Bei einem guten Essen und einem Glas Wein kommen sich die Menschen näher. Das gilt im Allgemeinen wie im Geschäftlichen – eine alte Erkenntnis, die nun vermehrt auflebt. Im Fasanenhof hat nun ein neues Lokal eröffnet, mit neuem Konzept: Das SW34.

Lokales: Matthias Ring (mri)

Stuttgart - Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen – und bringt Menschen einander näher. Dieses Prinzip wissen Unternehmen schon seit Langem für sich zu nutzen. Wichtige Projekte werden gerne in ungezwungener Atmosphäre besprochen, auch wenn die sogenannten Geschäftsessen seit einigen Jahren strenger gehandhabt werden. Stichwort Compliance, die besagt, dass bestimmte ethische Richtlinien zur Vermeidung von Korruption eingehalten werden müssen und ein luxuriöses Dinner im Sternelokal unter Geschäftsfreunden nicht so mir nichts, dir nichts von der Steuer abgesetzt werden kann.

 

Aber es geht auch anders, als ein Sternerestaurant mit einem Geschäftsessen zu okkupieren – etwa in Businessclubs wie bei der Dekra oder auf Schloss Solitude (siehe Kasten). Nun ist in Stuttgart ein weiteres und etwas anderes Konzept hinzugekommen. Es heißt SW34 nach dem Standort in der Schelmenwasenstraße 34 im Gewerbegebiet Fasanenhof. Dort hat seit kurzem die GFT ihren Sitz, ein laut Selbstdefinition „globaler Technologiepartner für digitale Transformation im Finanzsektor“.

Global auch deswegen, weil das Unternehmen mehr als 4000 Mitarbeiter in zwölf Ländern hat. Das Headquarter der GFT aber ist in Stuttgart – nun im ehemaligen Haus von Oracle, das kernsaniert und vergangene Woche mit einem „Inspiration Day“ offiziell eingeweiht wurde. Im Erdgeschoss des GFT Corporate Centers befindet sich das SW34, das eine Art Kantine und doch viel mehr ist: ein Businessrestaurant, das auch zur Bar und Lounge umfunktioniert und für Events gebucht werden kann. Aber: grundsätzlich steht es jedem offen mit Frühstück und Mittagstisch unter der Woche und einem Gourmetmenü freitagabends.

In Stuttgart eine neue Aufgabe gefunden

Gestalterische Akzente setzte der Münchner Designer Clemens Weisshaar. In der Mitte des Lokals mit seinen sechzig Plätzen thront eine kreisrunde Bar aus Marmor, über der drei überdimensionale Tütenlampen installiert sind. Warme Holzplanken kontrastieren kühle Betonwände, die bodentiefen Fenster lassen sich aufschieben, sodass sich der Raum zum Innenhof öffnet, wo noch einmal vierzig Gäste Platz haben. „Flexibel bleiben, viel ausprobieren, sich weiterentwickeln und anpassen“, wendet die GFT-Pressesprecherin Anja Ebert Prinzipien der IT-Branche auch auf das Gastrokonzept an. Geschäftsführer des SW34 ist Jens Hornung, hier aufgewachsen, dann viele Jahre als Hoteldirektor in Norddeutschland unterwegs und schließlich Inhaber des Hirsch & Greif in Esslingen. Nachdem dort die Pacht auslief, hat er in Stuttgart eine neue Aufgabe gefunden. „Das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden“, beschreibt er die gastronomische Philosophie des Hauses.

Die Küche, in die man vom Restaurant durch ein Fenster Einblick hat, ist gut besetzt. Küchenchef ist Moritz Rößler, der sechs Jahre unter Bernhard Diers in der Zirbelstube im Schlossgarten, zuletzt als Souschef, arbeitete. Auch Isara Trakoonsantirat war im Team vom einst besten Koch in der Region Stuttgart. Diers selbst, der inzwischen mit seiner Frau im niedersächsischen Verden ein Café samt Rösterei betreibt (den Kaffee gibt es auch im SW34) war jüngst Gastkoch bei einem Gourmetabend. Aber auch tagsüber bei regulärem Betrieb ist das Niveau sehr ordentlich, wie eine Stichprobe mit geschmorter Lammschulter, dazu Polenta- und Ratatouillewürfel (gekocht, püriert und zu dekorativen Dreiecken geformt) und ein großer Lammraviolo für faire 14,50 Euro zeigte. Einfachere Klassiker wie hausgemachte Maultaschen oder Alblinsen mit Spätzle und Saiten stehen ebenso auf der Mittagskarte. „Durch die Zusammenarbeit mit regionalen Erzeugern können wir unseren Gästen täglich qualitativ hochwertiges und gesundes Essen anbieten“, sagt Rößler, der nach einem kurzen Zwischenspiel im Sauerland zurück in der Stadt ist.

Alle vier Wochen gibt es einen „Thirsty Thursday“ mit Afterworkparty und wechselnden DJs. Auch dann öffnet sich das Haus für Gäste von außen, wenngleich Jens Hornung einräumen muss, dass mit Laufkundschaft im Gewerbepark Fasanenhof (noch) nicht so richtig zu rechnen sei. Macht aber nichts, denn im Haus selbst – und auch in den angrenzenden Unternehmen – hocken genügend Geschäftsleute und Kreative aus der Innovationsszene, die man mit dem Konzept ansprechen möchte. Vieles ist hier anders und offen. Das Netzwerken hier läuft einfach über die Büros hinweg. Das SW34 will dazu im eher unwirtlichen Gewerbegebiet Fasanenhof als lokaler Anker für Leib und Seele einen kleinen, aber wichtigen Beitrag leisten.