Im Frühjahr hatte Weissach mit Gewerbesteuereinnahmen von rund 51 Millionen Euro gerechnet, nun dürften es knapp 64 Millionen Euro werden.

Weissach - Vor allem dank des Sportwagenherstellers Porsche wird Weissach (Kreis Böblingen) im laufenden Jahr voraussichtlich 12,9 Millionen Euro mehr Gewerbesteuer einnehmen als bisher angenommen. Die neuen Zahlen hat der Kämmerer Horst Haindl am Montag auf den Tisch gelegt, als er während der Gemeinderatssitzung den Nachtragshaushalt für 2011 vorstellte - also die Finanzdaten aktualisierte. Im Frühjahr hatte er mit Gewerbesteuereinnahmen von rund 51 Millionen Euro gerechnet, nun dürften es knapp 64 Millionen Euro werden.

 

Zwar nannte Haindl keine Firmennamen, denn er ist als Kämmerer dem Steuergeheimnis verpflichtet, der Grund für den Geldsegen dürften aber die operativen Geschäfte sein, die Porsche in den vergangenen Monaten gemacht hat. Der Autobauer verzeichnet in diesem Jahr große Absatzzuwächse. Seine Jahreszielmarke von 100.000 verkauften Autos hat er bereits im Oktober erreicht. Vor allem in den USA und China brummt das Geschäft, Deutschland ist der drittwichtigste Markt. Und weil die Ingenieure im Weissacher Entwicklungszentrum einen beachtlichen Teil der Porsche-Technik ersinnen und testen, spürt auch Weissach die guten Zahlen auf den Gemeindekonten.

Haindl muss Geld an Porsche zurückzahlen

Wie lange das so bleibt, vermag allerdings im Rathaus der Strudelbachgemeinde niemand zu sagen. Denn die Verschmelzung von Volkswagen und Porsche ist noch lange nicht vom Tisch. Sie wurde auf Eis gelegt, weil Porsche befürchtet, Schadenersatz in Milliardenhöhe wegen diverser Klagen an US-Aktionäre zahlen zu müssen. Weil das komplizierte Geflecht aus Holding-Organisationen und Aktiengesellschaften noch nicht zusammengelegt wurde, ist die Porsche AG steuerrechtlich noch eigenständig. Daraus folgt: solange Porsche Gewinne macht, klingelt auch in Weissach weiter die Kasse. Niemand weiß aber, wie es sich auf die Zahlen auswirkt, wenn Porsche und Volkswagen wirklich einmal zusammengehen.

Wie schnell aus einem Plus zumindest auf dem Papier sogar ein Minus werden kann, zeigt ein genauerer Blick in den Haushaltsplan. Denn trotz der zusätzlichen Millionen muss Haindl in diesem Jahr unterm Strich Geld an Porsche zurückzahlen. Der Autobauer fordert Steuern aus den Jahren 2006 bis 2008 zurück: 73 Millionen Euro insgesamt. Die Forderung ist die Nachwirkung eines Streits der Firma Porsche mit dem Finanzamt. Dabei war es um Details der steuerlichen Behandlung von Optionsgeschäften mit VW-Aktien gegangen.