Spitzenpolitiker und Unternehmer distanzieren sich vom US-Präsidenten, nachdem dieser ein zweites Mal die rechtsextreme Gewalt von Charlottesville relativiert. Trump reagiert mit der Auflösung zweier Beratergremien.

New York - US-Präsident Donald Trump ist nach seinen umstrittenen Äußerungen zur rechtsextremen Gewalt in Charlottesville massive Kritik aus allen Teilen der Gesellschaft entgegengeschlagen. Nachdem immer mehr Firmenchefs seine wirtschaftlichen Beratergremien aus Protest verlassen hatten, löste er zwei davon am Mittwoch kurzerhand auf. Führende Politiker aller Couleurs mahnten ihren Präsidenten zu einer eindeutigen Verurteilung rechtsextremer Ideologie.

 

Trump hatte in seiner ersten Reaktion neben den Rechtsextremen auch die Gegendemonstranten für die Eskalation in Charlottesville am vergangenen Samstag verantwortlich gemacht, am Montag dann verurteilte er alle Gewalt durch weiße Rassisten und Neonazis, doch in einer hitzigen Tirade vor Journalisten am Dienstag bekräftigte er wieder seine erste Darstellung. An der Demonstration am Samstag hätten „einige sehr schlechte Leute“ teilgenommen. „Aber da waren auch Leute, ausgezeichnete Leute, auf beiden Seiten“, sagte er.

Rechte Gruppen waren am Samstag in Charlottesville aufmarschiert, um gegen die Entfernung der Statue eines Konföderiertengenerals zu protestieren. Doch die Neonazis, Mitglieder des Ku-Klux-Klans und Rassisten, die bereits am Vorabend aufmarschierten, skandierten auch Parolen wie „Die Juden werden uns nicht ersetzen“ und lieferten sich mit Gegendemonstranten regelrechte Straßenschlachten. Eine Frau kam letztlich ums Leben, als ein mutmaßlicher Neonazi sein Auto in einige der Gegendemonstranten rammte.

Die Geschehnisse und Trumps Aussagen dazu entfachten in den USA eine Diskussion über grundlegende amerikanische Werte. Die früheren republikanischen US-Präsidenten George H.W. und George W. Bush mahnten: „Amerika muss immer rassischen Fanatismus, Antisemitismus und Hass in jeglicher Form zurückweisen“ und auch die Oberbefehlshaber der vier Zweige des US-Militärs bezogen ungewöhnlich deutlich gegen Rassismus und Extremismus Stellung.

Trumps Äußerungen wurden in diesen Erklärungen nicht explizit erwähnt, einige Politiker und Unternehmer nahmen sich aber kein Blatt vor dem Mund. Der republikanische Senator und Trump-Kritiker Lindsey Graham, warf dem Präsidenten vor, das Land eher zu spalten als zu versöhnen. Viele Republikaner würden sich der Vorstellung widersetzen, „dass die Partei (Abraham) Lincolns den David Dukes dieser Welt den roten Teppich ausrollt“. Duke ist ein ehemaliger Führer des rassistischen Ku-Klux-Klans.

Mehrere Wirtschaftsvertreter verlassen Beratergremien

Aus Protest gegen Trumps Äußerungen waren seit Samstag eine ganze Reihe von Mitgliedern der Wirtschaftsberatergremien des Weißen Hauses zurückgetreten, darunter die Chefs des Pharmariesen Merck oder des Chip-Herstellers Intel. Um der kompletten Auflösung der Räte zuvorzukommen, kündigte Trump über Twitter dann selbst deren Schließung an. „Statt Druck auf die Geschäftsleute des Industrierates und des Strategie- und Politikforums auszuüben, beende ich beide“, schrieb er. „Vielen Dank an alle.“ Einer der Räte hatte jedoch schon zuvor selbst entschieden, sich aufzulösen. Trump war mit seinem Tweet der Bekanntgabe des Gremiums nach Aussage informierter Kreise lediglich zuvorgekommen.

Nur 24 Stunden zuvor hatte Trump noch diejenigen, die seinem Industrierat den Rücken gekehrt hatten, als „Wichtigtuer“ bezeichnet und behauptet, es gebe genug andere, die an ihre Stelle treten wollten.

In Charlottesville nahmen Tausende derweil Abschied von der am Samstag getöteten Heather Heyer. Ihre Mutter Susan Bro sagte bei der Gedenkfeier, sie hoffe dass der Tod der 32-jährigen Rechtsanwaltsgehilfin nicht umsonst, sondern der Anfang ihres Vermächtnis gewesen sei. Vater Mark Heyer erklärte, seine Tochter Heather habe jedem Menschen Respekt entgegen bringen wollen und sei davon überzeugt gewesen, dass jedes Leben zählt. Sie habe Hass überwinden wollen. Großvater Elwood Shrader sagte, Heather habe sich leidenschaftlich für Gerechtigkeit eingesetzt und sei immer aufgestanden, wenn sie etwas als ungerecht empfunden habe.