Die erschütternden Fotos der Versuchstiere waren sehr medienwirksam: Ratten mit Tumoren, so groß wie Tischtennisbälle, wirkten Grauen erregend. So ginge es Tieren, wenn sie gentechnisch verändertes Futter bekämen, war die Botschaft aus dem Fernsehen. Eine Studie des französischen Genforschers Gilles-Eric Séralini beweise, so behauptete der Wissenschaftler selbst, dass Ratten früher an Krebs erkrankten und starben, wenn sie gentechnisch veränderten Mais fraßen. Das Medienecho war entsprechend hoch, Gentechnikgegner sahen sich bestätigt.

 

Bei genauer wissenschaftlicher Betrachtung tauchten jedoch recht schnell Zweifel an der Studie auf, denn wissenschaftliche Standards waren nicht eingehalten worden: Fachkollegen warfen ihm vor, in dem zweijährigen Versuch viel zu wenig Versuchstiere untersucht zu haben. Zudem hatte er einen Rattenstamm verwendet, der von Natur aus sehr krebsanfällig ist. Außerdem, so die Kritik aus Fachkreisen, sei die Statistik angreifbar. Und schließlich fehlten beträchtliche Teile der Studie in der Veröffentlichung Séralinis im Fachjournal „Food and Chemical Toxicology“, so dass die Arbeit von der Fachwelt nicht nachvollzogen werden konnte.

„Schwere handwerkliche Mängel“

So kam auch die für Lebensmittelsicherheit zuständige EU-Behörde Efsa zu dem Schluss, dass aus der Studie Séralinis keine aussagekräftigen Schlussfolgerungen über das Krebsrisiko durch Gen-Mais gezogen werden können (die StZ) berichtete). Die Efsa-Wissenschaftler sahen schwere handwerkliche Mängel und Datenlücken. Auch das in Deutschland zuständige Robert-Koch-Institut erklärte, „dass die Hauptaussagen der Veröffentlichung experimentell nicht ausreichend belegt sind und zudem aufgrund der Unzulänglichkeiten des Studiendesigns sowie der Art der Präsentation und Interpretation der Daten wesentliche Schlussfolgerungen der Autoren nicht nachvollziehbar sind“.

Séralini hat mit dieser Studie und seinem angreifbaren Umgang mit der Öffentlichkeit den seriösen Gentechnikgegnern einen Bärendienst erwiesen, wie deutsche Wissenschaftler betonten. Tatsächlich war der Umgang des französischen Forschers mit den Medien sehr ungewöhnlich: Die Nachricht des todbringenden Gen-Maises präsentierte er auf einer von ihm anberaumten Pressekonferenz. Einige Medien hatten die Studie vorab bekommen, doch sie mussten versichern, mit keinem Wissenschaftler darüber zu reden. Das ist nicht üblich. Normalerweise erhalten Wissenschaftsjournalisten Fachstudien mit einer Sperrfrist versehen vorher, eben damit sie mit unabhängigen Wissenschaftlern darüber sprechen und die Forschungsarbeiten einschätzen können.

„Ergebnisgetriebene Bewertung“

Die Bewertung der Studie sei „ergebnisgetrieben“, erklärte Angelika Hilbeck. Die Agrarwissenschaftlerin, die in Hohenheim studiert hat und nun einen Lehrstuhl an der E TH Zürich hat, fordert gleiches Recht für alle: „Wendet man die Kriterien, die für Séralinis Studie gelten, auf andere wissenschaftliche Untersuchungen an, wird man sich wundern.“ Auch Studien, die bei der für Lebensmittelsicherheit zuständigen EU-Behörde Efsa beispielsweise von dem führenden Gentech-Konzern Monsanto eingereicht wurden, würden demnach einer Überprüfung kaum standhalten. Die Monsanto-Wissenschaftler würden in ihren Versuchen denselben Rattenstamm wie Séralini verwenden – ein durchaus üblicher Tierstamm in dieser Art von Untersuchung. Zudem sei die Zahl der Kontroll- und Versuchstiere vergleichbar. Lege man die Messlatte, die bei Séralini angelegt wurde, auch bei anderen Studie an, gebe es keine vernünftige Studie mehr, die eine Risikoabschätzung zulasse. „Warum werden die Monsanto-Studien nicht mit der gleichen Elle gemessen? Was ist der Standard?“, fragt die Agrarökologin, die zudem Präsidentin von ENSSER ist, einem Netzwerk europäischer Wissenschaftler. Es müsse im Bereich der grünen Gentechnik eine klare, offene Diskussion geben.

Gleichzeitig kritisiert die Ökologin die gängigen Zulassungsverfahren als unzureichend für eine zuverlässige, wissenschaftliche Risikoabschätzung. Es reiche nicht, eine gentechnisch veränderte Pflanze wie eine Chemikalie zu prüfen. Toxikologische Parameter aus kurzfristigen Labortests könnten nicht für ein komplexes lebendes Ökosystem herangezogen werden. Zudem gebe es keine Untersuchung zu Langzeitauswirkungen. Unklar sei außerdem, wie tief und irreversibel gentechnisch veränderte Pflanzen in die Evolution eingriffen und wie hoch ihre gesundheitlichen und ökologischen Risiken seien. „Man ist sich bisher nicht einmal im Klaren, mit welchen Methoden Risiken abgeschätzt werden können“, kritisiert sie abschließend.

Erbitterte Kritik an Séralinis Studie

Die erschütternden Fotos der Versuchstiere waren sehr medienwirksam: Ratten mit Tumoren, so groß wie Tischtennisbälle, wirkten Grauen erregend. So ginge es Tieren, wenn sie gentechnisch verändertes Futter bekämen, war die Botschaft aus dem Fernsehen. Eine Studie des französischen Genforschers Gilles-Eric Séralini beweise, so behauptete der Wissenschaftler selbst, dass Ratten früher an Krebs erkrankten und starben, wenn sie gentechnisch veränderten Mais fraßen. Das Medienecho war entsprechend hoch, Gentechnikgegner sahen sich bestätigt.

Bei genauer wissenschaftlicher Betrachtung tauchten jedoch recht schnell Zweifel an der Studie auf, denn wissenschaftliche Standards waren nicht eingehalten worden: Fachkollegen warfen ihm vor, in dem zweijährigen Versuch viel zu wenig Versuchstiere untersucht zu haben. Zudem hatte er einen Rattenstamm verwendet, der von Natur aus sehr krebsanfällig ist. Außerdem, so die Kritik aus Fachkreisen, sei die Statistik angreifbar. Und schließlich fehlten beträchtliche Teile der Studie in der Veröffentlichung Séralinis im Fachjournal „Food and Chemical Toxicology“, so dass die Arbeit von der Fachwelt nicht nachvollzogen werden konnte.

„Schwere handwerkliche Mängel“

So kam auch die für Lebensmittelsicherheit zuständige EU-Behörde Efsa zu dem Schluss, dass aus der Studie Séralinis keine aussagekräftigen Schlussfolgerungen über das Krebsrisiko durch Gen-Mais gezogen werden können (die StZ) berichtete). Die Efsa-Wissenschaftler sahen schwere handwerkliche Mängel und Datenlücken. Auch das in Deutschland zuständige Robert-Koch-Institut erklärte, „dass die Hauptaussagen der Veröffentlichung experimentell nicht ausreichend belegt sind und zudem aufgrund der Unzulänglichkeiten des Studiendesigns sowie der Art der Präsentation und Interpretation der Daten wesentliche Schlussfolgerungen der Autoren nicht nachvollziehbar sind“.

Séralini hat mit dieser Studie und seinem angreifbaren Umgang mit der Öffentlichkeit den seriösen Gentechnikgegnern einen Bärendienst erwiesen, wie deutsche Wissenschaftler betonten. Tatsächlich war der Umgang des französischen Forschers mit den Medien sehr ungewöhnlich: Die Nachricht des todbringenden Gen-Maises präsentierte er auf einer von ihm anberaumten Pressekonferenz. Einige Medien hatten die Studie vorab bekommen, doch sie mussten versichern, mit keinem Wissenschaftler darüber zu reden. Das ist nicht üblich. Normalerweise erhalten Wissenschaftsjournalisten Fachstudien mit einer Sperrfrist versehen vorher, eben damit sie mit unabhängigen Wissenschaftlern darüber sprechen und die Forschungsarbeiten einschätzen können.