Im Auswärtsspiel bei Hannover 96 will der VfB eine Siegesserie starten. „Jetzt kommen die Spiele, in denen wir punkten müssen“, sagt der VfB-Verteidiger Georg Niedermeier im StZ-Interview.

Stuttgart – - Eine weitere Niederlage in Hannover – und für den VfB-Trainer Huub Stevens dürfte es eng werden. Zumindest in der Mannschaft hat der Niederländer Rückhalt: „Ich zweifle nicht daran, dass er der richtige Mann ist“, sagt der stellvertretende Kapitän Georg Niedermeier.
Herr Niedermeier, der Schulterschluss zwischen den VfB-Fans und der Mannschaft nach dem Dortmund-Spiel wurde nicht nur in Deutschland bestaunt. Sie hatten den Marsch zum Zaun angeführt. Wie sehr hat Sie die Wirkung überrascht?
Dass es solche Wellen schlägt, ist außergewöhnlich. Damit konnte niemand rechnen. Aber es ging uns Spielern ja nur um den persönlichen Kontakt zu den Fans. Und das funktioniert nun einmal nicht, wenn man 50 Meter auseinandersteht und sich irgendwelche Dinge zuruft.
Was ist in diesem Moment am Zaun entstanden?
Ein großer Zusammenhalt, der im Abstiegskampf enorm wichtig ist. Wir wissen, dass wir eine riesige Verantwortung haben – dem Club gegenüber, aber auch den Fans gegenüber. Das wollten wir zum Ausdruck bringen. Gleichzeitig wurde erneut deutlich, wie viel der VfB den Menschen bedeutet. Es ist für uns alle eine sehr schwierige Situation, aus der wir nur gemeinsam rauskommen. Man hat schon oft gesehen, dass ein Publikum, das bis zu letzten Sekunde hinter der Mannschaft steht, in engen Spielen den Ausschlag geben kann.
Wie belastbar ist dieser Zusammenhalt im Falle weiterer Niederlagen?
Ich beschäftige mich nicht damit, was sein könnte, wenn wir verlieren. Wir müssen diese positive Energie, die da erzeugt wurde, für uns nutzen.
Ansonsten gibt es derzeit nicht viel, was einen hoffnungsvoll stimmen könnte.
Ich denke schon, dass man in den letzten Spielen einen Fortschritt gesehen hat. Gerade im Abwehrverbund verteidigen wir mittlerweile geschlossener. Außerdem kommen jetzt die Gegner auf Augenhöhe – und damit die Spiele, in denen wir punkten müssen und können.
Wenn man nur hinten drin steht, kann man aber auch gegen Hannover oder Hertha kaum gewinnen. Braucht es im VfB-Spiel nicht mehr Mut zum Risiko?
Es ist jetzt der völlig falsche Zeitpunkt, die Taktik in Frage zu stellen. Wenn man in der Tabelle unten drinsteht, geht es darum, als Mannschaft Sicherheit zu gewinnen. Das haben wir in den letzten Spielen ein Stück weit entwickelt. Das spürt man innerhalb der Mannschaft. Wir müssen jetzt das Positive aus diesen Spielen ziehen. Und ob offensiv oder defensiv – wir hatten auch zuletzt jedes Mal elf Spieler auf dem Platz, von denen jeder ein Tor schießen darf.
In der Öffentlichkeit wird trotzdem sehr lebhaft darüber diskutiert, ob der sehr defensiv ausgerichtete Huub-Stevens-Fußball zum Ziel führen kann. Ist das innerhalb der Mannschaft gar kein Thema?
Für uns ist es ein Thema, dass wir die Spiele gewinnen wollen. Huub Stevens hat schon in der vergangenen Saison gezeigt, dass er in so einer Situation weiß, was zu tun ist. Er fordert Disziplin ein, und das halte auch ich für den richtigen Weg. Als Spieler ist man falsch beraten, die Maßnahmen des Trainers in Frage zu stellen.
Sie sind Ersatzkapitän und Mitglied des Mannschaftsrates. Werden Sie auch in taktische Dinge mit einbezogen?
Unser Trainer hat genug Erfahrung, um die richtigen Entscheidungen zu treffen. Da muss er nicht mich fragen, wen er denn aufstellen soll.
Allerdings gehen viele davon aus, dass es für Huub Stevens vorbei sein könnte, wenn Ihre Mannschaft auch in Hannover verliert.
Ich zweifle nicht daran, dass er der richtige Mann ist, um auch dieses Jahr mit uns den Klassenverbleib zu schaffen.