Autos mit gelber Umweltplakette haben in Stuttgart bald Fahrverbot. Das betrifft mehr als 12.000 Fahrzeuge. Ausnahmen gibt es nur wenige.

Stuttgart - Der Countdown läuft: Vom 1. Januar 2012 an ist die Landeshauptstadt für Fahrzeuge mit gelber Umweltplakette tabu. Nach Berlin, Hannover und Leipzig ist Stuttgart die vierte Großstadt, die allen Fahrzeugen ohne grünen Aufkleber "Hausverbot" erteilt.

 

Betroffen davon sind allein in Stuttgart laut Zulassungsstelle mehr als 12.000 Fahrzeuge; insgesamt sind in der Region laut ADAC noch rund 150.000 "gelbe" Wagen unterwegs. Die EU dringt im Kampf gegen die dicke Luft auf Erfolge, die in Stuttgart allerdings immer noch auf sich warten lassen: Bereits Ende August lagen die Feinstaubwerte am Neckartor mit 65 Tagen über dem Grenzwert schon fast um 100 Prozent über dem gesetzlichen Limit von 35 Tagen im Jahr.

Alle betroffenen Fahrzeughalter wurden im Juni von der Stadt brieflich über Nachrüstmöglichkeiten informiert und gebeten, ihr Fahrzeug mit einem Partikelfilter nachzurüsten. Die Empfänger erhielten auch eine individuelle Abfragenummer, um bei Werkstätten oder im Internet konkrete Angebote einholen zu können.

 Zugriffe auf die Infohomepage zur Umweltplakette sind gestiegen

Die gemeinsam mit dem Regierungspräsidium, der Kfz-Innung der Region und dem Automobilclub ADAC initiierte Informationskampagne zeitigte schnell Wirkung: "Die Zugriffe auf die zur Information empfohlene Homepage (siehe Anmerkung) sind deutlich angestiegen", erklärt Christian Reher, Geschäftsführer bei der Kfz-Innung Region Stuttgart.

Statt 1.000 Zugriffen - wie in den Monaten zuvor - sei die Zahl rasch auf 2.300 Abfragen hochgeschnellt. "Im Juli hat sich die Resonanz dann noch einmal auf 4.700 Abfragen verdoppelt." Im Urlaubsmonat August seien die Klicks zwar zurückgegangen. "Sie lagen aber mit 1.800 Zugriffen immer noch deutlich über dem Durchschnitt", so Reher.

Wie viele dieser Autofahrer anschließend auch eine Werkstatt aufgesucht haben, um einen Rußfilter einbauen zu lassen, kann die Innung allerdings nicht mit Zahlen belegen. "Es gab in unseren Fachwerkstätten aber eine recht positive Resonanz auf unsere gemeinsame Initiative", betont der Innungsvorsitzende Bernhard Schäufele. Es könne aber durchaus noch besser laufen.

 Rußfilter-Einbau soll wieder gefördert werden

Doch die im März 2011 ausgelaufene Förderung des Rußfilter-Einbaus in Höhe von 330 Euro hemme die Bereitschaft zur Nachrüstung. "Inzwischen denkt die Bundesregierung aber über eine erneute Förderung nach", hofft Schäufele. "Diese muss unbedingt rasch kommen und auch rückwirkend gezahlt werden."

Nach Ansicht der Fachleute stehen die Chancen gut, durch den Einbau eines je nach Modell zwischen 600 und 2.000 Euro teuren Partikelfilters eine grüne Plakette für die freie Fahrt in alle Umweltzonen zu erhalten. "Gut drei Viertel der in Stuttgart zugelassen Fahrzeuge mit gelbem Bäbber sind nachzurüsten", erklärt Reher.

Bei den übrigen 4.000 Fahrzeugen müsse anhand des Fahrzeugscheins in der Werkstatt geprüft werden, ob ein Filtereinbau möglich ist. "Der Halter kann auch eine PDF-Kopie des Fahrzeugscheins per E-Mail an die Adresse service@katundfiltersuche.de schicken", so der Fachmann.

Auch bei nicht so gängigen Modellen bestehe eine Chance auf einen Filter, wenn sich genug Halter meldeten. Dann könne ein bezahlbarer Filter in Kleinserie produziert werden. "Wer sich aber gar nicht meldet, der hat überhaupt keine Nachrüstchance", betont Reher.

Kriterien für Ausnahmeregelungen sind eng gefasst

Die Stadt rechnet mit knapp 19.000 Anträgen auf eine Ausnahmegenehmigung. "Das Land hat die vom 15. September an geltenden technischen und wirtschaftlichen Kriterien für Ausnahmen sehr eng gefasst", betont Bernd Eichenauer, der stellvertretende Leiter der Straßenbehörde.

Für die Kommune gebe es keinen Spielraum. Das bestätigt sich bei abgelehnten Anträgen auf eine Ausnahmegenehmigung: "Wir benötigen eine Bescheinigung Ihres Steuerberaters, worin bestätigt wird, dass Kauf, Miete oder auch Leasing eines gebrauchten Ersatzfahrzeugs mit grüner Plakette zu einer Existenzgefährdung führen würde", heißt es einer der StZ vorliegenden Antwort der Stadt.

Möglich sind Sonderregelungen noch für im Stadtgebiet wenig bewegte Wohnmobile mit gelber Plakette: Deren Besitzer dürfen dann die Stadt nur noch auf einer festgelegten Strecke verlassen oder auf dieser Route zurückzukehren. Voraussetzung dafür ist, dass das Wohnmobil nicht mit einem Rußfilter nachgerüstet werden kann.

Weitere Informationen zum Thema unter

www.katundfiltersuche.de