Die Energieagentur braucht einen neuen Geschäftsführer. Sebastian Staudenmayer hat als Konsequenz der schlechten Ausstattung der unabhängigen Einrichtung gekündigt. Der Trägerverein will nun mehr Mitglieder anwerben.

Region: Verena Mayer (ena)

Ludwigsburg - Berichtet Sebastian Staudenmayer von seiner Arbeit, ist deutlich zu merken, dass er sie gerne macht und dass er sie für wichtig hält. Staudenmayer erklärt Bürgern, Kommunen und Unternehmen, wie sie so nachhaltig wie möglich mit Energie umgehen können und damit das Klima schützen. Trotzdem hat er seinen Job nun gekündigt. Ab Februar braucht die Ludwigsburger Energieagentur (Lea) einen neuen Geschäftsführer.

 

„Ich habe daran geglaubt“, sagt Staudenmayer, der vor gut zwei Jahren den damals neu geschaffenen Posten übernommen hat. Was er nicht so deutlich sagt, aber indirekt zu verstehen gibt: Der Glaube an seine Arbeit ist ihm in den vergangenen zwei Jahren abhanden gekommen. Oder genauer: der Glaube an ihren Erfolg.

Neue Angebote sind ein Risiko

Der 37-jährige Geoökologe hatte bald nach seinem Amtsantritt auf das zentrale Problem der Lea hingewiesen: Die unabhängige Agentur in der Hoferstraße, die als Verein firmiert, hat zu wenig zahlende Mitglieder. Da sie im Jahr 2006 als Einrichtung für den gesamten Landkreis gegründet wurde, könnten theoretisch alle 39 Kommunen sowie der Landkreis Mitglied sein. Praktisch sind jedoch nur acht Kreiskommunen zahlendes Mitglied in der Lea. Deren Beitrag – 30 Cent pro Einwohner und Jahr – reicht für die 80-Prozent-Stelle des Geschäftsführers und eine Bürokraft. Zudem gibt es drei freie Mitarbeiter, die bei Projekten im Einsatz sind. Etwa bei der Erstellung von Energie- oder Quartierkonzepten oder bei Schulungen.

Allerdings, sagt Sebastian Staudenmayer, könnte die Lea viel mehr Angebote machen und in der Öffentlichkeit als attraktiver wahrgenommen werden – wenn sie mehr Geld zur Verfügung hätte. Bis jetzt sei jede neue Dienstleistung ein finanzielles Risiko.

Hoffnung auf mehr Personal

Karl-Heinz Balzer, der nicht nur der Erste Bürgermeister von Remseck ist, sondern auch der Vorsitzende des Lea-Vereins, findet es denn auch bemerkenswert, dass es die Lea trotz der „schwachen finanziellen Basis“ überhaupt noch gibt. Mit Staudenmayers Nachfolger – die Stelle wird demnächst ausgeschrieben – will Balzer in „intensiven Gesprächen“ doch noch weitere Kommunen von einem Beitritt überzeugen. Die Lea, sagt Karl-Heinz Balzer, soll so aufgestellt werden, dass sie mindestens zwei Mitarbeiter finanzieren kann. Eine Auswertung habe ergeben, dass erfolgreichere Energieagenturen zwei bis drei Mitarbeiter beschäftigten.

Bei der Energieagentur in Göppingen arbeiten 3,5 Festangestellte, und deren Geschäftsführer Timm Engelhardt bewertet die Leistungsfähigkeit seiner gemeinnützigen Gesellschaft als gut. Als wertvollstes Gut bewertet er „die Rückendeckung des Gesellschafters“, der in diesem Fall der Landkreis Göppingen ist. „Daraus kann man sich das Vertrauen und die Unterstützung der Kommunen erarbeiten“, sagt Engelhardt, dessen Agentur inzwischen auch die Beratung im Kreis Esslingen übernimmt, wo die dortige Agentur kein Geld mehr für einen eigenen Mitarbeiter hat.

Auch Nicht-Mitglieder lassen sich beraten

Auch der Ludwigsburger Landrat Rainer Haas hat „das größte Interesse“ an der Erhaltung der Lea. Dass der Kreis als Finanzier einsteigt, liegt aber nicht in seinem Interesse. Eine Einrichtung zu fördern, die nur von acht Kommunen genutzt wird, sei ungerecht gegenüber den restlichen 31. Haas sieht die Lea in der Pflicht, weitere Mitglieder zu werben. „Diese Karten sind noch nicht ausgereizt.“ Im vergangenen Jahr hat die Lea mehr als 1700 Bürger beraten. Etwa 20 Prozent, sagt Staudenmayer, seien aus Orten gekommen, die nicht Mitglied der Lea sind. Streng genommen hätte Staudenmayer sie abweisen müssen. Aber das hat er nicht: „Das Thema ist ja wichtig.“