Andreas Bohn und Corinna Auer vertreiben handgenähte Sommerschuhe. Sie wollen die Welt mit den Latschen etwas farbiger machen. Ihre Espadrilles wurden schon zu allen Gelegenheiten tragen, sogar bei einer Hochzeit – vom Brautpaar selbst.

Birkach - Im Schuhschrank von Andreas Bohn stehen mehr Paare als in dem seiner Freundin. Das ist in den meisten Beziehungen wohl mehr als ungewöhnlich. Was die Abwechslung angeht, ist diese jedoch nicht besonders groß. Zwar leuchten allerlei Farben in den Regalen, das Modell ist – zumindest auf der Sommerseite – jedoch fast immer dasselbe: Espadrilles.

 

Andreas Bohn liebt die bequemen Sommerschuhe aus Jute und Stoff, die auch oft als Espandrillos bezeichnet werden. Seine Vorliebe hat der 35-Jährige im Jahr 2007 zum Nebenjob gemacht. Über das Internet verkauft er die Sommerlatschen – wie auch seine Firma heißt – und will damit die Welt etwas bunter machen, wie er auf seiner Homepage schreibt.

Die Idee kam über nacht

Die Idee kam Bohn quasi über Nacht. „Ich bin morgens aufgewacht und dachte mir, es müsste für den Sommer doch ganz einfache, bunte Schuhe aus Stoff geben“, erzählt der Birkacher. Seine Partnerin Corinna Auer, mit der Bohn zwei Kinder hat und „in wilder Ehe lebt“, wie er es nennt, war zwar etwas irritiert von dem morgendlichen Einfall ihres Partners, erinnerte sich aber sofort an den Schuh ihrer Kindheit. „An mir ist dieser Trend wohl vorübergegangen“, sagt Bohn, der daraufhin ein Paar Espadrilles haben wollte. Jedoch konnte er nirgends eines finden. „Die waren eine Zeit lang komplett verschwunden“, sagt er.

Und das, obwohl er herausfand, dass Größen wie Grace Kelley oder Sophia Loren die Schuhe in der 60er- und 70er-Jahren trugen. Dann verkauft er sie eben selbst, dachte sich Bohn und machte sich auf die Suche nach einem Hersteller. Im Norden Spaniens wurde er fündig. Dort beziehungsweise im Süden Frankreichs sind die Schuhe entstanden, darüber sind sich die Südländer nicht ganz einig. Die Schuhe der Firma werden von Hand genäht. „Wir bieten aber zusätzlich inzwischen auch Massenware an“, sagt Bohn. Anfangs machte das Paar alles von zu Hause aus. Doch besonders Nostalgiker wie Corinna Auer, die sich an den Schuh ihrer Kindheit erinnerten, schlugen in Mengen zu. Nachdem Wohnung und Keller irgendwann zu klein wurden und sich bei dem Paar das zweite Kind ankündigte, mieteten sie irgendwann ein Lager mit Versand an.

Kein Schuhwerk für Bank und Labor

Wenn es ginge, würden Andreas Bohn und Corinna Auer immer Espadrilles tragen. In ihren Hauptberufen geht das allerdings nicht. „Ich bin Bänker“, erzählt Bohn, den man sich im bequemen Pulli und mit gelben Sommerlatschen an den Füßen kaum im Anzug vorstellen kann. Auer beschäftigt sich im Labor mit Brennstoffzellen. Auch kein Ort für Juteschuhe.

Sonst könne der Schuh aber wirklich zu allen Gelegenheiten getragen werden, erzählt Auer, die sich einmal im Kuba-Urlaub von einem begeisterten Händler sogar die eigenen Schuhe vom Fuß abschwatzen ließ. „Uns hat einmal ein Paar geschrieben, dass es in den Espadrilles geheiratet hat“, sagt sie. „Er in schwarzen, sie in weißen.“