Achmed Jaabari ist der starke Mann der Hamas in Gaza. Er ist die Schlüsselfigur beim Austausch der Gefangenen - so auch bei Gilad Schalit.

Gaza/Jerusalem - In der Geiselaffäre Gilad Schalit spielt Achmed Jaabari (49) im wahrsten Wortsinn eine Schlüsselrolle. Und das nicht nur bei den Verhandlungen in Kairo, wo er sich seit Tagen aufhält. Auch als Chef des bewaffneten Flügels der Hamas in Gaza besitzt er die letzte Befehlsgewalt. Er entscheidet, ob sich für den vor fünfeinhalb Jahren gekidnappten israelischen Soldaten auch wirklich die Tür in die Freiheit öffnet.

 

Über Jaabari heißt es, er sei der starke Mann der Hamas in Gaza. Seit der Entführungsaktion im Juni 2006 und dem Putsch gegen die Fatah ein Jahr später galt er als die heimliche oberste Autorität in Gaza.

Jaabari steht im Ruf, noch skrupelloser, noch fanatischer als jeder andere in der Hamas zu sein. Die Issedin-al-Kassem-Brigaden hat der Kämpfer zu einer durchorganisierten Armee nach dem Vorbild der Hisbollah geformt. Israelische Sicherheitsexperten bezeichnen ihn deshalb mit einiger Berechtigung als den "Generalstabschef" der Hamas.

Ausgeklügelter Sinn für Machtstrukturen

Neben einem strategischen Kopf wird Jaabari auch politisches Talent attestiert. Er ist so etwas wie die oberste Autorität in Gaza. Sein Wort jedenfalls hat weit mehr Gewicht als das des politischen Flügels der Islamisten, vertreten von dem vergleichsweise pragmatischen Premier Ismael Hanija. Jedenfalls scheinen auch die geistlichen Führer, der Hamas-Klerus, Jaabari eine Rolle zuzugestehen, die über das Militärische hinausreicht.

Bei alldem legt Jaabari einen ausgeklügelten Sinn für Machtstrukturen an den Tag. Seine drei Ehefrauen sind allesamt mit hochrangigen Hamas-Führern verwandt. Seine jüngste Gattin etwa ist die Tochter des früheren Politchefs der Hamas in Gaza, Abdel Asis Rantisi.

Er wurde von den Israelis im Jahr 2004 in einer gezielten Tötungsaktion ausgeschaltet. Jaabaris Sohn wiederum hat die Tochter des getöteten Hamas-Guru Scheich Achmed Yassin geheiratet. Auch zur Exilführung in Damaskus soll Jaabari einen persönlichen direkten Draht unterhalten.

Im Knast wechselte Jaabari die Seiten

Die Karriere des mächtigen Mannes begann allerdings in jungen Jahren als Fatah-Kämpfer unter dem Nom de Guerre "Abu Mohammed". 1982 wurde er von den Israelis verhaftet und zu 13 Jahren Gefängnis verurteilt. Im Knast wechselte er die Seiten und schloss sich der Moslemischen Bruderschaft an, aus der später die Hamas entsprang. Entlassen wurde er erst nach der Verbüßung seiner Gesamtstrafe.

Jaabari hatte sich geweigert, als Gegenleistung für seine Freilassung eine Selbstverpflichtung zu unterschreiben, künftig dem bewaffneten Kampf fernzubleiben. Ende der neunziger Jahre dann inhaftierten ihn die palästinensischen Sicherheitsbehörden, damals unter Führung von Mohammed Dahlan, für mehrere Jahre in Gaza. Als nach Ausbruch der Intifada die israelische Armee die Gebäude der palästinensischen Autonomieverwaltung bombardierte, ließ PLO-Chef Yassir Arafat die Gefängnistore öffnen.

Jaabari kam frei, stieg bis in die Führungsetage der Hamas auf und nahm schließlich den Platz von Mohammed Deif ein, dem Befehlshaber über die Hamas-Truppen, der einen israelischen Tötungsversuch nur als Krüppel überlebt hatte.