Nach dem Veto des Bundeskartellamts gegen den Verkauf an Edeka kann Tengelmann-Chef Haub vor Gericht gehen oder neue Partner suchen. Eine interessante Alternative könnte aus der Schweiz kommen, meint StZ-Redakteur Thomas Thieme.

Stuttgart - Die geplante Supermarkt-Fusion ist zur Hängepartie geworden, die vor dem Oberlandesgericht in Düsseldorf ihre Fortsetzung finden könnte. Als der Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub im Oktober den Verkauf seiner defizitären Lebensmittelsparte an dem deutschen Marktführer Edeka angekündigt hat, war bereits abzusehen, dass das Bundeskartellamt die Pläne nicht einfach durchwinken würde. Deutlich hatte der Behördenchef Mundt zuvor durchblicken lassen, dass er einer weiteren Konzentration im Lebensmitteleinzelhandel einen Riegel vorschieben werde, sofern die Profiteure einzig und allein aus den Reihen der „großen vier“ stammen, die ohnehin bereits 85 Prozent des Marktes unter sich aufteilen. Aldi und Lidl, Rewe und ganz besonders Edeka diktieren ihren Lieferanten die Einkaufskonditionen und setzen die Preise.

 

Die Abfuhr, die sich der Familienunternehmer aus Köln und die Genossenschafts-Gruppe aus Hamburg nun eingehandelt haben, ist noch heftiger ausgefallen als in der Branche erwartet wurde. Nur jede dritte Tengelmann-Filiale gesteht das Kartellamt Edeka zu. Darunter fällt aber auch eine unbestimmte Zahl von Märkten, die Edeka ohnehin nicht haben wollte. Die Schnittmenge zwischen den Vorstellungen beider Seiten könnte kaum geringer sein. Tengelmann-Eigentümer Haub steht nun vor der Wahl: Versucht er den Deal mit Edeka juristisch durchzuboxen und riskiert damit ein langwieriges und kostspieliges Verfahren; oder sucht er einen oder gar mehrere neue Käufer. Schließlich scheint es eine ganze Reihe von Interessenten für Tengelmann zu geben.

Ein Name, der in den vergangenen Tagen immer wieder fällt, ist die Migros-Gruppe. Mit der Lebensmittelkette Tegut und etwa 280 Filialen sind die Schweizer bereits am deutschen Markt vertreten. Mit dem Erwerb eines größeren Pakets von Tengelmann-Filialen könnte Tegut seinen Expansionskurs vorantreiben und irgendwann vielleicht sogar zu einem ernst zu nehmenden Wettbewerber für das Führungsquartett werden. Sollte das Wettbieten um die Tengelmann-Märkte allerdings von vorne losgehen, würden auch die großen vier wieder ein Wort mitreden.