Heiner Merz verlässt Fellbach. Sein Nachfolger Ingolf Sibert hat der Partei inzwischen den Rücken gekehrt.

Fellbach - Er gehört zu den bekanntesten aktuellen Politikern der Stadt – mit überregionaler Publicity als Parlamentarier im Landtag von Baden-Württemberg. Damit allerdings ist demnächst Schluss: Heiner Merz (AfD) zieht aus Fellbach weg und scheidet damit auch aus dem hiesigen Gemeinderat aus.

 

Der 53-Jährige trat im Fellbacher Gemeinderat eher als stiller Vertreter seiner Zunft auf

Bekannt geworden ist Merz nicht nur, weil er im Frühjahr das Zweitmandat im Wahlkreis Heidenheim (17,2 Prozent) erringen konnte, sondern auch, weil er im Spätsommer gut drei Monate Interims-Fraktionschef der vorübergehend dezimierten AfD-Truppe im Stuttgarter Landtag war. Anders als diese Funktion es vermuten lassen könnte, trat der 53-Jährige im Fellbacher Gemeinderat eher als stiller Vertreter seiner Zunft auf – Wortmeldungen waren zumindest in den öffentlichen Sitzungen selten zu hören.

Sein nun anstehender „familiären Umzug“ führt ihn allerdings nicht ganz bis ins 110 Kilometer entfernte Heidenheim, sondern endet eher auf halber Strecke in einer Gemeinde auf dem Land – in ein Haus mit einem riesengroßen Garten, wie er auf Nachfrage erläutert. Die Pendelei „als Fernabgeordneter“ zwischen Fellbach und Heidenheim habe erheblich Zeit gefressen. Zudem gab es immer wieder „Kollisionen mit den Sitzungsterminen des Fellbacher Gemeinderats“, wie es in der schriftlichen Vorlage zur Sitzung an diesem Dienstag heißt. Übersetzt: Merz musste öfter durch Abwesenheit glänzen, als es sinnvoll war.

Er werde „im Herzen immer Fellbacher“ bleiben, sagt Merz

Er werde „im Herzen immer Fellbacher“ bleiben, sagt Merz. Auch den Gemeinderat habe er „liebgewonnen – auch wenn es nicht immer vergnügungssteuerpflichtig und nicht immer eine Spaßnummer war“, so die zwiegespaltene Analyse des AfD-Stadtrats mit Blick auf die vergangenen zweieinhalb Jahre.

Seine drei Monate und drei Tage als AfD-Fraktionschef im Landtag „waren brutal“, sagt er – kaum Mitarbeiter und kein Sekretariat, bedingt durch die „schockierende Spaltung“ der Fraktion. Nicht mal eine Woche Urlaub habe er im Sommer gehabt. So sei er jedenfalls „wieder gerne ins Glied“ gerückt. Viele interessante Erfahrungen habe er als Politiker gesammelt, so sei er in Brüssel oder „mit Ministerpräsident Kretschmann in Indien“ gewesen.

Demnächst steht ein weiteres Highlight für ihn an: Merz ist der einzige Fellbacher unter den 1260 Delegierten bei der Bundesversammlung, die am 12. Februar im Berliner Reichstag den neuen Bundespräsidenten wählt. Dann werde er voraussichtlich noch nicht umgezogen sein, sagt der promovierte Betriebswirt. Die Wahl ist natürlich geheim – aber da die AfD Albrecht Glaser als eigenen Kandidaten nominiert hat, dürfte sein Votum auf der Hand liegen.

Seine Nachfolge im Fellbacher Stadtparlament müsste vom 1. Januar 2017 an als nächstplatzierte eigentlich Ingrid Merz übernehmen. Doch wie man am Namen unschwer erkennen kann, handelt es sich um Ehefrau von Heiner Merz – die nun ebenfalls aus Fellbach wegzieht.

Als Ersatzbewerber rückt Ingolf Sibert aus Schmiden nach

Somit rückt Ersatzbewerber Ingolf Sibert aus Schmiden nach. Er ist Leiter einer Versicherungs- und Finanzmanagementagentur und auch als Musiker der Partyband Time4music bekannt. Sibert legt Wert auf die Feststellung, dass er parteilos ist. Er sei durch über die Themen Eurokrise und Schuldenproblematik zur AfD gekommen. Angesichts der „negativen Außenwirkung“ sei er zu einem ähnlichen Zeitpunkt wie sein künftiger Gemeinderatskollege Andreas Zimmer, der im Juli 2015 die Partei verlassen hat, aus der AfD ausgetreten. Somit gebe es künftig „keinen AfD-Vertreter mehr im Gemeinderat“, so Sibert.