Der Gemeinderat bringt ein Verfahren auf den Weg, mit dem ein Bauherr gefunden werden soll. Das Stadtarchiv zieht demnächst um nach Birkmannsweiler – statt an den Kronenplatz.

Manteldesk: Thomas Schwarz (hsw)

Winnenden - Es wär’ so schön gewesen: Die Stadt Winnenden plante Großes für den Kronenplatz, jene zentrale Stelle zwischen Altstadt und Bahnhofsvorstadt. Doch schließlich scheiterten die Pläne, die ein Stadthaus vorsahen, in das auch die Volkshochschule und das Stadtarchiv hätten umziehen sollen, schnöde an den mangelnden Finanzen. Im Gemeinderat entschloss man sich daher, einen privaten Investor zu suchen, der das Filet von Grundstück kaufen und bebauen soll. In der jüngsten Sitzung des Gemeinderates wurde dieses „Interessenbekundungsverfahren“ auf den Weg geschickt – allerdings nicht ohne etwas Bauchweh.

 

Verwaltung spricht sich gegen Festpreis aus

„Es liegen zu dem Punkt bereits Statements der Fraktionen der CDU und der ALI vor“, sagte der Oberbürgermeister Hartmut Holzwarth, nachdem Ralf Köder, der Leiter des Amtes für Grundstücksverkehr, die Ausschreibung erläutert hatte. Diese sieht ein Bieterverfahren vor mit einem Mindestgebot von 1 925 000 Euro. Darauf zielten die beiden Fraktionen, die stattdessen einen Festpreis von 2,1 Millionen Euro in dem Verfahren sehen wollten. „Wir wollen den Gemeinderat davon befreien, neben den Plänen auch den Kaufpreis im Blick haben zu müssen“, sagte Thomas Traub (CDU).

Ähnlich äußerten sich Stadträte aller Fraktionen. Die Versuchung könnte zu groß werden, angesichts lukrativer Gebote die Qualität eingereichter Pläne dafür hintanzustellen. Dazu sei der Kronenplatz jedoch zu zentral gelegen, als dass man diesen möglicherweise mit etwas befrachte, was dort nicht hinpasse.

Die Verwaltung mit dem Oberbürgermeister und dem zuständigen Dezernenten Jürgen Haas an die Spitze zeigten sich ob dieses Plans alarmiert. „Wir können keinen Festpreis in einsetzen, ohne den Verkehrswert des Kronenplatzes exakt angeben zu können“, sagte Haas.

„So haben wir es gewollt. So machen wir es nun auch!“

Das Gesetz schreibe dazu ein Gutachten vor, mit dem der tatsächliche Wert des Grundstücks zum Zeitpunkt des Verkaufs belegt werden kann, ergänzte Köder. Und der Oberbürgermeister appellierte an die Vernunft des Gemeinderates, der in solchen Fällen in der Vergangenheit bereits oft genug bewiesen habe, zwischen verschiedenen Möglichkeiten richtig abzuwägen. Mit dem Bieterverfahren gehe ja nicht zwangsläufig einher, dass der Bieter mit dem höchsten Gebot zum Zuge komme. Das Konzept müsse in die Stadtplanung hineinpassen, deshalb werde in dem Verfahren definiert, was die Stadt sich auf dem Kronenplatz vorstellen könne. „In Schorndorf beispielsweise ist das beim Breuningerareal so geschehen. Der Gemeinderat hat es in der Hand“, sagte Holzwarth.

Andreas Herfurth (SPD), der ursprünglich gegen das Verfahren gestimmt hatte, forderte das Gremium auf, nun keine halben Sachen machen zu wollen. „So haben wir es gewollt und so machen wir es nun auch. Schließlich wollen wir den Markt testen. Und dazu gehört das Bieterverfahren.“

Stadtarchiv bald mit doppelt so viel Platz wie bisher

Schließlich ließ sich der Gemeinderat doch überzeugen und entschied sich einstimmig für das Bieterverfahren. Ebenfalls einstimmig fiel die Abstimmung über den Umzug des Stadtarchivs aus. Das „Gedächtnis der Stadt“, wie es mehrere Redner bezeichneten, zieht im zweiten oder dritten Quartal 2018 um in eine leere Gewerbe-Immobilie im Teilort Birkmannsweiler. Dort findet das bisher beengt im Alten Rathaus untergebrachte Archiv fast doppelt so viel Platz wie bisher. Unter anderem werden dort Schulungsräume eingerichtet, in denen neben Vorträgen auch Schulklassen zu Gast sein können.

Zwar liege das Archiv dann nicht mehr so „romantisch“ in der Stadtmitte, doch mache einiges die dezentrale Lage wett, unter anderem die Möglichkeiten durch mehr Platz. Die Umbauten in dem Gebäude werden rund 200 000 Euro kosten. „Das ist auf jeden Fall günstiger als der Neubau auf dem Kronenplatz“, kommentierte dies Hans Ilg (Freie Wähler).