Das Austragen fremder Babys wird in einem knappen Jahr verboten werden. Die Entscheidung ist im Land sehr umstritten. Das Leihmuttergeschäft ist ein boomender Geschäftszweig. Die Kunden kommen meist aus Europa oder den USA.

Delhi - Indiens hindunationalistische Regierung will dem florierenden Geschäft mit Leihmutterschaft einen Riegel vorschieben. Statt der bisherigen freizügigen Regelung werden zukünftig nur noch altruistische Motive anerkannt. Das erklärte Außenministerin Sushma Swaraj nach der Verkündung des entsprechenden Kabinettsbeschlusses der Regierung von Premierminister Narendra Modi.

 

Swaraj bezifferte die Zahl der sogenannten Surrogat-Kliniken in Indien auf etwa 2000. Andere Schätzungen gehen von 3000 solcher Babyfabriken aus. Die indische Industriekammer CII kalkulierte in einer Studie vor einigen Jahren, dass jährlich 400 Millionen bis zwei Milliarden US-Dollar in die Taschen der Leihmutterschaftszentren fließen. Vor allem ausländische Paare – insbesondere aus den USA und Europa – hatten während der vergangenen Jahre den Boom befeuert, da die Kosten in Indien weitaus niedriger ausfielen als in westlichen Ländern. Die Preise variieren zwischen 1000 und 10 000 Euro.

Wer schon schwanger ist, hat nichts zu befürchten

Das neue Gesetz soll erst in etwa zehn Monaten in Kraft treten, um schwangeren Leihmüttern und ihren zahlenden Auftraggebern die Möglichkeit zu geben, vor einem endgültigen Verbot alle Kinder auszutragen. Außerdem muss das Gesetz noch das Parlament passieren. Delhi schließt sich mit dem Verbot der kommerziellen Leihmutterschaft einer Reihe von entwickelten Ländern an. Auch in Deutschland ist die Leihmutterschaft verboten.

Die Begründung des Verbots durch Außenministerin Swaraj löste jedoch Verwunderung aus. Die Ministerin nutzte ihre Pressekonferenz zu einem Rundumschlag gegen Bollywood und die Showstars in der Filmmetropole Mumbai. Filmstars hätten die Leihmutterschaft massiv befeuert, weil sich die Schauspielerinnen vor den Schmerzen der Geburt drücken wollen. Swaraj machte auch deutlich, dass ihre hindunationalistische Regierung keine Kinder jenseits einer legalen Ehe mit „einem Mann und einer Frau“ sehen möchte: „Unverheiratete Paare, Einzelpersonen und Homosexuelle können keine Leihmutterschaft mehr in Auftrag geben. Im Ausland lebende Inder und Ausländer dürfen keine Leihmütter in Indien mehr nutzen.

Von vielen Seiten kommt harsche Kritik

Die Entscheidung ist in Indien sehr umstritten. „Jetzt drängelt sich der bigotte Nationalismus schon in unsere Gebärmütter“ kritisierte die Tageszeitung „The Telegraph“ in Kolkata das Gesetzesvorhaben. Das Centre for Social Research, das vor einigen Jahren eine nationale Konferenz über Leihmutterschaft organisiert hatte, zeigte sich enttäuscht. „Wir wollten die Rechte der Leihmütter sichern“, erklärte Ranjana Kumari, eine Vertreterin der Organisation, „wir wollten die Mittelsleute ausschalten, die das große Geld machen.“ Stattdessen mache das Gesetz vier Schritte zurück. Die Regierung werde nicht in der Lage sein, das Surrogat-Geschäft zu unterbinden, und dränge die Leihmutterschaft in den Untergrund. Laut Außenministerin Swaraj drohen bei Verstößen gegen das Gesetz Gefängnisstrafen bis zu zehn Jahren.