Die Hitze der vergangenen Tage entlädt sich am Freitag in starken Gewittern. Los ging es in Rheinland-Pfalz und Hessen, am Abend breiten sich die Unwetter im Südwesten aus. In Hessen fielen vier Zentimeter dicke Hagelkörner.

Stromberg/Wiesbaden/Berlin - Katastrophenalarm nach Unwettern in einer Kleinstadt im Hunsrück, unterspülte Bahngleise auf der Strecke Wiesbaden-Koblenz, dicke Hagelkörner in Hessen: Die ersten Unwetter nach der Hitzewelle haben Unheil im Südwesten Deutschlands angerichtet. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hatte für Freitag die größte Unwettergefahr in einem breiten Streifen von Rheinland-Pfalz bis Mecklenburg-Vorpommern vorhergesagt.

 

Im Osten und Süden sollten die Unwetter erst am Samstag ankommen. Immer sei mit Hagel, Starkregen und Sturmböen zu rechnen, warnten die DWD-Meteorologen.

Die Behörden lösten den Katastrophenalarm in Stromberg nach teils meterhohen Überschwemmungen aus. Der Kreis Bad Kreuznach richtete einen Krisenstab ein, wie ein Sprecher mitteilte. Einsatzkräfte retteten Bewohner mit Booten aus ihren Häusern. Umliegende Orte seien nicht betroffen, sagte ein Sprecher des Krisenstabs.

Bis zu 60 Liter Regen pro Quadratmeter

Vier Zentimeter dicke Hagelkörner kamen bei einem Gewitter in Mittelhessen herunter. Menschen wurden nicht verletzt, aber Keller liefen voll. Das Gewitter setzte am Freitag Straßen unter Wasser und entwurzelte Bäume, wie DWD mitteilte. Teilweise fielen bis zu 60 Liter Regen pro Quadratmeter. Das Gewitter tobte ungefähr eine halbe Stunde. Danach strahlte wieder die Sonne.

Auf der Bahnstrecke Wiesbaden-Koblenz kam es wegen Unwetterschäden im Mittelrheintal zu Beeinträchtigungen. Beiderseits des Rheins seien die Gleise am Freitag unterspült worden, sagte eine Bahnsprecherin in Berlin. Linksrheinisch sei der Abschnitt zwischen Niederheimbach und Bingen betroffen gewesen. Dieser konnte am Nachmittag laut Bahn wieder mit verminderter Geschwindigkeit befahren werden. Rechtsrheinisch war die Strecke zwischen Lorch und Kaub betroffen. Zunächst war unklar, wann die Züge dort wieder rollen konnten.

Vor allem über dem Norden von Rheinland-Pfalz gingen am Freitagnachmittag Gewitter mit örtlich viel Regen nieder. „Der Schwerpunkt war von der Eifel rüber bis zum Westerwald“, sagte ein DWD-Sprecher. Über den Umfang der Schäden lagen zunächst keine genauen Informationen vor.

Hoch "Wolfgang" sorgt für hohe Temperaturen

Am Freitag war es noch einmal sehr heiß geworden. In Sachsen-Anhalt stiegen die Temperaturen örtlich auf fast 34 Grad. Die Sachsen konnten mit bis zu 37 Grad rechnen. „Aber die schwüle Luft wird die gefühlten Temperaturen in Richtung 40 Grad bringen“, sagte ein DWD-Sprecher.

Das Hoch „Wolfgang“ hatte Deutschland schon am Donnerstag den bislang heißesten Tag des Jahres beschert. Die höchsten Temperaturen verzeichnete dem DWD zufolge Obersulm bei Heilbronn in Baden-Württemberg mit 35,7 Grad. Mit 40,3 Grad hatten die Meteorologen am 5. Juli und 7. August 2015 im fränkischen Kitzingen die höchste Lufttemperatur in Deutschland seit dem Beginn der flächendeckenden Wetteraufzeichnungen 1881 registriert.

Bis zum Sonntag sollten Gewitter Deutschland überqueren und die Temperaturen auf normales Sommerniveau senken. Kühle Luft vom Atlantik schiebt die Heißluft aus dem Süden weg. Wenn die Gewitter durch sind, werde es rund 10 Grad kühler sein, sagte DWD-Meteorologin Johanna Anger: „Am Sonntag kommt es in weiten Teilen Deutschlands zu einer Wetterberuhigung. Dann ist die heiße Luft endgültig verdrängt. Mit der einfließenden kühleren Luft liegen die Höchstwerte nur noch zwischen 20 und örtlich 26 Grad.“

Wer am Abend draußen Fußball schauen will, sollte eine Jacke einpacken, riet ein Meteorologe. Am Montag, dem Siebenschläfertag, ist es meist wechselnd bewölkt mit etwas Regen. Die Temperaturen liegen zwischen 19 Grad an der Nordsee und 25 Grad im Südwesten und in Brandenburg.