Die regionalen Gewerbeschwerpunkte wurden vor rund einem halben Jahr als Durchbruch gefeiert. Viel getan hat sich seitdem aber wenig. Doch eine Kommune könnte davon profitieren.

Kreis Ludwigsburg - Knapp ein halbes Jahr ist es her, dass das Wirtschaftsministerium des Landes sein Okay gegeben hat für die Pläne der Region, neue Gewerbeschwerpunkte im Kreis Ludwigsburg zu schaffen. Damit ging eine jahrelange Suche zu Ende. Entsprechend groß war die Freude bei den Beteiligten. „Mit den vier neuen Standorten betreiben wir eine Angebotsplanung. Es werden Flächen langfristig gesichert, die bei Bedarf bebaut werden können – losgelöst von konkreten Interessenten“, sagte der Planungsdirektor der Region, Thomas Kiwitt, damals. Doch der anfänglichen Euphorie droht nun Ernüchterung zu folgen, denn bei drei von vier Standorten geht es nicht voran. Mal stellt sich der Gemeinderat quer, mal gibt es dringlichere Projekte. Doch eine Kommune könnte davon profitieren.

 

Korntal-Münchingen

In Korntal-Münchingen steht das neue Gewerbegebiet weit hinten in der Prioritätenliste. Da seien erst einmal andere Entwicklungen im Vordergrund, so die Stadt-Sprecherin Benita Röser. Die Wohngebiete in Korntal-West und Münchingen, Flüchtlingsheime, die gebaut werden müssen, und Sanierungen stünden erst einmal auf der Tagesordnung. „Bisher gibt es keine konkreten Planungen, was die Gewerbeentwicklung angeht“, sagt Röser.

Zudem müssten noch einige Voraussetzungen erfüllt werden. Da wäre beispielsweise die Anbindung der B 10 an die Autobahn 81, von der das Gewerbegebiet abhängig ist, so Röser. Außerdem scheut sich die ohnehin von Schienenlärm geplagte Stadt vor noch mehr Krach auf den Straßen.

Ein „klassisches Gewerbegebiet mit einem 24-Stunden-Betrieb“ werde von Verwaltung und Gemeinderat kritisch gesehen, sagt der Bürgermeister Joachim Wolf. In den nächsten drei bis fünf Jahren soll das Projekt Gewerbegebiet jedenfalls nicht in den Angriff genommen werden. Thomas Kiwitt, der Planungsdirektor beim Verband Region Stuttgart, mahnt zur Eile. „Es ist notwendig, dass die Kommunen schnell Baugenehmigungen erteilen“, sagt er. Denn Interessenten gebe es genug. „Die wollen aber nicht fünf Jahre warten. Wir können momentan kaum noch etwas anbieten, das größer als fünf Hektar ist.“

Schwieberdingen

Auch in Schwieberdingen möchte man sich Zeit lassen. „Wir haben noch andere größere Projekte“, sagt der Bürgermeister Nico Lauxmann und verweist auf die Sanierung der Ortsdurchfahrt oder den Neubau einer Kindertagesstätte. Zudem sei für den Ausbau des Gewerbegebietes auch ein vierspuriger Ausbau der B 10 nötig. Das Gebiet selbst berge „Herausforderungen“: Eine Leitung der Bodenseewasserversorgung läuft hindurch, ebenso eine Stromtrasse. Lauxmann sieht das Gebiet eher „mittel- bis langfristig“ als Projekt. Hinzu kommt, dass die Region eine interkommunale Entwicklung fordert. Schwieberdingen muss also auf Partnersuche gehen – und auch das kann dauern.

Damit stößt er beim Planungsdirektor Kiwitt auf wenig Begeisterung. Zwar sei auch ihm klar, dass nach der Genehmigung „innerhalb einer Jahresfrist nicht die Bagger anrollen“, sagt Kiwitt. In Gesprächen mit Investoren stelle man aber fest, „dass hier sehr unterschiedliche Zeitvorstellungen aufeinander treffen“. Er sieht die Gebiete „im besten Fall“ in drei Jahren durchgeplant. „In der Wirtschaft sind Sie mit einer Dreijahresplanung aber nicht konkurrenzfähig.“

Bietigheim-Bissingen

Auch bei den 17 Hektar, die Bietigheim-Bissingen gemeinsam mit Tamm im Zweckverband Laiern entwickeln will, tut sich derzeit nichts. Hier stellte sich der Gemeinderat in Bietigheim quer, weil er eine Überlastung der Südumfahrung von Bissingen nach Tamm befürchtete. Das Gremium bewirkte, dass die Verwaltungsgemeinschaft gegen eine Erweiterung des Gebiets stimmte. Tamm legte Widerspruch ein. Jetzt soll eine Verkehrsanalyse Klarheit bringen. „Das hat unsere Planungen etwa ein halbes Jahr verzögert“, sagt die Stadtsprecherin Anette Hochmuth.

Ingersheim

Volker Godel, der Bürgermeister von Ingersheim, könnte in dieser Angelegenheit der lachende Vierte sein. Denn das Gewerbegebiet Bietigheimer Weg, das seine Komune mit Bietigheim-Bissingen entwickelt, bekam in allen Gremien den Satzungsbeschluss für eine Erweiterung um 1,8 Hektar. Weitere acht Hektar im Süden könnten bald folgen. Ingersheim sei schneller gewesen, weil man die Möglichkeit gehabt habe, organisch an ein bestehendes Gewerbegebiet anzuschließen, sagt Godel. Weil man schneller Flächen zur Verfügung stellen könne als die anderen Kommunen, habe man auch bei der Wahl des Gewerbes den Vorzug. Vor allem bei Logistik-Betrieben – deren Ansiedlung eigentlich das Ziel des Regions-Projektes ist – ist in manchem Gemeinderat mit Widerspruch zu rechnen. Godel bleibt diplomatisch: „Wir hegen auch große Sympathien für produzierendes Gewerbe.“