Mit dem Gewa-Tower setzen sich 28 bildende Künstler aus der Region im Kunst-Werk auseinander. In einer Bildergalerie zeigen wir verschiedene Kunstwerke aus der Ausstellung.

Fellbach - Der Gewa-Tower ganz im Osten der Stadt ist nicht nur weithin sichtbar, sondern er polarisiert auch. Nicht nur in alltäglichen Diskussionen der Fellbacher Bevölkerung wird der von der Insolvenz ereilte Turm kontrovers diskutiert, auch bei Künstlern löst das über 100 Meter hohe Bauwerk, das seit Monaten als Bauruine und trauriges Skelett in die Landschaft ragt, negative Emotionen aus. Seit Freitagabend zeigen 28 Künstler in der Galerie im Kunst-Werk Fellbach an der Schorndorfer Straße dazu ihre in der Mehrzahl kritischen Arbeiten.

 

Die unmittelbare Nachbarschaft zum Gewa-Tower hat das Kunstwerk Fellbach dazu bewogen, zur künstlerischen Auseinandersetzung mit dem Turm auf- und einen Wettbewerb auszurufen. Sein Thema „The tower – ein starkes Stück Fellbach!?“ ließ Spielraum für Akzeptanz und Kritik, für die positive Assoziation und die ablehnende Haltung, für harte Kritik und süffisante Ironie. 40 Künstler haben dieses Spektrum ausgeschöpft und sich darauf eingelassen, als Vorlage dienten ihnen Fotos vom Gewa-Tower. Eine Jury, der neben Mitgliedern des Kunst-Werks auch die Stuttgarter Kunstsachverständige Verena Jendrus angehörte, hat sie gesichtet.

In der Kunst hat der Tower jetzt schon mal einen Platz

In der Kunst hat der Tower jetzt schon mal einen Platz, im Leben noch nicht. Zweifel an seiner Ästhetik, seiner Eingliederung in die Umgebung, seiner massiven Dominanz spricht aus vielen Kunstwerken. Sie üben damit zum Beispiel in Acryltechnik, mit Tempera, in Collagen, Fotomontagen, einem Puzzle, Zeichnungen und dreidimensionalen, teils mannshohen Skulpturen „Kritik am Kapitalismus“, wie Verena Jendrus feststellt. In ihrem Grußwort zitierte Hannah Schröder-Jung von der städtischen Wirtschaftsförderung – in ihr Ressort fällt die Vermietung der Ateliers im Kunst-Werk – Paul Klee: „Kunst gibt nicht das Sichtbare wider, sondern Kunst macht sichtbar.“ Schon die Titel der Kunstwerke, deren Konzeption alle Künstler in Begleittexten erklären, machen deutlich, dass die Architektur des Wohnturms Kontroversen birgt, die sich durch die Insolvenz noch verfestigen.

Der Gewa-Tower in Fellbach. Foto: Patricia Sigerist

Peter Wichmann legt seiner Tonskulptur „Vor dem Absturz“ den Vergleich mit Ikarus zugrunde. „Die Figur des Ikarus steht für mich unter anderem für die Überschätzung der eigenen Möglichkeiten. Auch beim unfertigen Tower hat es sicherlich Menschen gegeben, die sich und ihre Möglichkeiten überschätzt haben.“ Brunhilde Sauer-Baur hat ein „Tower-Puzzle“ geschaffen, weil sie meint, dass „zur Bewältigung der Krisensituation alle Teilaspekte gründlich beleuchtet werden müssen, um sie (wieder) zu einem guten Ganzen zusammen zu puzzeln.“ Sabine Scharkowski und Simone Weigend sehen in ihrem gemeinsamen Kunstwerk den Turm als „das entzauberte Wahrzeichen“. Barbara Wittmann wird ironisch und zugleich kritisch, indem sie ihre Metallkonstruktion „schlüsselfertig“ betitelt und an deren höchsten Punkt einen Schlüssel hängt.