Von Eric Clapton bis Jimi Hendrix haben viele große Musiker Gitarren der Firma Fender gespielt. Nun ist der Gang an die Börse geplant.

Fullerton/Kalifornien - Buddy Holly war einer der ersten, der Mitte der fünfziger Jahre die Fender-Stratocaster benutzte und berühmt machte. Eric Clapton hat gleich mehrere Fender-Modelle. Jimi Hendrix spielte auf der Stratocaster seine legendären Soli, und setzte die Gitarre auch gerne mal am Ende der Bühnenshow in Brand. Nach einer wechselvollen Unternehmensgeschichte will die Firma Fender nun an die Börse gehen – das gab das Unternehmen jetzt bekannt.

 

Fender bezeichnet sich selbst als die Nummer eins unter den Gitarrenherstellern. Das Unternehmen wurde 1946 von Leo Fender im kalifornischen Fullerton als Radiogeschäft gegründet. Fender selbst war Techniker, kein Musiker, versuchte sich während der Wirtschaftskrise aber auch an Verstärkern und Hawaiigitarren. Mit der legendären Stratocaster, der im Jahr 1954 auf den Markt kam und immer noch gebaut wird, landete er einen bahnbrechenden Erfolg, die Gitarre wird bis heute verkauft und auch kopiert.

Der Umsatz des Unternehmens, das seinen Hauptsitz in Scottsdale/Arizona hat, ist im vergangenen Jahr um 14 Prozent gewachsen, er lag bei 700,6 Millionen Dollar. Fender verdiente 2011 rund 3,2 Millionen Dollar, nach einem Verlust von 17,3 Millionen im Jahr zuvor. Fender will mit dem Börsengang expandieren und hat den indischen und chinesischen Markt im Visier.

Das Unternehmen will bis zu 200 Millionen Dollar einsammeln. Die Aktien sollen unter dem Symbol FNDR an der Technologiebörse Nasdaq gehandelt werden. Das Unternehmen hat bisher aber weder bekanntgegeben, wann die Anteile ausgegeben werden, noch, zu welchem Preis die Aktien verkauft werden sollen.

Gute und schlechte Zeiten gab es schon

Die Hälfte der Summe soll zur Schuldentilgung verwendet werden, die andere, um weitere Firmen zu kaufen – schon jetzt sind die Marken Guild, Gretsch und Jackson ins Unternehmen integriert. Die Fender Musical Instruments Corporation hat nach eigenen Angaben rund 246 Millionen Dollar Verbindlichkeiten.

Das Unternehmen hat schon gute und schlechte Zeiten gesehen. Leo Fender versuchte es in den Anfangszeiten, den Autobauern nachzueifern und brachte nach seinem ersten Modell, der Telecaster, die Stratocaster heraus, später folgten Jazzmaster und Jaguar. Noch bevor der Stratocaster aber den Höhepunkt seines Siegeszuges erreichte, verkaufte Leo Fender 1965 sein Unternehmen aus gesundheitlichen Gründen an den Unterhaltungskonzern CBS. Doch der Instrumentenbauer blieb nur eine kleine Note im großen CBS-Verbund. Die neue Leitung setzte einige Neuerungen durch, die Leo Fender hartnäckig blockiert hatte, versuchte aber auch den Produktionsablauf zu rationalisieren, was zu Lasten der Qualität ging – der große Name verblasste. 1985 entschlossen sich ein paar Mitarbeiter um den damaligen Manager William Schultz, Investoren zu suchen und Fender zu übernehmen.

Der Anfang war hart: Da die Maschinen und Gebäude zur Instrumentenfertigung nicht mitgekauft wurden, importierte das neue Team zunächst Gitarren aus Übersee und baute in Corona und später in Ensenada (Mexiko) neue Produktionsstätten auf. Doch durch Rückbesinnung auf die alten Vintagemodelle gewann Fender wieder das Vertrauen der Musiker.

Vieles sei immer noch Handarbeit

In Corona stellen heute rund 700 Mitarbeiter täglich mehr als 500 Bass- oder E-Gitarren her. Vieles sei immer noch Handarbeit, erklärt Dave Maddux, der durch die Hallen führt. Computergenau werden die Korpusse aus Eschen- oder Erlenholz ausgefräst, das Polieren wie auch das Zusammenkleben der Instrumente und das Einpressen der Metallbünde ist nicht automatisiert. Unzählige kleine Schritte, vom Wachsen der Schrauben bis zum Lackieren sind Handarbeit.

„Es braucht ein Jahr Lernzeit, bis ein Lackierer die Sunburst mit dem dunklen Rand richtig hinbekommt“, sagt Maddux. Gefürchtet ist die „Orangenhaut“ – wenn unter dem glänzenden Lack kleine Dellen sichtbar werden, dann muss der Korpus neu geschmirgelt werden. Jedes Instrument wird von Spezialisten am Ende geprüft, die den Klang kontrollieren.

Seit 1987 gibt es in Corona auch den Custom Shop für Sonderanfertigungen, den schon viele Gitarristen in Anspruch genommen haben. Dort hat ein kleines Team gerade einen goldglänzend lackierten Precision Bass für Adam Clayton von U2 fertig gestellt. Andere Musikstars haben sich auf einer Gitarre, die an der Wand hängt, verewigt. Fender verkauft seine Produkte – und den dazu gehörigen Traum, einmal so wie die großen Stars zu spielen – schon jetzt in 85 Länder.