Mehr solcher Musiker in Deutschland: Get Well Soon hat im Wizemann schön dezent abgerockt. Konstantin Groppers Gruppe ist immer noch die beste Band Baden-Württembergs.

Kultur: Jan Ulrich Welke (juw)

Stuttgart - Gebetsmühlenartig wird hier seit Jahren artig das Mantra wiederholt, dass es sich bei Konstantin Groppers Bandprojekt Get Well Soon um die beste Band Baden-Württembergs handelt. Das mag auf den ersten Blick wie eine eher mittelcoole Visitenkarte klingen, aber intendiert ist das Gegenteil. Gropper legt ein vorzügliches Album nach dem anderen vor, was er macht, macht er richtig. Der letzte Beleg ist sein aktuelles Werk „Love“, abermals höchst gelungen, das er nun auf einer Tournee präsentiert.

 

Das Wizemann ist am Dienstagabend laut Veranstalterangaben mit rund siebenhundert Zuschauern gefüllt, das entspricht in etwa der Besucherzahl, die er vor ziemlich genau einem Jahr bei seinem letzten Stuttgarter Konzert auch in den Wagenhallen begrüßen durfte. Es scheint das Maß der Dinge zu sein, bei dem er sich derzeit in Sachen Resonanz einpendelt, respektabel ist das allemal.

Satt, sauber und in orchestraler Breite

Gropper nutzt den Abend, um neun der elf Songs des Werks zu spielen, er stellt es mithin recht ausführlich vor und würzt den Abend nur mit ein paar weiteren gleichfalls recht aktuellen Songs aus dem Backkatalog. Das Ganze bei etwas zu lautem, etwas zu höhenlastigem, aber ansonsten relativ transparent klingendem Livesound, begleitet wie üblich von seiner Schwester Verena an Keyboard, Geige und mit Gesang sowie einer überschaubaren Begleitband.

Mit den Worten „Danke schön und guten Abend, liebe Stuttgarterinnen“, begrüßt er nach dem zweiten Stück charmant das Publikum, wobei er – am Weltfrauentag – natürlich auch die männlichen Gäste willkommen heißt. Auch sonst bleibt er ein gelassener Conférencier, der mehr Taten als Worte für sich sprechen lässt. Satt, sauber und wie gewohnt in bald schon orchestraler Breite erklingen seine Popsongs, denen man durch und durch die kompositorische Güte ebenso anmerkt wie den zumindest zum Grübeln anregenden Anspruch. „Marienbad“ oder „Heidegger“ heißen sie, oder „Young Count falls for Nurse“, so rätselhaft wie umgekehrt gewitzt ausformuliert.

Heimelige Atmosphäre

George Michaels „Careless Whisper“ streut er zwischendurch als Coverversion ein. Das kann man machen, muss man aber nicht, weil das Stück dem Original eigentlich nichts hinzufügt und wohl eher dazu da ist, die heimelige Atmosphäre für die zahlreich erschienenen Pärchen im nicht gerade in heillose Ausgelassenheit verfallenden Publikum zu befördern. Es ist konsensuale Musik, aber keine Konsensmusik, die Gropper mit Get Well Soon bietet, geht einem bei dieser Gelegenheit dann mal wieder auf, aber dennoch wünschte man sich, dass es mehr solcher feiner Musiker in Deutschland gäbe.

„Born with too much Love“ heißt die frische Maxisingle, die Gropper auch noch vorstellt und die es am Merchandisingstand zu kaufen gibt, interessant in ihrer optischen Ästhetik wie in ihrem musikalischen Inhalt, und vielleicht spricht der Titel ja irgendwie auch über und für Konstantin Gropper. Ein beseelter Mann macht sehr beseelte Musik, sehr emsig obendrein, und wird uns hoffentlich auch weiterhin damit erfreuen. Ein – wieder einmal – schöner Konzertabend mit Get Well Soon.