Manteldesk: Mirko Weber (miw)

Es ist schön ruhig in Lindmeyrs Büro, und er selber ist das auch, was guttut, als die Sprache darauf kommt, was eigentlich genau passiert ist. An ihm, einem klugen Historiker und Dietramszeller, hängt die ganze Geschichte am Ende viel mehr, als man zunächst annehmen mag. In Bad Tölz hatte sich 2013, auch mit Blick auf den Straßennamen, eine Arbeitsgruppe gebildet. Hindenburg war auch hier wie vielerorts Ehrenbürger und Namensgeber gewesen, indes ohne Denkmal. Die Hindenburgstraße, wurde jüngst in Tölz beschlossen, werde nun auch weiterhin den Namen tragen. Die Arbeitsgruppe einigte sich darauf, erklärende Tafeln zur historischen Einordnung zu empfehlen. Lindmeyr war und ist mit der Lösung sehr einverstanden. Man könne Geschichte nicht einfach „verräumen“.

 

Im Zuge seiner damaligen Recherchen zu Hindenburg und Bad Tölz habe Lindmeyr noch einmal einen größeren Zeitungsartikel zur Verleihung der Dietramszeller Ehrenbürgerwürde von 1926 gefunden. Schon immer war er der Meinung, wie übrigens auch der Leiter der Montessori-Schule, dass der Kopf von Hindenburg auch an der Klostermauer in Dietramszell stehen bleiben solle. Allerdings ein bisschen ausführlicher kommentiert als bisher. Schließlich – Geschichte ist oft ziemlich komplex – wurde die Büste posthum jemandem gestiftet, der Hitler zwar zum Reichskanzler machte und den Aufbau der Terrorherrschaft mittrug, vor Ort jedoch – gerade wegen Hitler – im Streit geschieden war. Weil die Dietramszeller den „böhmischen Gefreiten“, wie Hindenburg zu der Zeit meinte, bei der Reichspräsidentenwahl 1932 vorzogen, schaltete Hindenburg auf stur. Er kam bis zu seinem Tod 1934 nicht wieder.

Die jetzige Bürgermeisterin dort, Leni Gröbmaier von der Bürgerliste, weiß nur, dass die Büste nicht der Gemeinde gehört, lässt aber nach der Tölzer Initiative noch einmal gründlich nachschauen und organisiert ein Treffen, an dem auch der Drehbuchautor Peter Probst, verheiratet mit der Schriftstellerin Amelie Fried, teilnimmt. Probst und Fried leben seit 22 Jahren in Dietramszell. Lindmeyr und Probst kennen sich von der Arbeitsgruppe in Tölz her. Der Dietramszeller Gemeinderat bleibt da außen vor.