Mit der Kündigung des transpazifischen Freihandelsabkommens durch die USA sinken auch die Chancen für das transatlantische Abkommen TTIP zwischen Europa und den Vereinigten Staaten, meint Wirtschaftskorrespondent Roland Pichler.

Berlin - Verkehrte Welt: Gerade die republikanische Partei, die in den letzten Jahrzehnten in Amerika für freien Handel stand, verabschiedet sich vom Freihandelsabkommen mit Pazifik-Staaten. Dass dies zu den ersten Entscheidungen des neuen Präsidenten Donald Trump gehört, gibt die Richtung vor. Trump betrachtet multilaterale Verträge über den grenzenlosen Handel als Grund für den Verlust von Arbeitsplätzen in Amerika. Es liegt auf der Hand, dass mit diesen Weichenstellungen auch die Aussichten für das europäisch-amerikanische TTIP-Abkommen weiter sinken. Der unfertige Entwurf wird wohl lange in der Schublade liegen bleiben.

 

In der Handelspolitik deuten sich folgenreiche Rückschritte an: Die Verträge über die nordamerikanische Freihandelszone Nafta will Trump neu verhandeln. Aufgeschlossen zeigt sich der neue Mann im weißen Haus dagegen für die Idee, mit Ländern wie Großbritannien bilaterale Freihandelsabkommen zu schließen. Doch dies ist ein kleinteiliger und umständlicher Weg. Das Zusammenwachsen der Weltwirtschaft wird so nicht gefördert.

Die neue US-Administration setzt sich über ihre Vorgänger hinweg

Erschreckend ist, wie sich die neue US-Administration darüber hinwegsetzt, was Vorgängerregierungen für richtig erachteten. In den globalen Foren wie der G 20 verpflichteten sich die USA, die Regeln des freien Handels zu achten. Das soll auf einmal nicht mehr gelten. Auf Dauer ist Abschottung aber kein erfolgreiches Konzept. An südamerikanischen Ländern wie Argentinien und Brasilien zeigt sich, wohin Protektionismus führt: Die Unternehmen werden weniger wettbewerbsfähig, Länder fallen im Export zurück, was negative Folgen für Wachstum und Arbeitsplätze hat.

Mit seiner Entscheidung gibt Trump Einfluss aus der Hand. Mit dem transpazifischen Freihandelsabkommen wollten zwölf Staaten die Standards im Welthandel setzen. Wenn die USA ausscheren, könnte China versuchen, die Leerstelle auszufüllen. Das sind nicht nur für die Amerikaner, sondern auch für die Europäer beunruhigende Aussichten: Denn ein multilaterales Freihandelsabkommen mit China wäre zweifellos ein Pakt mit niedrigen Standards bei Verbraucherrechten und Gesundheitsschutz. Wenn solch ein Abkommen der weltweite Maßstab würde, hätten auch die Europäer ein Problem. Nichtstun ist deshalb für Europa keine Alternative.