Der Gewerbe- und Handelsverein steht nach dem Rücktritt von Rolf Armbruster führungslos da.

Stuttgart-Degeloch - Noch weiß Rolf Armbruster nicht, wer ihm nachfolgen wird. Aber er weiß, dass er nicht mehr will. 13 Jahre hat der Architekt die Geschicke des Degerlocher Gewerbe- und Handelsvereins (GHV) gelenkt. In anderthalb Wochen soll damit Schluss sein. „Es hat mir Spaß gemacht, ich hätte auch noch gern weiter gemacht“, sagt er. Aber der Zeitaufwand war schlicht zu groß. Einen knappen Tag in der Woche, schätzt er, kostete ihn das Ehrenamt zuletzt. Er will mehr Zeit für die Familie. Sein Entschluss steht fest. Ein Jahr vor dem regulären Ende seiner Amtszeit tritt er zurück.

 

Damit steht der GHV erst einmal führungslos da. Denn bisher verlief die Suche nach einem neuen Vorsitzenden hinter den Kulissen ergebnislos. „Ich kann der Jahreshauptversammlung natürlich nicht vorweggreifen. Aber im Moment ist niemand in Sicht, der signalisiert, dass er es machen würde“, sagt Armbruster. Dabei hatten sich einige Vereinsmitglieder eigens vergangene Woche getroffen, um über die Personalie zu beraten. Ein Name konnte hinterher nicht präsentiert werden.

Der GHV ist wohl einer der umtriebigsten Vereine in den Bezirken unterm Fernsehturm. Circa 200 Mitglieder zählt die Vereinigung, und aus dem öffentlichen Leben Degerlochs ist sie kaum wegzudenken. So organisieren die Händler den alljährlichen Nikolausmarkt rund um das Bezirksrathaus sowie verkaufsoffene Sonntage, unter anderem zeichnen sie auch für die Weihnachtsbeleuchtung entlang der Epplestraße verantwortlich.

„Bisher ist das eine One-Man-Show“

Vor dem Aus steht der Gewerbeverein wegen des Rücktritts aber mitnichten. Notfalls, so Armbruster, würde der Verein eben ohne einen designierten Chef weiter existieren. „Bisher ist das eine One-Man-Show“, sagt der Noch-Vorsitzende. Er erledige im Grund alle organisatorischen Aufgaben abseits der Kassenführung und des Schreibens der Protokolle. Eine Neuorganisation soll Abhilfe schaffen. „Wir müssen die Vereinsführung auf eine breitere Basis stellen“, sagt er.

Ein organisatorischer Trick soll das ermöglichen. Sogenannte Ressorts sollen geschaffen werden, die Satzung erlaube das. Die würden sich der Themen Mitgliederbetreuung, Pressearbeit, Organisation von Veranstaltungen oder auch dem Kontakt zum Bezirksrathaus annehmen. „Es gibt ein engagiertes Team, dem der GHV am Herzen liegt“, sagt Armbruster. Und einen stellvertretenden Vorsitzenden gebe es ja noch. Zudem würde die bereits bestehende Unterteilung in insgesamt drei Fachgruppen beibehalten. Um ihre Interessen besser vertreten zu können, gibt es die Gruppen Handel, Handwerk und Freie Berufe.

In der Notlösung, die seinen bisherigen Posten überflüssig machen würde, meint Armbruster auch eine Chance zu entdecken. „Ich bin mir sicher, dass wir sogar wachsen werden“, sagt er, „und zwar dann, wenn wir einen fitten Mitgliederbetreuer finden.“