Die Rolle an der Seite des Geheimagenten 007 kann ein Türöffner sein – oder aber ein Fluch. Nicht jedes ehemalige Bondgirl hat nach dem Auftritt an der Seite des Doppelnull-Agenten Karriere gemacht, wie unser Überblick zeigt.

Stuttgart - Ich habe mich nie dafür geschämt, dass ich ein Bondgirl gewesen bin. Warum sollte ich auch?“ Gemma Arterton lacht, wenn man sie auf ihre Rolle in dem 007-Abenteuer „Ein Quantum Trost“ anspricht. 22 Jahre alt war die Britin, als der Film 2008 in die Kinos kam. Mehr als zwei oder drei kleine Rollen hatte sie damals noch gar nicht gespielt, der Abschluss des Schauspielstudiums an der renommierten Royal Academy of Dramatic Arts lag gerade einmal ein Jahr zurück. „Damals war ich überzeugt davon, dass mich eine Karriere beim Theater erwartet. Der Bond-Film sollte eigentlich nur eine kleine lustige Abwechslung sein.“

 

Stattdessen öffnete ihr das Leinwandtechtelmechtel mit Daniel Craig die Türen für eine Kinolaufbahn. Und hatte zur Folge, dass Arterton auch heute noch immer wieder auf das Dasein als Bondgirl angesprochen wird. Selbst wenn sie eigentlich die Werbetrommel für einen neuen Film rühren will, wie derzeit für die französische Komödie „Gemma Bovery“, in deren Titelrolle sie zu sehen ist.

Nicht jedes Bondgirl hat Karriere gemacht

Dass jedem neuen Bondgirl besondere Aufmerksamkeit zuteil wird, war schon immer so, seit Ursula Andress in „James Bond – 007 jagt Dr. No“ 1962 im Bikini aus den Fluten stieg. Doch Arterton ist sich bewusst, dass nicht jede ihrer Vorgängerinnen anschließend auch wirklich Karriere machte. „Die Leute sagen ja oft, dass auf den Bondgirls ein Fluch liegt und man sein Leben lang bloß auf diese eine Rolle festgelegt wird“, erklärt die 28-Jährige. „Aber ich glaube ehrlich gesagt, dass das heute nicht mehr so ist. Das ist eine Rolle wie jede andere auch. Denn auch nach anderen Filmen wird man als Schauspieler in Schubladen gesteckt, aus denen man sich dann wieder herausarbeiten muss. Es gibt mittlerweile etliche Bondgirls, denen das gelungen ist. Denken Sie nur an Eva Green!“

Green, die zurzeit mit „Sin City: A Dame to kill for“ und „The Salvation“ (Start: 9. Oktober) gleich zwei Mal in den deutschen Kinos vertreten ist, hatte bereits zwei große Filme hinter sich, als sie 2006 in „Casino Royale“ als Vesper Lind zwischen Bond und seinen Gegenspieler geriet. Doch auch sie sagt im Interview: „Ich habe mich längst daran gewöhnt, dass ich für immer ein Bondgirl sein werde. Aber das ist auch in Ordnung so. Der Film war doch verdammt cool und vor allem eine großartige Liebesgeschichte. Ich werde ewig dankbar sein, dass ich ein Teil davon sein durfte.“

Frauen in 007-Filmen sind nicht nur Sexobjekte

Sowohl Arterton als auch Green haben allerdings einen Vorteil, denn frühere Bondgirls wie Honor Blackman („Goldfinger“), Barbara Bach („Der Spion, der mich liebte“) oder Talisa Soto („Lizenz zum Töten“) nicht hatten. Sie spielten die Frauen an der Seite des Geheimagenten in einer Zeit, als sich die Reihe mit Daniel Craig neu erfand und nicht mehr in der Nähe zum Trash verortet, sondern von der Kritik gefeiert wurde. Die 007-Filme dieses Jahrtausends sind düstere Thriller mit einem gebrochenen Helden – und vor allem mit Frauen, die viel mehr sind als bloße Sexobjekte.

Die Garantie für eine große Karriere ist der Bondgirl-Auftritt aber auch heute nicht. Olga Kurylenko etwa, die in „Ein Quantum Trost“ eigentlich noch eine größere Rolle spielte als ihre Kollegin Arterton, hat zwar inzwischen mit Branchengrößen wie Tom Cruise oder Ben Affleck gedreht, ist aber trotzdem ein weitgehend unbeschriebenes Blatt. Auch Arterton und Green dürften bisweilen noch den übergroßen 007-Schatten spüren. Die Britin wartet trotz jeder Menge Hauptrollen in „Prince of Persia“, „Hänsel & Gretel: Hexenjäger“ oder nun „Gemma Bovery“ weiter auf den ganz großen Erfolg. Und der in Frankreich geborene „Sin City“-Star kommt nicht los vom Image der undurchschaubaren, düsteren Femme Fatale.

Rosamund Pike tat sich als Bondgirl schwer

Auch deswegen richten sich derzeit alle Augen auf Rosamund Pike. Deren neuer Film „Gone Girl“ kommt am 2. Oktober in die Kinos; in der Branche zweifelt kaum jemand daran, dass der auf einem gleichnamigen Roman basierende Thriller von David Fincher ein ganz großer Wurf wird. Für Pike könnte das den endgültigen Durchbruch bedeuten, zwölf Jahre nachdem sie in „Stirb an einem anderen Tag“ ihr Kinodebüt gegeben hatte.

Mehr als ihre Kolleginnen räumt die 35-jährige Londonerin ein, dass sie sich anfangs mit dem Bondgirl-Dasein schwer getan hat: „Das war mein allererster Film, und ich kann nicht leugnen, dass ich eine Weile das Gefühl hatte, nur darauf festgelegt zu werden. Ich fand es schon ein wenig schwierig, jahrelang bloß darauf angesprochen zu werden und immer wieder Rollen angeboten zu bekommen, in denen ich bloß hübsches Beiwerk sein sollte.“

Mit Pierce Brosnan ging eine Ära zu Ende

Dass sich das im Laufe der Jahre doch noch änderte, lag an sehenswerten Auftritten Pikes in Filmen wie „An Education“, „Jack Reacher“ oder „Hectors Reise oder die Suche nach dem Glück“. Aber sicherlich auch daran, dass mit „Stirb an einem anderen Tag“ gerade die Bond-Ära von Pierce Brosnan zu Ende ging und die meiste Aufmerksamkeit ohnehin Halle Berry auf sich zog.

Heute, darin ist sich Pike mit ihren Kolleginnen einig, ist sie „verdammt stolz darauf, Teil dieser Legende zu sein. Schließlich ist James Bond in der Kinogeschichte ein einzigartiges Phänomen.“ Genau deswegen machen sich auch weder der „Gone Girl“-Star noch Green und Arterton Illusionen darüber, dass sie eines Tages nicht mehr auf ihre Bondgirl-Vergangenheit angesprochen werden könnten.