Die Pläne für die Erweiterung des Ochsen erhitzen im vollen Saal des Bezirksrathauses erneut die Gemüter. Neben dem befürchteten Lärm und dem Verlust von Sonne ist auch die Parkplatzsituation ein heikles Thema.

Wangen - Seit mehr als anderthalb Jahren wird über die Erweiterung des Hotels Ochsen und die damit verbundene Änderung des Bebauungsplans in Wangen diskutiert. An den Themen, die die Anwohner schon bei der frühzeitigen Bürgerbeteiligung im Februar 2012 beschäftigt haben, hat sich seither nichts geändert: Licht beziehungsweise Schatten, Lärm und Parkplätze waren die wichtigsten Punkte, als das Stadtplanungsamt die überarbeiteten Pläne im Bezirksrathaus abermals – und außer der Reihe – vorstellte.

 

„Da sehen wir keine Sonne mehr“

Die deutlichste Veränderung gegenüber der ursprünglichen Planung war allerdings nicht neu, aber sie stellt aus Sicht der Stadtplaner eine deutliche Verbesserung für die Anwohner dar: Der Neubau, der von der Ulmer Straße aus gesehen hinter dem bestehenden Ochsen liegt, soll in zwei Baukörper unterteilt werden. Dadurch entstehe eine „Besonnungslücke“, sagte Hubert Vollmer, der allerdings auch einräumte, dass der Bau für die Nachbarn gegenüber der heutigen Situation trotzdem insgesamt „eindeutig eine Verschlechterung“ bedeute.

Dies sahen manche Zuhörer auch darin begründet, dass die Stadtplaner daran festhalten, im neuen Bebauungsplan für das Gebiet grundsätzlich drei Geschosse zuzulassen – also auch für den Erweiterungsbau des Ochsen. „Da sehen wir keine Sonne mehr“, sagte eine Nachbarin. Bislang sind nur zwei Stockwerke erlaubt. Dafür, sagte Heinz Sonntag, der im Stadtplanungsamt die Abteilung Neckar leitet, sollen nach dem neuen Bebauungsplan aber die Gärten erhalten bleiben. Nach aktuellem Recht dürften sie bebaut werden.

Verkehr und Parkplätze sind ein heikles Thema

Das konnte die Gemüter im Raum, der über den letzten Platz hinaus belegt war, freilich nicht beruhigen. Die Stadtplaner mussten sich während der Versammlung manchen Vorwurf anhören, deren massivster war, sie seien „auf Promotiontour“ für ein privates Interesse. Die Tatsache, dass die Änderung des Bebauungsplans überhaupt erst in Gang gekommen ist, weil der Hotelier Harald Bender seinen Ochsen erweitern möchte, schien da ins Bild zu passen. Allerdings betont Sonntag, es komme immer wieder vor, dass der Bauantrag eines Einzelnen den Anstoß für die Neuordnung eines ganzen Gebiets gebe.

Ein ums andere Mal bemühte sich Sonntag, die Anwesenden davon zu überzeugen, dass es bei allen Fragen des Bebauungsplans und der vorgesehenen Hotelerweiterung „nach Recht und Gesetz“ zugehe. Dennoch verschwieg er nicht, dass die Veränderungen für die Anwohner Nachteile mit sich brächten, gerade was das Licht und die Aussicht betrifft. Aber: „Nach Recht und Gesetz dürfen wir Ihnen ein bestimmtes Maß an Einbußen zumuten.“

Auch der Verkehr und die Parkplätze sind ein heikles Thema: Kommt der Neubau, der die Zimmerzahl von derzeit 38 auf 60 erhöhen würde, muss das Hotel nach der Berechnung des Baurechtsamtes 24 Stellplätze nachweisen; dafür ist eine Tiefgarage geplant. Doch dies, so lautet die Kritik der Anwohner, reiche bei weitem nicht aus, wenn in dem vorgesehenen Veranstaltungs- und Tagungsraum größere Gesellschaften stattfänden. Parkplatzknappheit wäre die Folge.

Bedenken und Kritik werden dem Gemeinderat vorgetragen

Auch beim Lärm fürchten die Nachbarn nach wie vor massive Beeinträchtigungen. Schon jetzt, beschwerte sich eine Frau, werde ihre Nachtruhe oft gestört: wenn Gäste rauchend oder laut telefonierend vor der Tür stünden, wenn die Musik so laut sei, dass sie die Bässe spüre. Sie ging die Hoteliersfamilie direkt an und warf dieser vor, sie halte sich an keinerlei Vorgaben. Jeanette Bender, die das Hotel von ihrem Vater übernommen hat und leitet, versicherte indes, sie werde künftig besser darauf achten, dass Festgäste wie vorgeschrieben die Türen geschlossen hielten.

Die Stadtplaner versprachen nach zwei emotionalen Stunden, dem Gemeinderat die Bedenken und die Kritik der Anwohner abermals vorzutragen. Doch das wird wohl noch einige Zeit dauern. Bis der Bebauungsplan soweit ist, dass ein Auslegungsbeschluss gefasst werden kann, werde es auf jeden Fall Mitte nächsten Jahres, kalkulierte Sonntag. Ist der Bebauungsplan erst einmal aufgestellt, bleibt den Kritikern nur noch die Normenkontrollklage, um dagegen vorzugehen.