Eine Weile musste die evangelische Kirchengemeinde Alt-Heumaden ohne geistliche Führung auskommen. Jetzt ist ein neuer Pfarrer gefunden: Jörg Scheiring. Jung, naturverbunden und ganz nebenbei noch ein Stuttgarter, der heimkehrt.

Digital Desk: Sascha Maier (sma)

Heumaden - Über Monate hinweg musste die evangelische Kirchengemeinde Alt-Heumaden ohne geistliche Führung auskommen. Im Mai hatte der Pfarrer Norbert Dieterich aus Altersgründen aufgehört. Seit Mitte September ist Jörg Scheiring, der Neue im Amt.

 

Er hat Theologie in Tübingen studiert und sich dort sehr intensiv mit dem Leben und dem Werk Martin Luthers auseinandergesetzt. Der heute 45-Jährige wuchs in Stuttgart auf – und kehrt nun nach verschiedenen Stationen, zuletzt dem 3000-Seelen-Städtchen Kirchdorf an der Iller südlich der Alb, in seine Heimatstadt zurück.

„Es ist schön, wieder in der Stadt zu sein“, sagt Scheiring, er sitzt in seinem Büro im Gemeindezentrum neben der Kirche an der Schwendestraße und blickt Richtung Wald. Stuttgart verbindet der naturverbundene Mann nicht nur mit Urbanität. „Ich habe das Grün in und um Stuttgart immer sehr geschätzt“, sagt Scheiring.

Pfarrhaus wird renoviert

Scheiring ist ledig – deswegen fiel es ihm auch nicht so schwer, eine Interimswohnung unweit des Pfarrhauses zu beziehen, Letzteres wird noch bis Frühjahr 2017 renoviert und ist bis dahin unbewohnbar. Auch sein eigentliches Büro wird dort im ersten Stock einrichten– sein Übergangsbüro ist ein Jugendzimmer mit einem Billardtisch, der mit einer Holzplatte zu einer Ablage umfunktioniert wurde. Scheiring stört sich an so etwas aber nicht. „Ich habe für den Umzug so gepackt, dass alles, was ich wirklich dringend brauche, in denselben Kisten ist“, sagt er. Die anderen Umzugskartons stapeln sich noch ungeöffnet in der Wohnung.

Aber viel Zeit, sich mit Privatangelegenheiten zu beschäftigen, habe er ohnehin nicht, wie Scheiring sagt. Denn die Gemeinde habe sich auch in der Zeit ohne Pfarrer als sehr umtriebig gezeigt. „Bei uns stehen viele Projekte auf dem Plan. Beispielsweise eine Gruppe, die für psychische Erkrankungen sensibilisieren will“, sagt Scheiring.

Pfarrer liest „bento“

Gleichzeitig gilt es, einiges bei der Renovierung des Pfarrhauses zu managen und Gottesdienste vorzubereiten – was Scheiring ein wichtiges Anliegen ist. Und dann sind da natürlich noch 1600 Gemeindemitglieder, für die der neue Pfarrer „in fröhlichen und traurigen Lebenssituationen“ dasein will.

Scheiring gibt– anders als sein Vorgänger – in der Birken-Realschule sechs Stunden Religionsunterricht pro Woche. Da er selbst keine Kinder hat, informiert er sich über Sorgen, Ängste und Wünsche junger Menschen vor allem übers Internet: „Ich lese beispielsweise viel ,bento‘“ – das ist die Online-Jugendseite des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“.

Kirchliche Arbeit verändert sich

Scheiring beobachtet, dass sich kirchliche Arbeit verändert. „Es gibt heute viel mehr Freizeitangebote als Kirche für junge Leute“, sagt er. Schlimm findet Scheiring diese Entwicklung nicht unbedingt. „Ein spiritueller Akt kann natürlich auch den Spaziergang durch den Wald sein“, sagt er. Dennoch herrsche trotz des breiten spirituellen Angebots nach wie vor eine große Nachfrage nach einem gottesdienstlichen Rahmen.

Scheiring blickt erneut hinaus in die Natur. Er scheint sich wohlzufühlen. Ob er etwas von seiner letzten Wirkungsstätte, Kirchdorf an der Iller, vermissen wird? „Die Berge und das regelmäßige Skifahren werden mir schon fehlen“, sagt er. Neulich war Scheiring auf dem Fernsehturm und hat Richtung Süden geschaut. Die Alpen erblickt hat er dort nicht. „Aber das wundervolle Panorama Stuttgarts.“