Arbeitgeber und Rektoren lehnen den SPD-Vorschlag zu einem Anspruch auf ein Masterstudium ab.

Stuttgart - Das würde die Bolognareform ad absurdum führen", sagt Achim Bubenzer zum jüngsten Gesetzentwurf der SPD-Fraktion im Landtag. Bubenzer ist Vorsitzender der Rektorenkonferenz der Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (die früheren Fachhochschulen) und stellt sich entschlossen hinter seine Bachelorabsolventen. Gerade die Absolventen der Hochschulen für Angewandte Wissenschaften hätten am Arbeitsmarkt hervorragende Chancen, betont der Rektor der Ulmer Hochschule. Bubenzer beruft sich auf aktuelle Umfragen bei Arbeitgebern und zeigt sich erstaunt über die SPD. Die Fraktion hatte (wie berichtet) vorgeschlagen, jedem Bachelorabsolventen den Anspruch auch ein weiterführendes Masterstudium zu sichern.

Der Entwurf zur Änderung des Landeshochschulgesetzes wird in der kommenden Woche in der Plenarsitzung des Landtags beraten. Die SPD hatte beklagt, für Hochschulabgänger mit dem Bachelorgrad sei der Berufseinstieg häufig schwierig, "oftmals sogar unmöglich". Darüber staunt Bubenzer. Zweifel am Arbeitsmarkterfolg seien unbegründet. Der Bachelorabschluss einer Hochschule für Angewandte Wissenschaften sei durchaus als berufsqualifizierend anerkannt. Den Vorstoß der SPD, einen Rechtsanspruch auf einen Masterstudienplatz einzuführen, bewerten die Rektoren nachsichtig als "sicherlich gut gemeint", er führe aber "die Bologna-Reform ad absurdum". Diese sieht vor, dass die Studiengänge Bachelor und Master aufeinander aufbauen.

Der Bachelor, der zwischen sechs und acht Semestern dauern kann, gilt dabei als der Abschluss, der den Einstieg in einen Beruf ermöglicht. Wer das Bachelorstudium besonders gut abschließt, kann in einen zwei- bis viersemestrigen Masterstudiengang aufgenommen werden.

Kapazitätsgrenzen der Hochschulen


Der SPD-Vorschlag würde den Masterabschluss zum Regelabschluss machen, folgern die Rektoren. "Das käme einer Verlängerung des Studiums gleich", klagt Bubenzer. Nicht alle Hochschulen hätten die Kapazitäten, ein derartiges Studium anzubieten. Die Hochschulen für Angewandte Wissenschaften haben laut Bubenzer keinerlei Probleme mit den Bachelorstudiengängen, Mängel macht er eher bei den Universitäten aus, deren Reformwillen die Hochschulrektoren seit langem anzweifeln. "Die Antwort auf Mängel an Bachelorabschlüssen, wie sie offenbar an einigen Universitäten auftreten, kann nur deren Behebung sein", betont Bubenzer. Nicht jedoch eine "vermeintliche Nachbesserung durch ein angeschlossenes Masterstudium".

Schützenhilfe bekommen die Hochschulen von der Landesvereinigung baden-württembergischer Arbeitgeberverbände. "Die Behauptung, der Berufseinstieg mit dem Bachelorabschluss sei äußerst schwierig, entbehrt jeder Grundlage", erklärt Stefan Küpper, der Geschäftsführer Bildungspolitik des Verbands. Er zitiert eine Untersuchung des Internationalen Zentrums für Hochschulforschung in Kassel, die besagt, dass anderthalb Jahre nach dem Abschluss mehr als 85 Prozent der Bachelorabsolventen in Vollzeit beschäftigt seien, 57 Prozent unbefristet. "Unsere Unternehmen wollen beide, Bachelor- und Masterabsolventen", sagt Küpper. Auch er tritt für die Zweistufigkeit der Studiengänge ein, die besten Bachelor sollten in die Masterstudiengänge wechseln können. "Jede andere Interpretation höhlt das Bologna-System aus".

Auch in der Diskussion um eine Wiedereinführung des Diploms sind die Hochschulen mit den Universitäten uneins. Die Absicht, den Diplomtitel nur an Masterabsolventen zu vergeben, sei "inakzeptabel", schimpft Bubenzer in Richtung der Technischen Universitäten. Das würde den Bachelor abwerten, den in Zukunft die Mehrheit der deutschen Ingenieure führen würde. Besonders betroffen wäre seine Hochschulart, die "mit Nachdruck dafür Sorge getragen hat, dass die hohe Berufsbefähigung ihrer früheren Diplomabschlüsse auch beim Bachelorstudium sichergestellt ist".