Tor von Mario Gomez lässt Deutschland jubeln - 1:0-Auftaktsieg gegen die Portugiesen.

Lwiw - Nach langem Anlauf hat Mario Gomez Fußball-Deutschland doch noch den optimalen Start in die Europameisterschaft beschert. Wie bei den Titelgewinnen 1972, 1980 und 1996 gelang der schwarz-rot-goldenen Nationalmannschaft am Samstag im ukrainischen Lwiw mit dem 1:0 (0:0) gegen Portugal der erhoffte Erfolg im ersten Turnierspiel. Vor 32.990 Zuschauern mussten die selbst ernannten EM-Gipfelstürmer im ukrainischen Lwiw aber hart arbeiten, ehe Gomez mit seinem ersten Turniertor für Deutschland in der 72. Minute die Entscheidung erzwang.

 

Joachim Löw fiel ein Stein vom Herzen. „Ich bin mit der Mannschaft sehr zufrieden, weil sie im ersten Spiel taktisch sehr gut gespielt hat. Wir haben 1:0 gewonnen, das ist das Allerwichtigste“, sagte der Bundestrainer erleichtert. „Es ist wichtig, in so ein Turnier mit einem Sieg zu starten“, ergänzte Kapitän Philipp Lahm.

Nicht schön, aber effektiv

Nicht schön, aber effektiv - unter diesem Motto standen die ersten 90 Turnierminuten für die deutsche Elf, die den Erwartungen an einen Turnierfavoriten lange Zeit nicht gerecht werden konnte. Gegen die kompakt stehenden Portugiesen fehlten Tempo und überraschende Aktionen, um das gegnerische Abwehrbollwerk früher zu knacken.

Erst 18 Minuten vor dem Spielende löste sich die Anspannung. Sami Khedira flankte präzise auf Gomez, und der Bayern-Torjäger, der von Löw den Vorzug vor Miroslav Klose erhalten hatte, köpfte zum 1:0 ein. „Ich habe gedacht, eine Chance kriegst du noch und genau so ist es gekommen. Der Ball war abgefälscht bei der Flanke und kam mir genau auf den Schädel, das war es nicht mehr so schwierig“, sagte der Matchwinner, der schon gegen Klose ausgewechselt werden sollte.

Der knappe Vorsprung hing in der Schlussphase allerdings mehrfach am seidenen Faden, so als ein Schuss von Nani (84.) die Latte touchierte. Schon vor der Pause hatte die deutsche Elf bei Pepes Lattenschuss großes Glück gehabt. Zwei Minuten vor dem Ende rettete Torhüter Manuel Neuer gegen Silvestre Varela glänzend und hielt damit den knappen Sieg fest. „Als kurz vor Schluss die Portugiesen die große Chance hatten, habe ich gedacht, jetzt passiert es noch, aber Manuel Neuer hat das großartig ausgebügelt. Am Ende zählen nur die drei Punkte“, stellte DFB-Präsident Wolfgang Niersbach fest.

Pluspunkte sammelte die Innenverteidigung

Pluspunkte sammelte vor allem die Innenverteidigung, in der überraschend Mats Hummels anstelle von Per Mertesacker als Nebenmann von Holger Badstuber zum Zuge kam. Der Dortmunder strahlte in der Defensive Sicherheit und Übersicht aus und überzeugte auch in der Spieleröffnung. Dagegen unterliefen Kapitän Philipp Lahm im Spiel nach vorne kleinere Fehler, die ihm viel von seiner sonstigen Wirkung nahmen. Jerome Boateng verlor zwar gleich den ersten Zweikampf gegen den zweifachen Weltfußballer Cristiano Ronaldo, zog sich aber dann gegen den Superstar recht achtbar aus der Affäre.

Die Probleme begannen im Spiel nach vorne, wo Khedira noch am ehesten Zugriff auf die Partie bekam. Mesut Özil versuchte sich der Bewachung von Veloso zu entziehen, doch der erhoffte große Ideengeber im deutschen Spiel war der Wahl-Spanier nicht. Da von Thomas Müller und Lukas Podolski wenig von den Außenpositionen kam, hing Gomez in der Mitte lange in der Luft.

Die Schwierigkeiten gegen defensiv gut strukturierte Portugiesen offenbarten sich früh, dabei war der Auftakt vielversprechend: Gerade einmal 78 Sekunden waren gespielt, als Gomez eine Boateng-Flanke aufs portugiesische Tor köpfte, doch Rui Patricio fing den Ball ab. Auch die zweite Möglichkeit wurde über die rechte Seite vorbereitet. Mit seinem Außenristschuss nach Müllers scharfer Hereingabe konnte diesmal Podolski in seinem 98. Länderspiel den Schlussmann nicht überwinden (9.).

Auch nach der Pause fehlte den Deutschen die zündende Idee

Für erste Aufregung in der deutschen Hälfte sorgte in der 13. Minute Helder Postiga, der Neuer weit vor seinem Strafraum von den Beinen holte und dafür zurecht die Gelbe Karte vom französischen Schiedsrichter Stephane Lannoy sah. Danach hatte die DFB-Abwehr das Geschehen bis zur 45. Minute recht sicher im Griff, doch Sekunden vor der Pause verhinderte allein großes Glück den drohenden Rückstand. Beim Schuss von Pepe prallte der Ball von der Lattenunterkante auf die Torlinie und dann ins Feld zurück.

Auch nach der Pause fehlten im deutschen Spiel die zündenden Ideen, obwohl das Bemühen um Linie unverkennbar war. Ein abgeblockter Podolski-Schuss (46.) und eine Kopfballchance von Gomez (57.), mehr hatte die portugiesische Hintermannschaft erst einmal nicht zu überstehen. Erst in der 72. Minute fand Khedira mit seiner Hereingabe den Kopf von Gomez, der seine Vollstreckerqualitäten bewies und das erlösende 1:0 erzielte. Wenig später verpasste Gomez ganz knapp das mögliche zweite Tor, als er an einer scharfen Hereingabe vorbeirutschte.