Mit einem Boykottaufruf gegen Edeka will der Linke Christian Stähle alte Göppinger Bausubstanz retten. Das wird Lidl und Aldi hart treffen.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Göppingen - Huch, sind wir schon wieder soweit, dass in Deutschland Einzelhandelsgeschäfte boykottiert werden ? Der Göppinger Linken-Stadtrat Christian Stähle, der als Antifaschist kraft Amtes gegenüber solchen geschichtlichen Feinheiten eine Hornhaut besitzt, hat nun jedenfalls über seinen leider nicht boykottierbaren Presseverteiler angekündigt, „die rechtliche Möglichkeit eines Boykottaufrufs“ gegen den Edekamarkt in der Göppinger Marktstraße zu prüfen. Das historische Gebäude des Hotels Apostel, in dessen Erdgeschoss der Edeka-Händler Gerhard Daiber seine Waren feilbietet, könnte nämlich bald schon abgerissen werden.

 

Nun ist Daiber zwar nur Mieter, doch wenn sich der Hauseigentümer, die Stuttgarter Nanz-Stiftung, als Verursacher dieses drohenden städtebaulichen Skandals nicht treffen lässt, muss eben derjenige herhalten, der in der Schusslinie steht. Schließlich hat uns schon Friedrich Schiller den Tipp gegeben, den Sack zu schlagen, wenn wir den Esel meinen.

Die Prüfung der rechtlichen Möglichkeit des Boykotts dauert noch an. Allerdings drängt die Zeit, weshalb alternative Protestformen nicht tabu bleiben sollten. So könnte sich Stähle mit Gleichgesinnten an der Wursttheke anketten oder einen Sitzstreik vor den Einkaufswagen veranstalten, um Boykottbrecher am Einkauf zu hindern. Saboteure könnten konspirativ alle Joghurts mit früherem Verfallsdatum in die hinteren Reihen des Kühlregals sortieren oder heimlich die Türen der Tiefkühlschränke offen stehen lassen.

Dem Edeka sei hingegen zur Flucht nach vorne geraten. Er sollte Stähles Boykottaufruf für großflächige Werbeanzeigen nutzen nach dem Motto: „Wer jetzt noch bei Aldi und Lidl kauft, unterstützt Stadtrat Stähle und die Linkspartei.“ Zumindest der Oberbürgermeister Guido Till und der gesamte Rest des Gemeinderats dürften Daibers Kassen als aller treueste Kunden kräftig klingeln lassen, Apostel hin oder her.