Dieses Kleeblattkreuz steht an der äußeren Neuhauser Straße. Für die einen ist es ein Denkmal aus dem 17. oder 18. Jahrhundert, für die anderen liefert es Stoff für Schauergeschichten. Genau weiß niemand, was es mit dem Kreuz auf sich hat.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Plieningen - Es spukt, draußen beim Kleeblattkreuz. Die Ochsen sind jedes Mal stehen geblieben, wenn er sie an jener Straße entlanggetrieben hat. Wie versteinert haben die Tiere verharrt, keinen Schritt wollten sie mehr tun. Dass sich diese Geschichte tatsächlich zugetragen hat, das hat ein Plieninger Bauer „steif und fest behauptet“, sagt der Kirchen- und Ortshistoriker Tilo Schad. „Er ist nicht davon abgewichen, bis er gestorben ist.“ Schad kannte den alten Bauern noch persönlich.

 

Mit Moos überzogen steht es nahe der äußeren Neuhauser Straße, das steinerne Gebilde. Den Beinamen Kleeblattkreuz trägt es, weil seine Enden den Blättern dieser Pflanze ähneln. Die geschwungene Form des 1,80 Meter hohen Wegkreuzes verströmt Geschichte. Ein bisschen erinnert es an ein Grabmal, überzogen mit einer Patina des Mystischen. Es dient als Denkmal - und als Lehne. Nämlich für die Spaziergänger, die sich auf der Bank ausruhen. Sie ist gleich davor angebracht und eingekeilt von zwei Steinpflöcken.

Wer das Denkmal aufgestellt hat, bleibt ein Rätsel

Dieses Kreuz „ist eines von den problematischen Denkmalen in Plieningen“, sagt Schad. „Es gibt nichts historisch Einwandfreies.“ Sprich, es ist ein Rätsel, wer das religiöse Mal aufgestellt hat und warum. Das, was sich die Leute erzählen, „könnte sein oder auch nicht“, sagt Schad.

Das Wegekreuz soll aus dem 18. Jahrhundert stammen, mutmaßt das Landesdenkmalamt. Die Behörde hat das Kreuz unter Denkmalschutz gestellt - aus wissenschaftlichen und heimatgeschichtlichen Gründen. Der Autor Rudolf Weißer nimmt in seinem Buch „Denkmale der Filder“ an, dass das Kreuz aus dem 17. Jahrhundert ist.

Sollte der alte Bauer Recht gehabt haben, und seine Ochsen haben Gespenster gesehen, könnten es die Seelen Verstorbener gewesen sein. Doch um wen es sich bei den Toten gehandelt haben könnte, ist unklar. Es könnten Gefallene des Dreißigjährigen Krieges sein, für die das Mal errichtet worden ist. Als Gedenkstein auf einem Massengrab. Das ist eine Version.

Es ranken sich viele gruselige Geschichten um den Gedenkstein

Eine andere sagt, dass sich drei Brüder gestritten und erdolcht hätten. Die nächste Fassung berichtet, dass dort ein Bauer aus Neuhausen ermordet worden sei. Er soll auf dem Plieninger Markt gewesen sein, um Stalltiere zu verkaufen. Damit habe er gutes Geld gemacht, sagt Tilo Schad. So gut, dass ihm jemand aufgelauert, ihn getötet und ausgeraubt haben soll.

Das steinerne Kreuz steht heute nicht mehr an der als ursprünglich angenommenen Stelle. Laut der Flurkarte von 1912 ragte das Kreuz mitten aus dem Acker. Für die Bauern, die ihre Felder pflügen und eggen mussten, war das Mal wohl ein Störenfried. Daher soll es vor, an den Rand der äußeren Neuhauser Straße, versetzt worden sein. Dort stand es bis zum 3. Oktober 1991. Das ist das Datum, an dem einer mit seinem Auto gegen das Denkmal gefahren ist. Das Kreuz aus Dettenhäuser Sandstein zerbrach und fiel in den Straßengraben.

Um weitere Unfälle zu vermeiden, ist das steinerne Kreuz des Kleeblatttyps - restauriert - etwa 50 Meter entfernt wieder errichtet worden. Es steht nun auf einer Wiese an einem Feldweg. Das Bänkchen lädt zum Verweilen ein. Aber freilich nur diejenigen, die die Schauermärchen als Hirngespinste eines Bauern abtun. Wer glaubt, dass etwas dran ist, der wird wohl lieber einen Bogen um das Kreuz machen.