In Schorndorf wird das Jahr der Stadt etliche neue Skulpturen im öffentlichen Raum bringen. Eberhard Abele, der frühere Vorstand des Kulturforums, erklärt im Interview die Tradition der Siebener Jahre, und warum die öffentlichen Kunstaktionen einer Stadt gut tun.

Schorndorf - Kunstinteressierte erwartet in Schorndorf über das Jahr 2017 hinweg eine Vielzahl von Aktionen – unter anderem vom 12. Juni an ein Symposium, bei dem fünf neue Skulpturen für Standorte nahe der Rems geschaffen werden. Im Interview erklärt der langjährige Vorsitzende des Kulturforums, Eberhard Abele, wie die zwei vorangegangenen Symposien entstanden sind und welchen Einfluss sie auf das Kunstklima gehabt haben.
Herr Abele, im Jahr 2017 wird es ein Skulpturen-Symposium in Schorndorf geben. Wie kann die Kunst eine Stadt verändern?
Indem man Raum schafft für spannende Kunst, ihr Vertrauen schenkt und sich für Neues öffnet. Im Juni 1987 hieß es nach dem ersten Bildhauersymposium, „Schorndorf ist nicht mehr das, was es davor einmal war“. Mitte und Ende der 1980er Jahre wurde durch eine kontinuierliche Erweiterung der Fußgängerzone Raum für die Menschen geschaffen. Diesen Freiraum füllten mehr als 30 Künstler 14 Tage lang mit Leben, indem sie ihre Arbeiten ausstellten, mit den Menschen diskutierten und vor deren Augen künstlerisch tätig wurden. Trotz mancher Kritik an den Ankäufen wurde eine Begeisterung erzeugt, die sich im anschließenden Engagement vieler Privatleute und Institutionen für die Kunst im öffentlichen Raum bis heute widerspiegelt. Schorndorf ist durch das Symposion aufgeschlossener für moderne Kunst, urbaner und offener im Umgang mit Neuem geworden.
Was sind die thematischen Unterschiede zwischen damals und heute?
Beim zweiten Symposion 1997 lautete das Thema „Sechs Plätze, sechs Bildhauer“. Gezielt sollte das Stadtbild durch die Gestaltung von Stadteingangssituationen „reizvoller“ gestaltet und die vernachlässigte Vorstadtstraße in den Mittelpunkt gerückt werden. Das gesamte Begleitprogramm fand dort statt, und erste Ideen zur Zukunft dieses Quartiers wurden entwickelt. Wir hoffen nun, dass die Vorstadtstraße im Zuge der Sanierung des Breuninger-Areals die längst verdiente Aufwertung erfährt. 2017 reagieren wir beim dritten Symposion auf die Remstalgartenschau 2019 mit fünf großformatigen Skulpturen entlang des Radwegs an der Rems.
In Schorndorf fallen diese Symposien immer auf Jahre, die mit einer Sieben enden. Was hat es damit auf sich?
Symposien und Skulpturenjahre sind organisatorisch und finanziell aufwendige Veranstaltungen, die man nicht alle paar Jahre wiederholen kann. Das internationale Skulpturenprojekt in Münster findet beispielsweise alle zehn Jahre statt. Wichtig ist, dass man sich auch zwischen den Symposien dem Thema durch Ausstellungen, durch regelmäßige Skulpturenführungen und der Pflege der Skulpturen widmet. Das Kulturforum hat sich das all die Jahre zur Aufgabe gemacht.
Sie waren bereits beim ersten Symposion 1987 maßgeblich beteiligt. Was hat sich von damals bis heute an den Veranstaltungen verändert?
Die Grundstruktur unserer Symposien ist gleich geblieben: Zentralthema, öffentliches Arbeiten der Bildhauer, dazu ein umfangreiches Begleitprogramm und Präsentation der in Schorndorf für einen bestimmten Ort geschaffenen Skulpturen. Das erste Symposion war so etwas wie ein Kunstüberfall auf die Innenstadt. Wer die Innenstadt betrat, konnte sich dem Sog der Kunst nicht mehr entziehen. Diese Euphorie ist bei den etwas peripher gelegenen Veranstaltungsorten an der Rems nicht zu erzielen, aber wir wollen ja dorthin, um auch diese Stadträume in den Mittelpunkt zu rücken. Die Stadt hört schließlich nicht an der Bahnlinie auf!
Sie haben sowohl Bildhauer aus dem Raum Schorndorf, als auch aus dem weiteren Umkreis ausgewählt. Warum diese Mischung?
Aus Schorndorf sind Christoph Traub und Ebba Kaynak dabei, deren Erfahrungen, die sie auf teils internationalen Symposien gewonnen haben, in die Vorbereitungsarbeit einfließen. Und natürlich braucht es neue Gesichter mit neuen Ideen, die das Symposion bereichern, so Manuela Tirler, die mit Eisen arbeitet, der Steinbildhauer Jo Kley sowie Tareq Ghamian aus Syrien, den Christoph Traub bei einem Symposion in Ägypten kennenlernte.
Was wird aus Ihrer Sicht der Höhepunkt des Skulpturenjahres sein?
Ich freue ich mich auf die Begegnungen mit den Bildhauern. Gespannt bin ich auf die Reaktionen der Bevölkerung, wenn die Skulpturen an der Rems aufgestellt werden. Toll ist auch, dass sich einige Schulen mit einer gemeinsamen Ausstellung am Symposion beteiligen. Ganz besonders gespannt bin ich auf die Diskussionsveranstaltung „Kunst und Bauen – Architektur und Bildende Kunst: Lust oder Last?“. Gelingt es, bei Bauherrn und Architekten einen Prozess in Gang zu bringen, Künstler bei der Planung und Realisierung von öffentlichen und privaten Bauten, Arealen und Quartieren mit einzubeziehen?
Mehr als 40 öffentlich zugängliche Skulpturen wird es nach dem Wettbewerb in Schorndorf geben. Was würden Sie antworten, wenn Ihnen jemand vorwerfen würde, dass das zu nun viele sind?
In der Tat befinden sich an vielen zentralen Plätzen der Innenstadt Skulpturen, die durch öffentliches, aber auch privates Engagement ihren Platz in der Stadt gefunden haben. Diese Kunstwerke verstehen sich nicht als Möbel zur Gestaltung der Innenstadt, sondern als Kunstsubjekte mit einer ästhetischen und inhaltlichen Aussage. Und dann gibt es ja immer wieder Veränderungen in der Innenstadt. Momentan gibt es Diskussionen über die Zukunft des Omnibusbahnhofs und erste Ideen, den Unteren Marktplatz für die Menschen zugänglich zu machen. Die ersten beiden Symposien waren innenstadtzentriert, bei diesem Symposion bewegen wir uns an die Rems. Zudem soll künftig das Thema „Kunst am Bau“ eine größere Relevanz erhalten.