Sie können sich teilweise kaum bewegen, müssen den Großteil ihres Lebens im Krankenbett verbringen, auch das Sprechen fällt ihnen schwer. Das Pflegezentrum im Generationenhaus Heslach hat diesen Menschen eine Motorradtour ermöglicht.

S-Süd - Sie können sich teilweise kaum bewegen, müssen den Großteil ihres Lebens im Krankenbett verbringen, auch das Sprechen fällt ihnen schwer. Die 50 Menschen, die in der Jungen Pflege des Pflegezentrums Leben & Wohnen im Heslacher Generationenhaus untergebracht sind, leiden allesamt an schweren neuro-logischen Erkrankungen.

 

Doch am Samstag strahlten die Bewohner des Pflegezentrums über das ganze Gesicht. Denn an diesem Tag eröffnete sich fast der Hälfte der Patienten eine seltene Gelegenheit: Bei einer Motorradausfahrt durften 23 Menschen mit chronischen Erkrankungen im Motorrad-Beiwagen mitfahren und den Duft der großen weiten Welt schnuppern.

Mit dem Motorrad entlang der Solitude

Die Tour vom Generationenhaus führte die Biker von Heslach zu Schloss Solitude, weiter Richtung Weilimdorf, durch das Feuerbacher Tal und wieder zurück nach Heslach. So durften die Patienten eine knappe Stunde lang die Natur und den Rausch der Geschwindigkeit genießen.

Bereits im vergangenen Jahr hatte Elke Münch die Idee, eine Motorradausfahrt für die Bewohner des Pflegezentrums zu or-ganisieren. Sie arbeitet als ehrenamtliche Helferin im Generationenhaus Heslach und ist leidenschaftliche Harley-Fahrerin. Schnell fand sie im Bekanntenkreis weitere Biker, die zum Mitmachen bereit waren. .„Bei der ersten Auflage hatten wir neun Motorräder mit Beiwagen, dieses Jahr sind es 23“, sagt Elke Münch strahlend. „Und von der Aktion sind alle begeistert – die Bewohner und die Motorradfahrer.“

Die Organisation ist ein enormer Kraftakt

Auch Andreas Weber, der Leiter der Einrichtung, ist froh darüber, dass seine Schützlinge eine so schöne Abwechslung geboten bekommen. Für das Personal, sagt Weber, sei die Aktion aber mit jeder Menge Arbeit verbunden. „Die Pflegekräfte tüfteln seit einer Woche, wer wo mitfährt und wie die Menschen in den Beiwagen auch sicher fixiert werden können“, erklärt er. Und betont: „Das ist schon ein enormer Kraftakt.“

Doch der Aufwand der Mitarbeiter wird belohnt. Denn den Bewohnern, die in den Genuss der Motorradausfahrt kommen, ist die Freude schon auf den ersten Blick an-zusehen – so wie der 29-jährigen Safre, die an Multipler Sklerose leidet. „Ich wollte früher immer selbst ein Motorrad, aber das ging wegen der Krankheit ja nicht“, erzählt sie. Bei der Ausfahrt mit den Bikern wollte Safre deshalb unbedingt dabei sein.

Auch dem 35-jährigen Matthew steht die Freude ins Gesicht geschrieben, als er endlich im Beiwagen von Uwe Münch, einem der Motorradfahrer, sitzt. „Ich war schon voriges Jahr dabei“, erzählt Matthew selig lächelnd. „Ich finde es einfach immer so schön, mal draußen zu sein“, sagt er.