Schnell, schnell, husch, husch. 20 Sekunden gibt das Stuttgarter Ordnungsamt Kindern, um an der Deutsch-Französischen Grundschule in Sillenbuch in den elterlichen SUV zu springen. Da darf nichts, aber auch rein gar nichts, dazwischenkommen.

Sillenbuch - Der neuzeitliche Mensch ist ein hetzender. Während Ingenieure immer schnellere Fortbewegungsmittel erfinden, damit Tui bald günstige Pauschalreisen ins Weltall anbieten kann, greift das Amt für öffentliche Ordnung zum einfachen und günstigen Beschleunigungsmittel: Es stellt ein Schild auf. „Ein- und Aussteigen 20 Sekunden“, heißt es an der Deutsch-Französischen Grundschule in Sillenbuch. Schließlich müssen die Eltern nur die Kleinen in das Auto verfrachten und den Schulranzen hinterherwerfen, haben sich die Verantwortlichen gedacht.

 

Die Kinder kümmert das wenig. Nach Schulschluss unterhalten sie sich ausgiebig mit ihren Mitschülern über die neueste Folge der Trickfilmserie „Ninjago“, suchen den seit Wochen verlorenen Schirm und müssen als Strafarbeit die Tafel putzen. Die Helikoptereltern vor der Schule geraten ins Rotieren. Sie lassen den Motor ihres SUV aufheulen und feuern ihren trödelnden Sprössling mit roten Gesichtern an, er möge doch – vite, vite! – endlich zum Auto laufen. Der Stau vor der Schule wird länger, das Hupen der Wartenden aggressiver. Große Erleichterung, als der Nachwuchs vorm Auto steht, nichts wie rein mit ihm samt seiner sieben Sachen. Das Kind will nur noch schnell seine gute Mathearbeit präsentieren und leert in der Hektik gleich den gesamten Ranzen. Zu allem Unglück klemmt der Sicherheitsgurt. Zut alors!

Achteinhalb Minuten statt 20 Sekunden

Menschliches und technisches Versagen, das macht am Ende achteinhalb Minuten Einsteigzeit statt 20 Sekunden. Welche Rolle spielt es schon, dass der Bücherbus dreineinhalb Stunden vor der Grundschule parken darf, bei den Familien muss es schneller gehen. Da kennt das Amt kein Pardon. Und wenn die Beschleunigungsmaßnahme auch in Zukunft nicht greift, dann wird die Behörde demnächst mit einem der hiesigen Autohersteller kooperieren – und in aller Eile ein Kinder-Ansaug-System entwickeln lassen.