über den Schöckinger Wald aus eigener Feder bei:

In dem wunderschönen Wald,

da wünsch im mir:

Zu zweit zu sein und halb so alt. Welche Waldgeheimnisse kennen Sie? Wir sind gespannt. Schreiben Sie uns per Mail: lokales@stzn.de oder per Post: Zentralredaktion, Postfach 10 44 52, 70039 Stuttgart, Stichwort: Wald.