Eine 31-Jährige hat 2016 vor einem Stau auf der Autobahn 81 bei Gerlingen mit viel zu hohem Tempo einen Porsche gerammt. In der Folge starb eine 33-Jährige, weshalb die Fahrerin nun verurteilt wurde.

Gerlingen - Bei einem spektakulären Unfall auf der Autobahn 81 bei Gerlingen ist am 27. September des vergangenen Jahres eine 33 Jahre alte Frau so schwer verletzt worden, dass sie am Tag darauf starb. Sie war Beifahrerin in einem Porsche 911, der am Ende eines Staus vor dem Engelbergtunnel stand – und von hinten von einem Kleinbus gerammt wurde. An dessen Steuer saß eine 31-jährige Berufskraftfahrerin, zu diesem Zeitpunkt privat unterwegs. Warum sie den Ermittlungen zufolge viel zu schnell und offenbar unaufmerksam unterwegs war, konnte sie am Dienstag bei der Verhandlung am Amtsgericht Ludwigsburg nicht erklären. Die Richterin verurteilte sie, wie von der Staatsanwältin beantragt, wegen fahrlässiger Tötung zu einem Jahr Freiheitsstrafe auf Bewährung.

 

Wenn sie, wie vorgeschrieben, mit Tempo 60 gefahren wäre, so ein Sachverständiger, wäre es nicht zum Unfall gekommen. Die Richterin betonte, es sei das Schlimmste, einen geliebten Menschen zu verlieren: „Das kann kein Verfahren zurückbringen.“ Die Angehörigen des Opfers haben die Entschuldigung der 31-Jährigen im Gerichtssaal nicht akzeptiert. Das komme zu spät, sagte der Vater der Verstorbenen mit bitterer Stimme. Der Verteidiger nahm den späten Zeitpunkt auf sich: Er habe in langjähriger Praxis die Erfahrung gemacht, dass jedes Wort einer Entschuldigung falsch ausgelegt werden könne, und seiner Mandantin von einem Brief an die Hinterbliebenen abgeraten, sagte der Anwalt.

Noch auszuweichen versucht

Zu dem verhängnisvollen Unfall war es an jenem Abend gegen 21.15 Uhr gekommen. Ein 37-Jähriger fuhr mit seiner Verlobten, dem späteren Opfer, im Porsche in Richtung Leonberg. Sie seien von Heilbronn gekommen, wo sie Ausstattung für ihre Wohnung bestellt hätten, sagte der Mann und Nebenkläger. Wegen einer Nachtbaustelle im Engelbergtunnel hatte sich ein Stau gebildet – der auf den Schildern angezeigt war. Auf einer Strecke von 1,5 Kilometern wurde die Geschwindigkeit deshalb stufenweise von Tempo 120 auf 60 reduziert. Der Porsche sei zum Unfallzeitpunkt gestanden, so der Gutachter.

Die Angeklagte kam mit ihrem Kleinbus laut Berechnung mit Tempo 94,2 bis 114,2 angefahren, so der Sachverständige. Zu ihren Gunsten ging das Gericht vom Wert 95 aus. Sie habe versucht auszuweichen, erläuterte die 31-Jährige, als sie plötzlich den Porsche vor sich wahrgenommen habe. Der Gutachter stellte in der Tat fest, dass die Angeklagte 35 Meter vor der Kollisionsstelle gebremst und einen Ausweichversuch unternommen hatte. Sie prallte demnach mit mindestens 75 Kilometern pro Stunde auf den Porsche. Der Sportwagen drehte sich um die eigene Achse und prallte ein- oder zweimal gegen die Leitplanke. Seine Verlobte sei sofort bewusstlos gewesen, berichtete der Porsche-Fahrer. Die schweren Gehirnschäden überlebte die 33-Jährige trotz einer Notoperation nicht. Er selbst wurde ebenfalls verletzt.

Beruf aufgegeben

Die Frage der Richterin, ob sie Handy oder Navi bedient habe, verneinte die Angeklagte. Auf die Frage, warum sie nicht langsamer gefahren sei, sagte die 31-Jährige: „Ich kann’s nicht beantworten.“ Die junge Frau hat vor dem Unfall zehn Jahre lang im Beförderungsbetrieb ihrer Eltern gearbeitet und ist jährlich 80 000 Kilometer gefahren. Seit dem Unfall ist sie in einem Hotel beschäftigt. Sie hatte in zehn Monaten vor dem 27. September zwei Bußgelder wegen zu schnellen Fahrens erhalten; elf Tage zuvor war sie mit dem Handy am Steuer erwischt worden. „Ich würde es gerne rückgängig machen, kann es aber leider nicht“, sagte sie zum Schluss.

„Sie hätten früher reagieren und bremsen müssen“, sagte die Richterin. Der 37-Jährige habe seine Verlobte und künftige Familie verloren, die Eltern eine Tochter. Sie nehme der Angeklagten ihre Reue ab. Das Gericht und die Hinterbliebenen hätten aber erwartet zu hören, warum der Unfall geschehen ist.