Es ist der dritte Anlauf, neuen Wohnraum am westlichen Stadtrand von Korntal zu schaffen, schon in den Neunziger Jahren gab es dafür erste Pläne. Nun wurde in einem Wettbewerb ein Entwurf gekürt, der von 2017 an Realität werden könnte – wenn die Eigentümer der Felder auf dem Areal mitspielen und der Gemeinderat zustimmt.

Korntal-Münchingen - Er sei „insgesamt stimmig“, und die Gegebenheiten vor Ort seien „gut gelöst“: So beschreibt das Preisgericht den Siegerentwurf für das geplante Baugebiet Korntal-West, eingebettet zwischen der Gartenstadt im Osten, der Strohgäubahnlinie im Süden und Südwesten sowie Feldern an einem Hang. Zwölf der 15 Jurymitglieder haben das Konzept der Stuttgarter Architektenpartnerschaft ARP am Ende auf dem ersten Platz gesehen.

 

„Es war ein spannender Samstag“, sagte der Juryvorsitzende Franz Pesch, Professor an der Uni Stuttgart, über das Auswahlverfahren des städtebaulichen Wettbewerbs. Besonders lobte das Preisgericht die begrünten Freiräume zwischen den Gebäuden und den „Grünen Winkel“, der über die Bahngleise hinweg eine „Verbindung zur Landschaft“ sein soll, wie es Robert Schneider von ARP nannte. „Uns war es wichtig, etwas ökologisch Wirksames zu schaffen.“

Konsequent habe ARP zudem kleinere Quartiere ausgebildet, die wie eine Nachbarschaft wirkten, sagte Pesch bei der Präsentation aller eingereichten Entwürfe. Dazu gehört, dass einzelne Bautypen – wie Einfamilien-, Reihenhäuser und mehrgeschossige Gebäude – in diesen Quartieren gut verteilt vorkommen und es damit auch eine gute „soziale Mischung“ gebe. „Die Wohnhofsituation halten wir für einen sehr zielführenden Ansatz.“

Hürden beim Kauf der nötigen Grundstücke

Gelobt wurde in dem Zusammenhang auch die Bauabschnittsbildung in drei Teilen. Die Stadt möchte zwar das gesamte Gebiet mit einer Fläche von 10,5 Hektar entwickeln. Doch dazu muss sie im Besitz der Felder sein. Möglich werden soll das über ein sogenanntes Bodenordnungsverfahren. „Wir haben gelernt, dass sich das als schwierig erweist“, sagte der Bürgermeister Joachim Wolf. Rund 120 Korntaler haben Grundstücke westlich der Hermann-Hesse-Straße, oft stehen auch noch Erbengemeinschaften dahinter, von denen die Stadt nun Gelände abkaufen will, um größtmöglichen Einfluss auf die Gebietsentwicklung zu haben.

Kritik an dem Baugebiet gab es von den Anwohnern am heutigen Westrand von Korntal. „Uns war es deshalb wichtig, wie die Anbindung an den Bestand funktioniert“, sagte der Technische Beigeordnete Ralf Uwe Johann. Es sollten demnach keine allzu großen Wohnblöcke entstehen. In dem neuen Baugebiet ist Platz für rund 400 Bewohner vorgesehen, eine von der Flächengröße abhängige Vorgabe der Region, die dort einen regionalen Wohnbauschwerpunkt sieht. „Für Korntal-Münchingen ist das ein großer Entwicklungsschritt“, sagte Johann.

Pläne werden von Gemeinderat und Bürgern diskutiert

Der könnte 2017 sichtbar werden, dann soll nach dem Willen der Stadt der Baubeginn für die ersten Häuser im südlichen oder nördlichen Bauabschnitt sein. Doch zunächst muss der Gemeinderat grünes Licht geben: In einer öffentlichen Sitzung Mitte Mai entscheidet das Gremium, ob der Siegerentwurf tatsächlich zur Grundlage der weiteren Planung und in den Folgemonaten den Wünschen entsprechend umgearbeitet wird. So kritisierte bereits das Preisgericht am Siegerentwurf, dass das südliche Baufeld zu nahe am Bahndamm und am Sportplatz liege und der zentrale Quartiersplatz „unproportioniert und ausgefranst“ wirke.

Auch die Einwohner von Korntal sollen wieder mitreden können. „Wir werden die Bürgerbeteiligung weiter hochhalten“, sagte Bürgermeister Wolf und erinnerte an die Bürgerwerkstatt im Sommer, in der Kriterien etwa zur Verkehrsführung und dem sozialen Angebot erstellt wurden. Zwei Frauen, die sich daran beteiligt hatten, brachten diese Wünsche – ebenso wie zwei Jugendgemeinderätinnen – mit beratender Stimme bereits in die Arbeit des Preisgerichts ein. Diese machten mit der Beteiligung schon zu Beginn der Ausstellung aller Entwürfe in den Containerräumen des Gymnasiums ernst: Besucher können ihre Anregungen in eine Box einwerfen.