Die Stuttgarter Gips-Schüle-Stiftung zeichnet ein Forscherteam aus dem Land aus, das eine neue Methode zur Hochgeschwindigkeits-Übertragung von Daten entwickelt hat.

Stuttgart - Baden-Württembergs früherer Wissenschaftsminister Peter Frankenberg ist begeistert: „Die High-Speed-Datenübertragung mit Licht und sehr schnellen elektrischen Signalen hat ein bahnbrechendes Potenzial.“ Entwickelt hat die neue Technik ein Team vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT): Sascha Mühlbrandt, Christian Koos und Manfred Kohl. Die drei wurden nun mit dem Gips-Schüle-Forschungspreis 2017 ausgezeichnet, der mit 50 000 Euro dotiert ist.

 

„Technik für den Menschen“ lautet das Motto des Wissenschaftspreises, den die Stuttgarter Stiftung alle zwei Jahre verleiht. Bei der Auswahl der eingereichten Vorschläge – in diesem Jahr waren es 28 Projekte – legt die Jury vor allem auf Innovationspotenzial und Interdisziplinarität Wert, zudem müssen sie einen Bezug zur praktischen technischen Anwendung und einen gesellschaftlichen Nutzen haben. „Mit den Gips-Schüle-Preisen wollen wir herausragende Leistungen von Forschungsgruppen in Baden-Württemberg honorieren und die Weiterführung der prämierten Forschungsarbeiten ermöglichen“, sagte der Stiftungsvorstand Stefan Hofmann anlässlich der Preisverleihung.

Plasmonische Fotodetektoren

Tief in die Physik einsteigen muss man, wenn man die Theorie hinter den plasmonischen Fotodetektoren verstehen will, welche die Karlsruher Forscher für die superschnelle Datenübertragung nutzen wollen. Sie beschäftigen sich mit dem Übergang von optischen in elektrische Signale, etwa um Glasfasernetze direkt mit Mobilfunkantennen zu verbinden. Dabei werden Lichtwellen in wesentlich kleinere, sogenannte Elektronen-Licht-Anregungen umgewandelt – und diese werden von den Physikern als plasmonische Wellen bezeichnet. Ein entscheidender Vorteil dieser „plasmonischen Bauteile“ ist, dass sie rund hundert Mal kleiner sind als bisherige Fotodetektoren. Die winzigen Entfernungen von weniger als 100 Millionstel Millimetern bewirken zudem, dass diese Bauteile extrem schnell sind. So lässt sich der Inhalt einer DVD in Sekundenbruchteilen übertragen.

Die neue Technik soll die drahtlose Hochgeschwindigkeitskommunikation künftig noch schneller und leistungsfähiger machen – eine wichtige Voraussetzung, um das in der Industrie 4.0 dringend benötigte Internet der Dinge voranzubringen. Das Preisgeld soll genutzt werden, um für die weitere Forschung dringend benötigte Bauteile zu kaufen. „Das restliche Geld verwenden wir als eine Art wissenschaftliches Wagniskapital, um neue Ideen ausprobieren zu können“, sagt KIT-Forscher Christian Koos. Er kann sich nicht nur über den Preis der Gips-Schüle-Stiftung freuen, sondern auch über eine Auszeichnung des Europäischen Forschungsrats (ERC): Er und sein Karlsruher Kollege Christian Greiner haben die europäischen Consolidator Grants erhalten. Damit werden die Projekte der beiden in den kommenden fünf Jahren mit je etwa zwei Millionen Euro gefördert.