Mitten in der Göppinger Fußgängerzone ist in den vergangenen Wochen ein interessantes Phänomen zu beobachten gewesen. Inzwischen ist das Volksrecycling jedoch abgeschlossen. Was jetzt noch rumsteht, darf entsorgt werden.

Region: Andreas Pflüger (eas)

Göppingen - Ob blauer Biobeutel, Gelber Sack, ob Grüngutabfuhr: Wird über die Abfallentsorgung diskutiert, ist die Bevölkerung des Stauferkreises immer auf Sendung. Heute geht es an dieser Stelle um das Thema „Volksrecycling nach Müllvermehrung“, das an unterschiedlichen Orten zu unterschiedlichen Zeiten immer wieder mal Schule zu machen scheint – was es, nach längeren sozialpsychologischen Studien, allerdings nicht unbedingt tun sollte.

 

Im speziellen Fall hat alles mit einem der weithin bekannten und neuerdings nicht mehr unumstrittenen schwarzen 120-Liter-Kuttereimer begonnen. Mitte November vergangenen Jahres – es muss unmittelbar nach einem turnusmäßigen Abfuhrtermin gewesen sein – stand der Kübel komplett geleert, aber mit einem zur Hälfte abgerissenen Deckel in der Göppinger Fußgängerzone herum. Die Müllmarke fehlte. Nichtsdestotrotz wurde die Tonne, was per se ja vorbildlich ist, von den Passanten Tag für Tag gefüllt. Damit nicht genug.

Rund um das Corpus Delicti sammelte sich im Laufe der Zeit immer mehr Unrat an, der rein größentechnisch nicht in den Eimer passte: ein alter Schreibtischstuhl, ein paar Bilderrahmen, eine Esszimmergarnitur und sogar ein altes Sofa. Legaler Sperrmüll? – Wohl nicht. Manche Dinge verschwanden dennoch wieder, weil sie irgendjemand brauchen konnte. Andere kamen neu hinzu. Jetzt herrscht seit einigen Wochen ein Recycling-Stillstand.

Kurzum: das Zeug, das jetzt noch rumsteht oder wahlweise rumliegt, ist Müll und die Tonne, die offenkundig niemandem mehr gehört, randvoll. Von den mehrmals täglich daran vorbei patrouillierenden Knöllchenschreibern des Ordnungsamts wird der Abfallhaufen indes ebenso ignoriert wie von den Müllleuten, die auf ihren Touren inzwischen schon gut ein halbes Dutzend mal daran vorbeigefahren sind.

Dass der Unrat mitten in der Stadt nichts verloren hat, diese nicht gerade schmückt und „unbedingt weg muss“, darüber besteht Einigkeit. Aber: der Haufen will ums Verrecken nicht von alleine verschwinden. Wir haben jetzt mal recherchiert: ein Holzstuhl braucht rund 380 Jahre bis er verrottet, noch etwas länger das Metallgestell des Büromöbels, von der Kunststoffmülltonne ganz zu schweigen. Zeit spielt hier also keine Rolle – zumindest nicht solange der Gebühren-Bepper fehlt.