Georg Elser hätte 1939 fast Adolf Hitler mit einer selbst gebastelten Bombe getötet. Die neue Verfilmung des Lebens von Elser hat am Mittwoch Premiere in Baden-Württemberg gefeiert – mit einem hoch interessanten Gast.

Stuttgart - Um ein Haar hätte Georg Elser, ein Handwerker aus Königsbronn bei Heidenheim, 1939 mit einer Bombe Adolf Hilter getötet und somit vermutlich den Lauf der Geschichte verändert. Doch das Attentat schlug fehl. Bis heute ist Elser als Widerstandkämpfer gegen die Nationalsozialisten wenig bekannt, auch hier in seiner Heimat. Mit „Elser – Er hätte die Welt verändert“ soll sich das nun ändern. Der Film hatte am Dienstagabend in Stuttgart seine Baden-Württemberg Premiere.

 

Für diese erste Vorführung erwies sich das Metropol-Kino als der perfekte Ort. Denn das Lichtspielhaus liegt an der Bolzstraße, die wenige Meter weiter in die Stauffenbergstraße mündet. Eugen Bolz und Claus Schenk Graf von Stauffenberg sind beides weithin bekannte Widerstandskämpfer gewesen. Der Adelige legte ebenfalls eine Bombe, die aber ebenfalls ihr Ziel verfehlte.

Ein Mann aus dem Volk, bodenständig und freiheitsliebend

Anders als in der vorab verteilten Presseinformation verkündet und anders als bei der Berlinale war bei der Premiere in Stuttgart, vor dem Kino kein roter Teppich für die Hauptdarsteller und Filmcrew ausgelegt. Ein solch pompöses Schaulaufen wäre dann wohl auch nicht der Person Georg Elser gerecht geworden. Er war ein Mann aus dem Volk, nicht studiert, aber aufmerksam, sehr intelligent, freiheitsliebend und vor allem bodenständig. Drehbuchautor und Co-Produzent Fred Breinersdorf hat zwei Jahre lang aufwändig recherchiert. So intensiv wie noch für keinen anderen seiner Filme, sagte er.

Und so fuhr das Film-Team geschlossen vor dem Kino vor und betrat unaufgeregt das Foyer, wo viele Zuschauer warteten, um beim Foto-Call zuzuschauen. Dabei waren unter anderem Regisseur Oliver Hirschbiegel, Co-Autorin Leónie-Claire Breinersdorfer, Elser-Darsteller Christian Friedel sowie die Schaupieler Katharina Schüttler, Burghart Klaußner und Johann von Bülow. Dann ging es die Treppe hinauf und in Saal 1, der voll besetzt war. Per Videobotschaft lobte Ministerpräsident Winfried Kretschmann den Film über alle Maßen. Die Tat von Georg Elser sei kein Terror, sondern ein „Akt der Notwehr“ gewesen. Die Zuschauer rief er auf: „Lassen Sie uns alles tun, Widerstand gegen Rassismus, Terrorismus und antidemokratische Tendenzen so früh wie möglich durch Aufklärung zu beginnen, die letztendlich ja viel wirksamer als Gewalt ist.“

Minutenlange Folterszenen in Großaufnahme

Dann der Film. 110 Minuten lang verfolgte man Georg Elser dabei, wie er zum Entschluss kommt, Hitler mit einer Bombe in die Luft zu jagen, dann verhaftet und gefoltert und zuletzt im KZ Dachau ermordet wird – samt Liebesgeschichte und Bettszenen. Nur einmal wird im Publikum gelacht. Nämlich als Elser den Verhör-Spezialisten mit Sprachwitz die Stirn bietet. Es folgen minutenlange Folterszenen in Großaufnahme, die der Nebensitzerin den Appetit an den Nachos verdirbt und ihr dann bis zum Filmende die Tränen in die Augen treiben. Erst beim Abspann greifen Vereinzelte wieder zu ihren Popcorn-Bechern und Getränkeflaschen.

Nachdem sich der Vorhang wieder quietschend geschlossen hatte, war Zeit für viel gegenseitiges Lob. SWR-Intendant Peter Boudgoust betonte, dass sein Sender maßgeblich an der Entstehung des Films beteiligt war. Der Chef vom Filmverleih NFP, Christoph Ott, fand schöne Worte für die Verdienste des Filmteams, und Produzent Boris Ausserer fand einfach alle gleichermaßen toll. Ganz zum Schluss gab es den bewegendsten Moment des Abends: Unter großem Applaus wurde Franz Hirth auf die Bühne geholt. Er ist der Sohn von Georg Elsers Schwester. Der Stuttgarter wurde damals als Kind zusammen mit seinen Eltern ebenfalls inhaftiert und in ein Waisenheim gesteckt.