Die Birkacher und Plieninger kriegen sich in verlässlicher Regelmäßigkeit über die Frage in die Haare, wer über was abstimmen darf. Dieser ewig währende Streit könnte der Grund dafür sein, dass ein Schild an der Filderhauptstraße zusehends verblasst.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Plieningen/Birkach - Das R und das H in Birkach halten sich tapfer. Sie sind noch gut zu erkennen. Der Rest des Namens auf dem Wegweiser an der Filderhauptstraße in Plieningen verblasst zusehends. Ähnlich ergeht es Hohenheim und Asemwald. Zu lesen sind eigentlich lediglich noch die Buchstabenfragmente Ho e eim und As enw.

 

Wer schon einmal eine Sitzung des örtlichen Bezirksbeirats besucht hat, hat einen Verdacht, warum das Verkehrsschild kurz nach dem Ortseingang von Möhringen her kommend wohl oder übel dem Verfall ausgeliefert ist. Der örtliche Bezirksbeirat ist nicht ein Bezirksbeirat, es sind zwei Bezirksbeiräte: für Birkach UND für Plieningen. Sie teilen sich – wie nirgends sonst in Stuttgart – zwar eine Bezirksvorsteherin, ein Bezirksrathaus, eine Bezirksbeiratssitzung und eine Postleitzahl, aber bei Beschlüssen hat die Teilbereitschaft eine Grenze erreicht.

Wer stimmt über was ab?

Erst im Januar ist wieder eine Debatte ausgebrochen, wer hier eigentlich über was abstimmen darf. Der aktuelle Anlass war ein geplantes Doppelprojekt der Katholischen Kirche in beiden Stadtbezirken. In Birkach soll die Pallotti-Kirche abgerissen werden, und die Stadt will erlauben, dass dort Wohnungen gebaut werden – unter der Voraussetzung, dass die Kirche in Steckfeld – also Plieningen – ein Pflegeheim baut. Es handelt sich also um ein Projekt, bei dem irgendwie beide Bezirke etwas zu sagen haben. Allerdings hat so mancher Birkacher Bezirksbeirat den Verdacht, dass die Plieninger für die Wohnungen in Birkach sind, weil sie das Pflegeheim wollen, während einige Birkacher die Wohnungen kritisch sehen und ihnen das Heim erst einmal nicht so wichtig ist.

Zurück zu dem Wegweiser an der Plieninger Filderhauptstraße. Wer soll darüber abstimmen dürfen, ob das Schild erneuert wird? Eigentlich ja die Plieninger, schließlich steht die Tafel auf ihrem Boden. Doch was haben sie davon, die Leute nach Birkach zu schicken? Davon haben nur die Birkacher etwas. Sollten also nur die Birkacher abstimmen? Oder beide? Dass immer weniger Buchstaben zu entziffern sind, könnte dafür sprechen, dass sich die beiden Bezirke nicht einigen können.

Da ist es eigentlich nur gut, dass die Stadtverwaltung manche Dinge auch einfach ohne die politischen Gremien in Gang bringen kann – wie zum Beispiel einen Schildertausch. Wenn sie es denn täte. In anderen Bezirken würden vermutlich die Bezirksbeiräte die Verwaltung erinnern, aber in dem Doppelbezirk auf den Fildern ist das leider etwas verfahren.