Die Gemeindeversammlung im Dietrich-Bonhoeffer-Haus in Schmiden bringt viele Ideen und Impulse für neue Zielgruppen. Am 25. September soll ein Familientag ausgerichtet werden.

Schmiden - Die Gemeindeversammlung im Dietrich-Bonhoeffer-Haus startete mit einer Enttäuschung. „Die Gemeinde ist leider ausgeblieben“, sagte Pfarrer Bernd Friedrich beim Blick in die Runde. Zwar hatten sich am Dienstag eine stattliche Zahl an Menschen versammelt, doch die kamen aus Reihen der Ehrenamtlichen in der Kirchenarbeit und der Beschäftigten. Auch geladene Gästen wie der Waiblinger Dekan Timmo Hertneck und der Schuldekan Martin Hinderer sowie Vertreter aus Vereinen und Politik, darunter Fellbachs Oberbürgermeister Christoph Palm zeigten Interesse. „Es liegt wohl an der Thematik“, sagte Pfarrer Friedrich. Inhaltlich brachte der Abend viele Ideen und Impulse, wie die Kirchengemeinde für Menschen zwischen 30 und 60 Jahren attraktiver werden kann. Und einiges wurde in Arbeitsgruppen schon weitgehend festgezurrt. So soll am 25. September zum ersten Mal ein Familientag ausgerichtet werden, außerdem gibt es in diesem Jahr erstmals einen Gottesdienst mit anschließender Kirchplatzhocketse und Abendserenade. Auch für den geplanten Projektchor mit Eltern von Konfirmanden haben sich schon stimmkräftige Kandidaten gefunden.

 

Zielgruppe zwischen und 30 und 60 Jahren im Fokus

Die evangelische Kirchengemeinde Schmiden tue viel für Senioren, für Kinder und Jugendliche gebe es ein Programm, das allerdings durchaus noch verbessert werden könne, sagte Pfarrer Friedrich. „Aber Angebote für Menschen zwischen 30 und 60 sind rar, hier klafft eine Lücke.“ Die Zielgruppe, die nun in den Fokus genommen wird, umfasst etwa 1500 Menschen. Mit ihr hatte sich im Vorfeld der Kirchengemeinderat in einer Klausurtagung im September in Bad Boll beschäftigt, Arbeitsgruppen formiert und erste Vorschläge formuliert, auf deren Grundlage weiter diskutiert wurde. Verbessert werden könne, die Kontaktaufnahme mit neu zugezogenen Gemeindemitgliedern. „Wir sollten sie persönlich ansprechen, zu Gottesdienst und Gemeindeessen einladen“, sagte Kirchengemeinderat Horst Kraft. Fest eingeplant sei einmal im Monat nach dem Gottesdienst ein Kirchencafé auf dem Vorplatz von Dionysiuskirche und Pfarrscheuer. Beate Mombrei und die AG Familienarbeit planen bereits den ersten Familientag mit Kinderprogramm und gemeinsamen Abschluss, und die AG „Attraktiver Sonntag“ setzt bei Kirchplatzhocketsen auf die Zusammenarbeit mit örtlichen Vereinen, wie dem Gewerbeverein, dem Musikverein oder dem Gesangverein Concordia. Kooperationen seien auch auf anderen Ebenen denkbar, sagte Friedrich. Eventuell könnten sich die Vereine mit ihren Mitarbeitern gegenseitig unter die Arme greifen. „Mitarbeiter der Kirche helfen bei der Kirbe, Lyra-Mitarbeiter beim Basar der Kirchengemeinde.“ Mitarbeiter des Jugend-Rotkreuz könnten zudem im Rahmen ihrer Ausbildung karitative, diakonische Dienste und Tätigkeiten im Raum der Gemeinden übernehmen, sagte Palm „Eine Art Gemeindepraktikum als Bestandteil der Rotkreuz-Ausbildung.“

Gottesdienste mit lebensnahen Inhalten

Ideen gibt es viele. Mit einem „Männervesper“ könnten Konfirmanden- und Kindergartenväter angesprochen werden. Thematisch orientierte Gottesdienste mit lebensnahen Inhalten, eine stets aktuelle ansprechende Homepage, ein Auftritt bei Facebook, oder „Kümmerer“, die Menschen, die gelegentlich in den Gottesdienst kommen, ansprechen und den Weg in kirchliche Gruppen und Kreise ebnen, stehen auf dem Wunschzettel. Der Kirchengemeinderat muss jetzt aus der bunten Auswahl an Anregungen die herausfiltern, die „zu uns passen“, sagte Pfarrer Friedrich.

Diakon Peter Seidl von der katholischen Kirche glaubt, dass die Kirche dorthin gehen müsse, wo die Menschen sind. „Man kann Gemeinde an vielen Orten gestalten.“ OB Palm wünscht sich von der Kirche Inhalte. Sie sollten gerade jetzt, da viele von Krise redeten, die Menschen abholen, sie fesseln und zum Nachdenken bringen. „Für mich gehört Religion und Kultur zusammen, aber was macht unsere Kultur aus, was wollen wir schützen, und wo leben wir überhaupt die Kultur?“ Seine Vision sei eine Kirche, die in Zeiten, in denen nur die Lauten gehört werden, sich treu bleibt. „Kirche muss auch mal Kante zeigen, eine Meinung vertreten, speziell beim Thema Toleranz.“