Die beiden Kirchengemeinderäte haben der geplanten neuen „Evangelischen Kirchengemeinde Stuttgart-Ost“ schon zugestimmt. Der Zusammenschluss soll zum 1. Januar 2018 vollzogen werden.

S-Ost - Die Mitgliederzahlen der Kirchengemeinden gehen seit Jahren zurück – auch in Stuttgart. Als Reaktion darauf sieht die evangelische Landeskirche in „Pfarrplänen“ immer wieder den Abbau von Pfarrstellen vor. Die Lukas-Lutherhausgemeinde und die Gaisburger Kirchengemeinde wollen sich nun zusammenschließen, um ihre Pfarrstellen zu sichern.

 

„Wer die Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt in das Reich Gottes.“ Der aktuelle Wochenspruch aus dem Lukasevangelium passt perfekt zur Gemeindeversammlung der Evangelischen Lukas-Lutherhausgemeinde am Dienstagabend. „Nicht wehmütig zurückschauen, sondern Lust haben, an der Kirche der Zukunft mitzubauen“, sagt der Pfarrer der Gemeinde, Gerd Häußler. „Diese Worte Jesu sollten wir nun beherzigen.“ Häußler spricht dabei über das Vorhaben zweier Kirchengemeinden, „gemeinsame Sache“ zu machen. Einstimmig haben die Gemeinderäte der Gaisburger und der Lukaskirche dies beschlossen. „Evangelische Kirchengemeinde Stuttgart-Ost“ soll die neue Gemeinde heißen.

Reaktion auf den „PfarrPlan“

Dieser Plan entstand nicht einfach so. Er ist die Reaktion darauf, dass die Kirchengemeinden immer mehr schrumpfen. Die Landeskirche gibt seit 2006 den sogenannten „PfarrPlan“ heraus. Ein Modell, um die Zahl der Pfarrstellen in den Kirchenbezirken unter Berücksichtigung der Entwicklungen von Mitgliederzahlen und nachkommenden Theologen zu berechnen.

Der jüngste Plan hat das Jahr 2024 im Fokus. Bis dahin sollen 13,2 Prozent der bisherigen Pfarrstellen wegfallen. „Dies haben wir zum Anlass genommen, unsere Gemeinden zu einer Kirchengemeinde zu verbinden“, erklärt Häußler. Gemeinsam mit Wolfgang Marquardt, dem Pfarrer der Kirchengemeinde Gaisburg, und den Gemeinderäten habe man sich für eine Fusion entschieden. Zwei volle Pfarrstellen pro Kirchturm sollen so gesichert werden, ein differenziertes kirchliches Angebot im Stadtbezirk soll frischen Wind ins Gemeindeleben bringen. Für den Namen „Evangelische Kirchengemeinde Stuttgart-Ost“ habe man sich bewusst entschieden, sagt Wolfgang Marquardt. „Er beschreibt, wo wir sind, wo unser Aufgabengebiet liegt und zeigt, dass wir offen für Gemeinden sind, die sich uns anschließen wollen.“

Ein Kirchengemeinderat, ein Kirchenpfleger

Aber was heißt das konkret, wenn die Gaisburger sich zum 1. Januar 2018 mit der Lukasgemeinde zusammenschließen? Während des Infoabends äußern die Gemeindeglieder Bedenken. „Es scheint, als hätte man die Hoffnung, dass die Gemeinde wieder wachsen könnte, schon längst aufgegeben“, sagt ein Herr. Eine Dame sorgt sich, dass der Frauenkreis nur noch in einer Gemeinde angeboten werden könnte. Ein anderer Herr fürchtet, dass auch die Stellen der eigenen Pfarrer gestrichen werden.

Gerd Häußler kann alle beruhigen. Das Wegfallen von etwa fünfeinhalb Pfarrstellen im Bezirk bedeute keineswegs, dass jemand entlassen würde. Allein von 2018 bis 2024 gingen etwa 497 Pfarrerinnen und Pfarrer im Land in Rente. „Anfangs handelt es sich um eine rein organisatorische Verbindung. Ab 2018 haben wir einen gemeinsamen Kirchengemeinderat, einen Vorsitzenden und einen Kirchenpfleger“, erklärt er. Das Amt des geschäftsführenden Pfarrers übernimmt er selbst. Als größte Gemeinde im Osten habe man so mehr Gewicht bei Entscheidungen im Stadtbezirk. „Und durch die geteilten Verwaltungsaufgaben bleibt uns Pfarrern mehr Zeit für unsere eigentlichen Aufgaben, beispielsweise die Seelsorge.“

Dass eine Fusion ein guter Weg sein kann, zeigen zwei Gemeinden, die den Zusammenschluss bereits gewagt haben: die „Nordgemeinde“ und die „Evangelische Kirchengemeinde Heslach“. „Bei denen läuft’s“, sagt eine Frau und lacht.