Beißenden Humor wollen die Geislinger Politpromis beweisen, die sich beim dortigen Kulturherbst gegenseitig auf die Schippe nehmen werden. Auch die Stadtratten geben ihren Senf dazu.

Region: Corinna Meinke (com)

Geislingen - In diesem Jahr wird das Geislinger Rathaus 100 Jahre alt. Das war der Anlass für seine längst fällige gründliche Renovierung. Das Rathausjubiläum soll im Rahmen des Geislinger Kulturherbstes gebührend mit einem Kabarettabend gefeiert werden. Und weil das Einweihungsjahr 1916 den Geislinger Stadtarchivar Hartmut Gruber mächtig inspiriert hat, kam er auf die Idee, gleich das gesamte Kulturprogramm an diesem Datum auszurichten.

 

Vom Kaiserreich bis zur Republik

Zwanzig Veranstaltungen bilden vom 23. September bis zum 23. Oktober das Programm des Kulturherbstes, der die Spanne vom Kaiserreich bis zur Republik aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet. Musik, Theater, Vorträge, Filme und Lesungen sollen dazu Unterhaltendes und Anregendes bieten. Da geht es beispielsweise um den Kampf um das Frauenwahlrecht, die musikalischen Umbrüche von der Romantik in die ungewohnten Harmonien der neuen Musik oder um die Grausamkeit des Krieges aus der Sicht der einfachen Soldaten, wie es die Verfilmung des Bestsellers „Im Westen nichts Neues“ von Erich Maria Remarque vor Augen führt.

Die Geislinger Politpromis nehmen sich gegenseitig auf die Schippe

Den Anfang macht am Freitagabend die Provinzposse „Das Geislinger Rathaus, wie es singt und lacht“, bei der sich eine ganze Menge Akteure aus dem Rathaus gegenseitig auf die Schippe nehmen. Mit von der Partie ist ein munteres Ensemble stadtbekannter Persönlichkeiten und Künstler. Angefangen bei Frank Dehmer, der vom Oberbürgermeister zum Bürgermeister degradiert wird und sich dazu noch über seinen Amtsboten in Person von SC-Vorstand Reinhard „Eia“ Binder ärgern muss.

Bei dem Kabarettabend, der um 20 Uhr auf der Rätschebühne beginnt, soll auch Ritter Kunibert alias der CDU-Fraktionssprecher Holger Scheible von seinem Turm herabsteigen und nach dem Rechten schauen, gefolgt vom Hochschulprofessor in Ruhe, Werner Ziegler, der ebenfalls seinen hochgeistigen Senf beisteuert, wie es in der Ankündigung heißt.

Auch die Stadtratten geben ihren Senf dazu

Bühnenerfahrung bringt vor allem auch Roland Funk mit, der Fraktionssprecher der Freien Wähler und Vorsitzende vom Kunst- und Geschichtsverein, der manchen spöttischen Kalauer aus dem Gemeinderat beisteuern will. Bei einem solchen Ereignis dürfen auch nicht die Stadtratten, die Geislinger Stadtratsband, fehlen, die das Rathausgeschehen musikalisch glossieren.

Als Moderator hat sich der SPD-Stadtrat Sascha Binder angekündigt, der offenbar versprochen hat, den kabarettistischen Haufen halbwegs unter Kontrolle zu bringen. Der Erlös des Abends, für den die Stadt Geislingen, der Verein Rätschenmühle und die Kaiser-Brauerei als Veranstalter fungieren, wird dem Geislinger Gutscheinheft und damit Bürgern mit eingeschränkten finanziellen Möglichkeiten zugute kommen.

Höhepunkte der ersten Woche

Kindermusical:
Das Goldene Kalb“ ist der Titel des Musicals für Kinder, das die Kinderkantorei der Stadtkirche im Rahmen des Geislinger Kulturherbstes auf die Bühne bringt. Aufführungsort ist am Samstag, 24. September, die Evangelische Stadtkirche, Beginn ist um 17.30 Uhr.

Ausstellung
: In der Stadtbücherei in der Mag wird am Montag, 26. September, um 19.30 Uhr die Schau „Frauen im Aufbruch“ zur Einführung des Frauenwahlrechts 1919 eröffnet.

Göttertage
heißt eine Lesung in der Stadtbibliothek, in der die Geislinger Lyrikerin Gabriele Glang fiktionale Monologe der Malerin Paula Modersohn Becker präsentiert, die 1906 als noch unbekannte, erfolglose Künstlerin vom ländlichen Worpswede nach Paris aufbrach. Die Musik dazu liefert Jim Martin, Beginn ist um 19.30 Uhr.

Vortrag
: Der Geislinger Claus Bisle nimmt seine Gäste am Donnerstag, 29. September, um 19.30 Uhr in der Galerie im Alten Bau anhand von Hörbeispielen mit auf eine Reise durch das musikalische Europa von 1916.

Musik:
Das Comedian Jazz Quintett mit dem Geislinger Martin Hueber serviert im Gewölbekeller von Blumen Burr am Freitag, 30. September, um 20 Uhr mit Titeln wie „Tiger Rag“ oder „At the Jazz Band Ball“ Musik der legendären Original Dixiland Jazz Band von 1917.