Der Mietvertrag ist nach zehn Jahren nicht mehr verlängert worden, jetzt droht der Geislinger Musikerinitaitive Miev die Obdachlosigkeit.

Region: Corinna Meinke (com)

Geislingen - Nach zehn Jahren steht bei der Geislinger Miev, der Musikerinitiative, wieder alles auf Anfang. Der Verein sucht dringend neue Räume, weil der Mietvertrag für ihr Quartier in der Geislinger Seemühle nicht mehr verlängert wurde. Seit dem Jahr 2007 diente das Gebäude mit seiner Musikkneipe als kultureller Dreh- und Angelpunkt für Partys und Konzerte. Bekannt ist die Seemühle auch für die beliebten Poetry-Slam-Veranstaltungen.

 

Der Mietvertrag ist bereits im Januar abgelaufen

„Wir hatten bereits ein neues Domizil in Aussicht“, berichtet Daniel Cannatella, der im Verein für die Finanzen zuständig ist. Allerdings scheiterte der Umzug an der zu geringen Raumhöhe. Mindestens viereinhalb bis fünf Meter seien notwendig, um eine Bühne einbauen zu können. Allmählich dränge die Zeit, klagt der Kassierer, denn das im Januar bereits abgelaufene Mietverhältnis sei lediglich bis Ende Mai verlängert worden.

Bis dahin wollen die Vorstandsmitglieder der Miev noch acht Veranstaltungen, darunter Rock- und Funkkonzerte sowie das Jahreskonzert der Musikschul-Starterband, auf die Bühne in der Seemühle bringen. Solche Kooperationen sind typisch für den Verein, der seine Räume auch dem Stadtjugendring für seinen Bandcontest zur Verfügung stellt und den Stammtisch des grünen Ortsverbands beherbergt. Bis zu 45 Veranstaltungen pro Jahr stemmt der harte Kern der Miev, die rund 60 Mitglieder zählt. Damit ist der Verein sozusagen die kleine Schwester unter den freien Geislinger Kulturinitiativen, vergleicht man sie mit der Geislinger Rätschenmühle, die seit 1980 im Süden der Stadt in der Schlachthausstraße für rund hundert Konzerte, Kabarett- und Theaterabende pro Jahr ein Publikum findet.

Legendär sind die „5-Valley-Tape-Sampler“

Im Windschatten der etwas älteren Rätsche wurde die Musikerinitiative Miev, die vor allem lokalen Bands ein Podium bieten möchte, im Jahr 1988 gegründet. Legendär sollen die „5-Valley-Tape-Sampler“ sein, die zunächst auf Kassetten und später auf CDs eingespielt wurden. Damit sei kulturelle Geschichte in Geislingen geschrieben worden, behauptet ein Eintrag auf der Homepage des Vereins. Zehn Jahre später schlief die Initiative offenbar auch mangels eigener Räume zunächst wieder ein, bevor die nächste Generation, die zweite Auflage der Miev, von 2007 an ihr Glück als Veranstalter versuchte. Inzwischen habe sich die Musikkneipe am Rande der Geislinger Altstadt zum Treffpunkt für junge und ältere Semester entwickelt, berichtet Cannatella, der dem Verein auch als Licht- und Tontechniker die Treue hält und froh ist, dass man sich derzeit keine finanziellen Sorgen machen müsse. Dank eines städtischen Zuschusses erhalte die Miev Zuwendungen von der Landesarbeitsgemeinschaft der Kulturinitiativen und Soziokulturellen Zentren Baden-Württemberg.