Der Stuttgarter Künstler Guntram Funk zeigt bis 21. Oktober seine Aquarell-Kunst im Gerlinger Rathaus. Neben floralen Motiven gibt es dort auch Stadtansichten über den Dächern Stuttgarts zu entdecken. Zu der Stadt Gerlingen hat der Künstler einen engen Bezug: Er lehrt an der Freien Kunstakademie.

Gerlingen - Bei vielen Kunstfreunden ist die Aquarelltechnik ein wenig in Misskredit geraten. Wegen Pseudokünstlern, die mit kitschigen Stadtansichten oder Landschaften Touristen ein paar Euro abknöpfen wollen. Oder wegen Hobbykünstlern, die – kaum haben sie ein Mindestmaß an Kunstfertigkeit erreicht – mit ihren Werken massenhaft in Ausstellungsorte drängen. Nun scheint es, als wäre die Gerlinger Stadtverwaltung angetreten, das Aquarell zu rehabilitieren.

 

„Lichtungen“ heißt die Ausstellung, die seit Sonntag im Foyer des Rathauses zu sehen ist. Auch hier hängen Aquarelle – aber was für welche. Beispielsweise der „Rotwildpark im August“ (daneben noch zwei im November), der von enormer technischer Meisterschaft kündet. In sattem Grün leuchtet das dichte Gehölz, Licht und Schatten sind enorm präsent. Hier wird die wässrige Farbe zu Zweigen, Büschen, Laubwerk. Er verstehe es, „die Eigendynamik des Wassers geschickt zu nutzen“, sagte die Kunsthistorikerin Monika Will bei der Ausstellungseröffnung über den Künstler, der hier im Rathaus seine Werke präsentiert: Guntram Funk.

Florale Motive treffen den Geschmack des Publikums

Der Künstler lebe und arbeite zwar in Stuttgart, habe aber eine enge Verbindung zu Gerlingen, rechtfertigte der Bürgermeister Georg Brenner die Auswahl. Immerhin lehre er an der hier residierenden Freien Kunstakademie. Die Verwaltung wolle sich mit der Ausstellung also keineswegs „als Vorort von Stuttgart“ profilieren. Einige der abgebildeten Wälder lägen gar „zum Teil auf Gerlinger Markung“.

Dass offenbar einige der rund 200 Gäste, viele davon aus Stuttgart, bereits im Vorfeld Bilder gekauft haben, freute den Rathauschef. „Herr Funk hatte schon ein zufriedenes Gesicht, als er vorhin reingekommen ist – etwas verspätet, wegen Kundengesprächen.“ Tatsächlich kleben schon zu Beginn der Vernissage an vielen Aquarellen rote „Verkauft“-Punkte. Es scheinen vor allem florale Motive zu sein, mit denen Funk den Geschmack des Publikums trifft. Verschwommene Mangrovenbilder, die nebulös wirken, ohne dabei düster zu sein. Die „Barocke Illusion“ besteht aus zartrosa schimmernden Rosen- oder Tulpenblüten, die – je nach Betrachtungsweise – hyperrealistisch oder impressionistisch zergliedert wirken. Es scheint, als befände sich Guntram Funk auf künstlerischer Expedition im Bereich zwischen dem bloßen Abbild und dem, was man Kern oder Wesen des Abgebildeten nennen könnte.

Blick über die Dächer von Stuttgart

Der Künstler selbst formuliert es so: Er wolle, dass „das, was entsteht, mit dem, was ich fühle, zu tun hat“, zitierte die Kunsthistorikern Monika Will. Im Erdgeschoss warten derweil weitere Bilder mit dem Zeug zu Publikumslieblingen. Ansichten über den Dächern von Stuttgart zeigen die Landeshauptstadt mal pittoresk, als wäre es Paris, mal als nüchternen städtischen Organismus. Völlig abstrakt sind die Bilder gegenüber: Punkte, Formen, Muster, meist farbenfroh, aber mit für den Laien unverständlichen asiatischen Titeln warten darauf, entdeckt zu werden. Rote Punkte fehlten am Sonntagmittag hier noch völlig. Aber das kann sich ja noch ändern.