Der CDU-Fraktionsvorsitzende Bernd Stäbler hat wegen beruflicher Überlastung um die Entbindung von allen Ämtern gebeten. Er scheidet im Dezember aus dem Gemeinderat von L.-E. aus.

Leinfelden-Echterdingen - Die endgültige Entscheidung ist in den Herbstferien gefallen, auf der Ostseeinsel Usedom. Dorthin hatte sich das Ehepaar Stäbler für ein paar Tage zurückgezogen, um zu regenerieren. Und dort hat Bernd Stäbler, Mitinhaber eines Elektrotechnik-Unternehmens, die Entscheidung getroffen. Er wird „nicht nur den Posten als Fraktionsvorsitzender der CDU im Gemeinderat von Leinfelden-Echterdingen abgeben, sondern zum Jahresende auch aus dem Gemeinderat ausscheiden“, sagt der 50-Jährige auf Nachfrage unserer Zeitung.

 

Das Rathaus bestätigt die Demission des Musbergers, der bei der Gemeinderatswahl im Mai 2014 mit 8833 Stimmen das zweitbeste Einzelergebnis für die Christdemokraten erzielt hatte. Die zur Hälfte aus Gemeinderatsneulingen bestehende, sechsköpfige Fraktion hatte in einer Kampfabstimmung für Stäbler als Chef votiert und die ebenfalls ambitionierte ehemalige Stadtverbandsvorsitzende Ilona Koch mit dem Posten der Vize-Vorsitzenden abgefunden. Der Elektromeister, dessen Ausscheiden bislang nur intern bekannt war, soll in der Gemeinderatssitzung am 8. Dezember verabschiedet werden.

Technische Kompetenz geht verloren

Oberbürgermeister Roland Klenk, bedauert den Rückzug des CDU-Fraktionsvorsitzenden. „Ich habe großen Respekt vor der Entscheidung, aber ich bedauere sie auch sehr“, sagt Klenk auf Nachfrage unserer Zeitung. „Sein Austritt bedeutet einen erheblichen Verlust an technischer Kompetenz im Gemeinderat.“

Als Grund für den von ihm gezogenen Schlussstrich führt Bernd Stäbler die zunehmende Unvereinbarkeit von selbstständiger Tätigkeit und dem Ehrenamt im Gemeinderat an. Die Inanspruchnahme habe in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Der Christdemokrat, 1999 erstmals in den Gemeinderat von L.-E. gewählt, weist auf die große Zahl an Terminen hin. „Etwa drei bis vier Abende pro Woche“ verbringe er in Sitzungen verschiedener Gremien. Als Fraktionsvorsitzender und ehrenamtlicher Stellvertreter des OB kämen dann auch noch tagsüber verschiedene Verpflichtungen hinzu. „Und in all den Jahren habe ich keine einzige Sitzung geschwänzt“, betont der Noch-Stadtrat.

Belastungsgrenze war erreicht

Bedingt durch die gute Konjunktur sei er zudem „beruflich stark eingespannt“ sagt Stäbler . Er habe nach reiflicher Überlegung entschieden, dem eigenen Betrieb den Vorrang einzuräumen. Eine Belastungsgrenze sei erreicht gewesen. Wegen der vielen Termine rät Stäbler dem Gemeinderat dazu, über eine Rückkehr zu einem 32-köpfigen Gremium nachzudenken. „Dann könnte die Belastung auf mehr Schultern als heute verteilt werden.“

Mehrere Stadträte anderer Couleur hatten in jüngster Zeit über ein Zerwürfnis zwischen dem Vorsitzenden und seiner CDU-Fraktion spekuliert, nachdem Stäbler kürzlich eine Sitzung, bei der es um die Standorte für die Anschlussunterbringung von Flüchtlingen in Musberg ging, grußlos verlassen hatte. Dies weist der erfahrene Kommunalpolitiker jedoch gegenüber unserer Zeitung als „falsch“ zurück.

Nachfolgefrage wird noch geklärt

Wer Stäbler ins Gremium nachfolgt, ist noch unklar. Nach dem Ergebnis der Gemeinderatswahl ist Céline Kühnel die nach Stimmen erste Nachrückerin auf der Liste der Christdemokraten. Sofern die 21-jährige Studentin das Amt antritt, hätten Frauen in der CDU-Fraktion eine Zwei-Drittel-Mehrheit. Kühnel wäre zugleich die jüngste Stadträtin in Leinfelden-Echterdingen. Bisher besetzt der Grüne David Armbruster (30) die Rolle des Juniors.

Bis zum nächsten Montag werde es Klarheit in der Frage des Nachrückens geben, erklärt die stellvertretende Vorsitzende Ilona Koch. Sie verneint ihr Interesse am Posten der Fraktionschefin nicht. Über diese Nachfolge-Frage müsse man jedoch zunächst „intern beraten“.