Die Pläne der Bundesregierung gegen Korruption im Sport sind fertig. Künftig sollen es die Ermittlungsbehörden leichter haben, gegen Manipulationen vorzugehen. Die Strafen sollen deutlich erhöht werden.

Berlin - Nach den Wettskandalen der vergangenen Jahre will die Bundesregierung härter gegen Betrug im Sport vorgehen. Das Bundesjustizministerium erarbeitete einen Gesetzentwurf, mit dem sowohl der Betrug bei Sportwetten als auch die Manipulation von Spielen härter bestraft werden sollen. Der Gesetzentwurf, der zurzeit noch zwischen den beteiligten Ministerien abgestimmt wird, liegt der Stuttgarter Zeitung vor. Der Entwurf soll in den nächsten Tagen an die Verbände und Bundesländer zur Anhörung verschickt werden. Christian Lange (SPD), parlamentarischer Staatssekretär im Bundesjustizministerium, sagte: „Bisher war die Strafverfolgung bei der Manipulation von Sportwettkämpfen in der Praxis oft schwer. Es gab eine Strafbarkeitslücke.“ Dies werde mit dem Gesetz geändert.

 

Die Regierung begründet die Gesetzesverschärfung mit der herausragenden gesellschaftlichen Bedeutung des Sports sowie seiner großen wirtschaftlichen Bedeutung. Dies mache es erforderlich, gegen Sportwettbetrug und Manipulationen von Wettbewerben auch mit Hilfe des Strafrechts vorzugehen, heißt es in der Gesetzesbegründung. Das Strafrecht kennt bisher keinen eigenen Straftatbestand, der Manipulationen im Sport erfasst. Dies wird korrigiert. Damit drohen Spielern, Trainern und Schiedsrichtern, die Spiele manipulieren, härtere Strafen. Der Täterbegriff wird auch auf Personen, die eine vergleichbare Funktion wie Trainer ausüben, ausgeweitet. Dazu zählen etwa Vereinspräsidenten und Sportdirektoren. „Bisher konnte in Wettbetrugsverfahren gegen Spieler, die sich bestechen ließen, nur als Gehilfe ermittelt werden. Sie werden künftig zu Tätern“, sagte Justizstaatssekretär Lange.

In der Regel gelten die neuen Regeln nicht für Amateure

Das Justizressort will dennoch verhindern, dass alle Amateurspieler von der Gesetzesverschärfung betroffen sind. Sofern keine Wetten im Spiel sind, gelten die strengeren Regeln in der Regel nicht für Amateursportler. Die neuen Vorschriften setzen an zwei Punkten an: Zum einen wird Sportwettbetrug unter Strafe gestellt. Außerdem gelten die verschärften Regeln für Manipulationen bei hochklassigen Wettbewerben mit berufssportlichem Charakter. Diese juristische Unterscheidung lässt sich auf eine Formel bringen: Immer dann, wenn Sportwetten mit einem Spiel verbunden sind, findet das Strafrecht Anwendung. In der Praxis hat sich aber auch gezeigt, dass beispielsweise der Auf- oder Abstieg in eine andere Liga enorme wirtschaftliche Folgen haben kann. Kommt es hierbei im Berufssport zu Manipulationen, greift künftig ebenfalls das Strafrecht. Im Gesetz wird aber klargestellt, dass sich dies nur auf hochklassige Wettbewerbe bezieht.

Es wird auf fast alles gewettet

Staatssekretär Lange stellte klar, dass es der Regierung nicht um eine pauschale Kriminalisierung des Sports gehe. Vergehen sollen künftig nur auf Antrag etwa von Geschädigten verfolgt werden. Bei einem besonderen öffentlichen Interesse können die Ermittlungsbehörden aber auch von sich aus tätig werden. Vor allem auf dem Wettmarkt will die Politik für mehr Ordnung sorgen. „Wie beim Insiderhandel lassen sich durch Sportwetten erhebliche rechtswidrige Gewinne erzielen“, heißt es in der Gesetzesbegründung. Es habe sich durch die Wettskandale der vergangenen Jahre gezeigt, dass der Wettmarkt zu einem Berührungspunkt von Sport und organisierter Kriminalität werden könne. Es habe sich bei den Betrugsfällen herausgestellt, dass sie nicht nur den Spitzensport und Berufssportler beträfen. „Heute wird auf fast alles gewettet“, sagte der SPD-Politiker Lange. Aus diesem Grund seien in Verbindung mit Wetten überall im organisierten Sport Sanktionen vorgesehen.

Mit dem Gesetzentwurf arbeitet das Bundesjustizministerium einen Auftrag aus dem Koalitionsvertrag ab. Nach der Beratung im Kabinett sowie in Bundestag und Bundesrat sollen die neuen Regeln in Kraft treten. Das Gesetz ist in der Länderkammer nicht zustimmungspflichtig. Die Regierung begründet ihr Handeln damit, dass Wettbetrug und Manipulationen von Sportwettbewerben die Integrität und Glaubwürdigkeits des Sports gefährdeten.