Angefangen hat alles, um vor allem Verwitweten Gelegenheit zu bieten, unter Leute zu kommen. Entsprechend war der Altersdurchschnitt beim Gemeindemittagstisch im Steckfeld. Inzwischen verjüngen Studenten der Uni die Runde.

Birkach/Plieningen - Die ältere Dame steckt den Kopf zu ihrer Tischnachbarin. Ob sie sich noch erinnern könne, an eine gemeinsame Bekannte, die immer den halben Tisch für sich beansprucht habe. Die beiden lachen. „Ja, so war das“, sagt die eine.

 

Spätzle und Geschnetzeltes zum runden Geburtstag

Die beiden Frauen lassen sich Spätzle und Geschnetzeltes schmecken. Eine ehrenamtliche Helferin bietet Wein an, Weißen oder Roten. Heute ist ein besonderer Tag für die Gäste des Gemeindemittagstischs. Seit 25 Jahren gibt es ihn bereits im evangelischen Gemeindezentrum Steckfeld an der Steinwaldstraße. Das wird nun mit einem Gläschen Wein zum Menü gefeiert.

Zum ersten Mal gemeinsam gegessen wurde 1989. Der damalige Pfarrer Frieder Gölz hatte das Projekt gemeinsam mit einigen Frauen aus der Gemeinde ins Leben gerufen. Gerade frisch Verwitweten wollte er eine Gelegenheit bieten, wieder unter Leute zu kommen und damit Isolation zu vermeiden. Im Laufe der Jahre sind viele Gäste zu Stammgästen geworden. Sie kommen immer wieder zum Essen in das Gemeindezentrum. Gegen ein geringes Entgelt wartet dann eine Suppe, ein Hauptgericht und ein Nachtisch auf sie.

Heute liefern Caterer das Essen

Ursprünglich hatten die Helferinnen aus der Gemeinde selbst gekocht. Doch bald erkannten sie, dass in Deutschland der Verkauf von Speisen mit vielen Regeln verbunden ist. Seit Mitte der 90er-Jahre liefern Catering-Betriebe die Mahlzeiten an. Die Helferinnen decken den Tisch, tragen die Speisen auf und sorgen dafür, dass der Gemeindesaal nach dem Mittagessen wieder in Ordnung gebracht wird. „Ohne die Ehrenamtlichen könnte es den Gemeindemittagstisch in Steckfeld unmöglich geben“, sagt die Pfarrerin Daniela Reich. Sie verweist darauf, dass die Gemeinde allerdings Zuschüsse von der Stadt erhält und Spenden aus der Bevölkerung.

Seit einigen Monaten stoßen aber auch junge Gäste zum Gemeindemittagstisch im Steckfeld. Studenten der ökumenischen Hochschulgemeinde lassen es sich gemeinsam mit Senioren schmecken. Er könne so ein bisschen Deutsch üben, sagt der Chilene Pedro Cona. „Vor allem aber finde ich es schön, so ganz unkompliziert Deutsche kennenzulernen“, sagt er.