Frauen sollen vor allem Mütter werden und müssen im Job nicht vollkommen gleichberechtigt sein - mit solchen Äußerungen bringt der türkische Staatspräsident Erdogan nicht nur das weibliche Geschlecht gegen sich auf.

Istanbul - Frauen und Männer können nach Ansicht des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan im Arbeitsleben nicht vollständig gleichberechtigt sein. „Sie können eine Frau nicht in die gleiche Position wie einen Mann bringen“, sagte Erdogan am Montag in Istanbul laut der Nachrichtenagentur Anadolu auf einer Konferenz einer Frauenorganisation. „Das widerspricht der menschlichen Natur.“ Das Wesen der Frauen und ihre körperliche Voraussetzungen seien anders als bei Männern.

 

Frauenorganisationen protestierten auf Twitter gegen Erdogans Äußerungen. Sie riefen unter dem Hashtag #kadinerkekesittir (Frauen und Männer sind gleich) zu Protesten in Istanbul und Ankara für Dienstag auf.

"Gib ihr eine Schaufel und lass sie arbeiten? So etwas geht nicht"

Für die Frau solle die Mutterschaft Vorrang haben, sagte Erdogan am Montag weiter. Das entspreche der richtigen islamischen Lebensweise. „Feministinnen können Sie das nicht erklären.“ Diese akzeptierten die Idee der Mutterschaft nicht. Erdogan betonte: „Man kann Frauen nicht die gleiche Arbeit wie Männer machen lassen, wie es in der Vergangenheit unter kommunistischen Regimes geschehen ist. Gib ihr eine Schaufel und lass sie arbeiten? So etwas geht nicht. Das widerspricht ihrer zierlichen Statur.“ Wenn eine Frau stille, könne sie auch nicht die gleiche Arbeit leisten wie ein Mann, der nicht eine solche Verpflichtung zu erfüllen habe.

Erdogans Ansichten über die Rolle der Frau sind auch in der Türkei umstritten. Mehrfach hatte Erdogan in der Vergangenheit erklärt, eine türkische Frau solle mindestens drei Kinder haben. Außerdem sprach er sich im vergangenen Jahr dagegen aus, dass Frauen und Männer in Wohngemeinschaften zusammenleben. Damals war Erdogan noch Ministerpräsident der konservativ-islamischen AKP-Regierung. Kritiker werfen dem heutigen Staatspräsidenten vor, die streng laizistische Türkei islamisieren zu wollen.