Das Netz ist das Beste, was Katzen jemals passieren konnte. Es scheint ihnen allerdings egal zu sein.

Stuttgart - In seinem Science-Fiction-Klassiker „Per Anhalter durch die Galaxis“ enthüllt der britische Schriftsteller Douglas Adams ein Geheimnis: Die Menschen sind nur die drittintelligentesten Lebewesen auf der Erde. Die zweitintelligentesten sind die Delfine. Geistig beherrscht jedoch werde die Welt von weißen Mäusen. Die fantastische Fabel könnte nicht weiter von der Realität entfernt sein. Wie jeder weiß, seit sich das Internet ausgebreitet hat wie verschüttete Milch, verfügen in Wahrheit nämlich die Katzen über diesen Planeten.

 

In Film und Fernsehen waren Katzen rar, denn sie lassen sich – ähnlich wie Programmierer – nur extrem ungern trainieren und sind auf eine verführerische Art eigensinnig. Und niedlich. Und lustig. Genau diese Eigenschaften machen Katzen im Internet-Zeitalter zu Comedy-Superstars. In der Zeit vor den Suchmaschinen Anfang der neunziger Jahre fand man mithilfe von Listen durchs Netz. Eine davon hieß „Interesting Devices Connected to the Net“, und eines der darauf verzeichneten Online-Geräte hieß „Talk To My Cat“. Es handelte sich dabei um eine der ersten Webcams, durch die man auf ein Sofa blicken konnte, auf dem sich gelegentlich eine schwarze Katze niederließ. Man konnte dann einen Satz eingeben, den ein Sprachsynthesizer der Katze zu Ohren brachte. Oder man konnte sämtliche Sätze nachlesen, die Menschen aus aller Welt bereits zu der Katze gesagt hatten.

Simon’s Cat – der Klickkönig

Allein der erste 100-Sekunden-Clip des englischen Grafikers Simon Tofield, in dem sein glubschäugiger Zeichentrickkater Simon’s Cat 2008 seinen ersten Auftritt bei Youtube hatte, wurde fast 60 Millionen Mal angeklickt. Simon’s Cat spricht eine Art von Humor an, die überall verstanden wird: Wenn man im Dschungel Indianern mit vergifteten Pfeilspitzen begegnet, die nicht so recht wissen, was sie von einem halten sollen, und zufällig irgendwo ein Google-Suchschlitz herumliegt, gibt man „Simon’s Cat“ ein – und beölt sich gemeinsam über diese komische Katze.

Das Internet ist das Beste, was Katzen jemals passieren konnte (oder umgekehrt). Mit ihrer Niedlichkeit beseitigen sie jede Art von Trübsinn im Umkreis von mehreren Hundert Metern. Eine besondere Rolle als Internet-Katzengroßmacht spielt dabei Japan. Immer wieder überrollen globale Katzenphänomene von dort aus das Netz, etwa „Nyan Cat“, die grob gepixelte GIF-Animation eines Kätzchens in Gestalt einer singenden Kirschteigtasche. Einige der berühmtesten realen Katzen des Online-Universums leben in Japan, etwa Maru, die Katze, derentwegen das Internet erfunden wurde. Der Youtube-Kanal „I am Maru“, den sein Frauchen Mugumogu eingerichtet hat, verzeichnet Klicks im dreistelligen Millionenbereich, die der Katzenfreundin zur eigenen Wohnung verholfen haben.

Dass einem bei technologischen Innovationen sofort Katzen in den Sinn kommen, hat schon Einstein gezeigt, als er Fortschritte in der Medientechnologie so beschrieb: „Sehen Sie, drahtgebundene Telegraphie ist etwas wie eine sehr, sehr lange Katze. Sie ziehen in New York am Schweif und hören es in Los Angeles miauen. Verstehen Sie? Und Radio funktioniert genauso: Sie senden Ihre Signale von hier aus, und dort empfangen Sie sie. Der einzige Unterschied ist, dass da keine Katze ist.“ Und das ist es, was die digitale Revolution verändert hat: Die Katze ist wieder da.