Nach dem Brand in der Benzstraße will die Stadt vorübergehend die Hindenburgstraße 19 anmieten.

Weil der Stadt - Dringender Handlungsbedarf besteht in Weil der Stadt bei der Flüchtlingsunterbringung. Nach dem Brand in der Benzstraße 3 im April fiel dafür ein ganzes Wohngebäude weg, dazu muss die Stadt dieses Jahr voraussichtlich noch 38 weitere Menschen aufnehmen. Der Gemeinderat Weil der Stadt hat deshalb gleich Nägel mit Köpfen gemacht und in seiner Sitzung am Montag die Anmietung der Hindenburgstraße 19 beschlossen. Die bereits getroffene Eilentscheidung des Bürgermeisters Thilo Schreiber, kurzfristig die Unterkunft Blannental 1 vom Landkreis zu übernehmen, wurde zustimmend zur Kenntnis genommen.

 

Die Hindenburgstraße ist allerdings auch nur eine Übergangslösung, das Haus steht nicht dauerhaft zur Verfügung. Die nächsten Schritte sind nun voraussichtlich die Sanierung des Hauses an der Benzstraße 3 und ein Neubau an der Hausnummer 5.

Kapazitäten reichen nicht mehr

Wie prekär die Situation ist, schilderte Mahmoud Qasem, der Flüchtlingsbeauftragte der Stadtverwaltung. Allgemein lasse sich die Entwicklung der Flüchtlingszahlen nur ganz schwer einschätzen, schickte er voraus. „Da ist ständig alles in Bewegung.“ Hinzu komme der Umstand, dass im Durchschnitt auf jeden dritten Flüchtling mindestens eine zusätzliche Person als Familiennachzug komme, für die die Stadt zumindest für einige Monate einen Platz bereitstellen muss. Darüber hinaus fänden wegen des angespannten Wohnungsmarktes viele Flüchtlinge nach der Annahme ihres Asylantrages keine eigene Wohnung und gelten dann als obdachlos. Auch hier müsse die Stadt dann tätig werden.

In jedem Fall muss Weil der Stadt in diesem Jahr noch 38 neue Flüchtlinge unterbringen. „Für 2017 reichen unsere Kapazitäten so, wie sie jetzt sind, also nicht“, gab er zu bedenken. Für das Folgejahr rechne die Verwaltung mit weiteren 50 Asylbewerbern. Die baldige Anmietung des Hauses in der Hindenburgstraße stieß deshalb durch die Fraktionen hinweg auf Zustimmung. „Nach jetzigem Stand brauchen wir dann dringend die Benzstraße 5 und eine sanierte Benzstraße 3“, schickte die Erste Beigeordnete Susanne Widmaier hinterher. Auch hier kamen keine Gegenargumente – auch wenn zunächst wohl nur wenige damit gerechnet hätten, dass die Hausnummer 3 nach dem Brand überhaupt noch zu retten sei.

„Ich habe auch zu denen gehört, die dachten, das wäre der Todesstoß, aber ich habe mich eines Besseren belehren lassen“, erklärte der Gebäudemanagement-Leiter der Stadt, Roland Bauer. Tatsächlich sei der Brandschaden nach Ansicht der Versicherungsfirma erstaunlich gering und das Gebäude wieder herstellbar. „Ich denke, bis Ende 2017 kann da wieder jemand einziehen“, so Bauer.

Sicherheitsfirma findet Zustimmung

Eine weitere Eilentscheidung des Bürgermeisters, die auf der Tagesordnung stand, war die Beauftragung einer zusätzlichen Sicherheitsfirma, die in Blannental 1 nach dem Rechten sieht. Die Unterkunft dort war in der jüngeren Vergangenheit mehrfach durch gewalttätige Streitigkeiten unter den Bewohnern aufgefallen. Diesbezüglich brannten den Ratsleuten einige Fragen unter den Nägeln – vor allem nach den Gründen dafür.

Die fänden sich in erster Linie im Aufbau der Unterkunft Blannental 1, erklärte der Ordnungsamtsleiter Thomas Besser. „In der Benzstraße hatten wir eine andere Aufteilung.“ Es gab mehrere Flure und pro Flur eine Küche und eigene Toilettenräume. „Blannental 1 war primär für Familien ausgelegt, die maximal ein Jahr dort bleiben.“ Es gebe daher viele Vierer-Zimmer und für alle Bewohner nur einen großen Toilettentrakt und eine einzige große Küche. „Jetzt sind dort lauter alleinstehende Männer zusammen: Christen, Moslems, Obdachlose, alles gemischt.“

Anders als in der Benzstraße gebe es hier keine Möglichkeit für die Bewohner, sich dauerhaft aus dem Weg zu gehen. Bei den Obdachlosen sei oft auch Alkohol im Spiel. „Da sind die Probleme vorprogrammiert.“ Man merke allerdings auch, dass die Probleme stark personenabhängig seien. „Es sind immer die gleichen Pappenheimer“, formulierte es Besser. Seien diese, aus welchen Gründen auch immer, mal eine Zeit lang nicht im Haus, habe die Security im Grunde gar nichts zu tun.

Der Rat nahm auch diese Entscheidung zur Kenntnis, die Politiker äußerten sich zustimmend. Die Kosten für die Sicherheitsfirma liegen bei rund 8300 Euro im Monat.

Zahlen

Die Stadt betreibt derzeit in Weil der Stadt und Merklingen je eine Sammelunterkunft für Flüchtlinge. Die Benzstraße 3 war für 45 Bewohner ausgelegt, Blannental 1 nun für 52 und die Luisenstraße 3 in Merklingen für 55. In der Hindenburgstraße stehen 48 Plätze zur Verfügung, ein Neubau Benzstraße 5 wird Platz für 84 Bewohner bieten.