Ein DRK-Team aus der Region hat seit Mittwoch in Seyne-les-Alpes Angehörige der Opfer betreut. Mit dabei war auch Gudrun Augenstein, Leiterin der Notfallnachsorge des DRK-Kreisverbands Pforzheim-Enzkreis. Am Freitag kamen die Notfallnachsorger zurück.

Klima und Nachhaltigkeit: Julia Bosch (jub)

Gudrun Augenstein ist jetzt nur noch müde. Die vergangenen Tage waren aufreibend für die Leiterin der Notfallnachsorge des DRK-Kreisverbands Pforzheim-Enzkreis. Augenstein war mit einem vierköpfigen Team des Deutschen Roten Kreuzes von Mittwoch bis Freitag in Seyne-les-Alpes, dem Bergdorf nahe dem Unglücksort, wo der Germanwings-Airbus abstürzte. Gestern kamen sie zurück.

 

„Ich bin zutiefst erschüttert, was die Angehörigen verkraften müssen“, sagt Augenstein. „Gleichzeitig bin ich unheimlich bewegt über die Hilfe, die die französische Bevölkerung auf die Beine stellt.“ Die Pforzheimerin ist gemeinsam mit vier Mitarbeitern der baden-württembergischen Krisenintervention als erstes DRK-Team nach Südfrankreich gereist, um dort Verwandte und Freunde der Opfer zu betreuen.

Für die Angehörigen sei rund um die Uhr jemand da

„Wir haben am Dienstag einen Anruf von der Landesbereitschaftsleitung des DRK bekommen, ob wir in den Einsatz gehen könnten“, berichtet Augenstein. Das Französische Rote Kreuz hatte nach dem Flugzeugabsturz das DRK um Unterstützung bei der Betreuung der Betroffenen gebeten. Dem Aufruf ist das fünfköpfige baden-württembergische Team schnell gefolgt: „Am Mittwochmorgen ging unser Flug nach Marseille“, berichtet Augenstein. Um die Mittagszeit sei das Team in Seyne-les-Alpes angekommen. Ein vierköpfiges Kriseninterventionsteam aus München sei ebenfalls mit vor Ort gewesen. „Unsere Aufgabe bestand vorwiegend darin, die Ankunft der Angehörigen vorzubereiten“, berichtet Augenstein. „Wir haben dafür gesorgt, dass alles mit den Behörden klappt, die Angehörigen irgendwo unterkommen und die Versorgung garantiert wird.“ Es sei auch darum gegangen, Präsenz zu zeigen und den französischen Kollegen Unterstützung zu signalisieren.

Für die Betreuung der Angehörigen in Frankreich findet Augenstein nur positive Worte. „Es ist wirklich rund um die Uhr jemand da für die Angehörigen.“ Seit ihrer Ankunft am Flughafen in Marseille wurden die Angehörigen betreut, berichtet Augenstein. „In Seyne-les-Alpes wurde eine Koordinierungsstelle eingerichtet für die Versorgung der Angehörigen und der Staatsgäste.“ Dort habe auch das deutsche Team mitgeholfen. „Generell zeigt die französische Bevölkerung eine große Anteilnahme an der Katastrophe und hilft, wo sie nur kann“, so Augenstein. Viele der Menschen in Seyne-les-Alpes würden ihre Privatunterkünfte den Angehörigen und Helfern zur Verfügung stellen. Das Team von Augenstein konnte in einer Jugendherberge in der Nähe des Bergdorfs nächtigen.

Großteil der Angehörigen ist wieder zurück in Deutschland

Der Notfallnachsorgedienst wird nicht nur bei Großkatastrophen wie dem Absturz der Germanwings-Maschine angefragt. Auch wenn durch einen Hausbrand wertvolle Gegenstände und Erinnerungen zerstört werden, ein Angehöriger plötzlich verstirbt oder Rettungskräfte einen Einsatz nur schwer verarbeiten können, tritt das DRK in Aktion. „Wir werden jährlich rund 100-mal angefordert“, sagt Augenstein. Ein Flug ins Ausland für einen Einsatz ist aber nicht die Regel.

Laut Meldungen der Nachrichtenagentur dpa ist ein Großteil der Angehörigen der Absturzopfer ebenfalls in der Nacht zum Freitag wieder in Deutschland gelandet. Die Hinterbliebenen der Passagiere und der Crew seien getrennt mit Flugzeugen von Lufthansa sowie Germanwings zurückgekehrt, bestätigte ein Sprecher des Flughafens am Freitag. In der Maschine mit den Angehörigen sei die Stimmung „sehr ruhig und gefasst“ gewesen, sagte ein Lufthansa-Sprecher. Mit an Bord sei ebenfalls ein rund 20-köpfiges Betreuerteam aus Seelsorgern, Ärzten und Psychologen gewesen.